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-dem Steinschneiden eine solche Geschicklichkeit besessen, dass
Niemand aus ihrer Kachkommenschaft ihnen habe gleich kommen
können. Es unterliegt auch keinem Zweifel, dass man Bilder und
andere Gestalten in die Steine schneidet, die den bestimmten
Kräften derselben entsprechen. Wenn es nun richtig ist, dass die
Kinder Israels mannigfache Gestalten in allerlei Gemmen und Edel-
steine geschnitten haben, so ist es auch zweifellos, dass sie es
nicht gethan haben ohne Beziehung auf die verschiedenen Kräfte,
die die Steine dadurch erhalten, und dass sie ihrer Arbeit den Sinn
zu Grunde legten, der ihnen vom heiligen Geiste zu dem Ende be-
sonders gelehrt wurde. Der eine dieser Künstler hiess Beseleel, der
andere Ooliab,1) beide waren vom heiligen Geist besonders in alle
dem unterrichtet, was zur Kunst gehört, Edelsteine zu schneiden,
zu poliren und zierlich herzurichten. Sie schnitten und bereiteten
die edelen Steine für das Tempelgewand, welches Aaron beim
Gottesdienste am Altar trug. Nach Gottes Gebot brachten sie an
dem Gewände zwölf ausgesuchte Steine an und schnitten die Namen
-der Kinder Israels hinein. Desshalb ist das Steinschneiden nicht
so ohne Grund. Allerdings glaube ich damit nicht, dass jegliche,
in einen Stein geschnittene Figur auch gleich eine Kraft oder Tugend
desselben bedeute. Das ist dasjenige, was über die Steine im Allge^-
meinen zu sagen ist. f

1. Tom Amethyst.

Amethystus ist einer der eben erwähnten, kostbaren und aus-
erwählten Steine. Er ist violett oder purpurfarben, letztere Art
ist die beste. Einige Amethyste sind auch gefärbt wie rother Wein
oder Wasser, das durch rothe Erde geflossen ist, und diese lassen
sich leichter schneiden, wie die anderen Arten. Dieser Stein wirkt
der Trunkenheit entgegen, macht den Menschen wachsam, ver*-
scheucht die bösen Gedanken und bringt klaren Verstand. Der
Stein wäre noch geschätzter, wenn er weniger häufig vorkäme,,
man findet ihn aber sehr oft im Mohrenlande Aethiopien und in
Indien. Auch in Deutschland trifft man ihn hier und da, er ist
aber nicht viel werth und dunkel.

Mit diesem Steine habe ich unsere liebe Frau in einem Lob-
gesange verglichen, der mit den Worten beginnt: Ave virgo praegnans
prole! Sie ist ja auch mild und sanft in ihrer Gnade, wie der Stein

*) 2. Mose 31, V. 2—6. Luther nennt die beiden: Bezaleel und Ahaliab.

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