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läufern. Das ist nicht zu verwundern, weil dieser Stein anfänglich
als Kraut im Meere wächst. Erst wenn dies Kraut durch die
Schiffe oder absichtlich aus dem Wasser hervorgezogen wird, erhärtet
es und wird zu Stein. Dieser Stein kommt bis zur Grösse eines
halben Fusses vor. Er vermag dem Blitz und dem Ungewitter zu
widerstehen. Desshalb streuten unsere Vorfahren ihn mit dem
Saatgut auf den Acker aus und hingen ihn in den Oelbäumen auf,
zum Schutz gegen Hagel und UnwTetter. Auch gegen die bösen
Geister ist er wirksam, vielleicht, weil er in seiner Verästelung-
häufig die Form eines Kreuzes darstellt. Desshalb wehrt er auch
manches Unheil ab, wenn man ihn mit seinen Aesten au sich trägt.
Endlich auch ist er heilsam gegen die zehrende Feuchtigkeit, die
lateinisch Phlegma genannt wird.

16. Vom Chrysopras.

Crisoprassus ist ein Edelstein mit zwei Farben. Er ist nemlich
grün wie Porrei- oder Lauchsaft und dabei besprengt mit goldenen
Tröpfchen. Dieser Stein ist sehr selten und steht desshalb hoch
im Werthe. Man findet ihn in Iüdien. Er ist gut für die Augenr
da er die Sehkraft stärkt. Ausserdem benimmt er die Neigung
zum Geiz und verleiht dem Menschen Stätigkeit zu allen guten
Werken,

In meinem Lobgesange habe ich unsere liebe Frau wegen ihrer
grossen Sanftmuth diesem Steine verglichen. Sie klärt die Seh-
kraft unserer Vernunft, giesst volle Gnade in unsere Seele, nimmt
von uns die Habsucht nach weltlichen Dingen und bestätigt uns in
allen göttlichen Werken.

17. Vom Schwalbenstein.

Chelidonius heisst Schwalbenstein. Er ist unförmlich und
klein und findet sich im Körper der Schwalbe.x) Es giebt rothen
und schwarzen Schwalbenstein. Die jungen Schwalben, welche den
Stein in ihrer Leber haben, erkennt man daran, dass sie ihre
Schnäbel, wie zum Zeichen des Friedens, einander zugekehrt halten,
wogegen die anderen Schwalben ihre Schnäbel von einander weg-
wenden. Der rothe Schwalbenstein besänftigt die Mondsüchtigen
und Unsinnigen wie auch das tägliche Fieber, und macht den
Menschen wohlredend und angenehm oder liebenswerth. Man muss

x) Vergl. III. B. 41.
 
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