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Thiel, Viktor
Papiererzeugung und Papierhandel vornehmlich in den deutschen Landen von den ältesten Zeiten bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. — 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2403#0016
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Papiererzeugung und Papierhandel. 121

Röder lag eine von Georg v. Bindauff gegründete Papiermühle, die 1607
ein Privileg erhielt97).

Die älteste urkundliche Nachricht über Papiererzeugung in Böhmen
stammt aus dem Jahre 1499. Damals erlaubte König Wratislaw dem
Müller des Abtes von Königssaal (Zbraslaw), Hadern zu kaufen und
Papier zu erzeugen. Um diese Zeit bestand auch schon in Trautenau eine
städtische Papiermühle, oberhalb deren 1505 eine Riesenforelle gefan-
gen wurde. Wahrscheinlich zu Beginn des 16. Jahrhunderts war bereits
das Papierwerk in Prag bei der Mühle am Kamen (Stein) im Betriebe;
1530 erscheint unter den Altstädter Bürgern ein Papiermacher Dominik
Oton, 1534 Hannes Frey aus Reutlingen. Frey errichtete 1534 noch
eine zweite Papiermühle in Liben bei Prag, 1540 eine solche in Alten-
berg an der Grenze Böhmens nächst Iglau98). Im gleichen Jahre wurde
die Papiermühle in Eger durch die Stadtgemeinde erbaut99). Schon
früher war die Papiermacherei in Friedland aufgekommen, erwähnt in
den Jahren 1519 und 152310°). In Aussig errichtete 1559 Hans Schaff-
hirt aus Dresden eine Papiermühle101), in Bensen 1569 Heinrich Linke,
der aus der Oberlausitz kam102). Der Förderer des Luthertums und In-
haber der Herrschaft Hainspach, Hans von Schleinic, begann 1569/70 in
Unter-Einsiedl (Dolni Einsiedl) Papier zu erzeugen. 1570 war die Pa-
piermühle in Niemes schon im Betriebe, deren Gründung mit Karl von
Biberstein zusammenhängt. 1572 bestand bereits eine vom Papiermacher
Valentin begründete Papiermühle in Krumau103). In Görkau (Jirkov) er-
standen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zwei Papiermühlen;
die ältere gründete Christoph von Karlovic, der 1554 die Herrschaft
Cechohrad kaufte, die zweite seine Söhne Georg und Wolf Christoph
1596104). Spätestens 1598 entstand in Komotau eine Papiermühle, in
diesem Jahre erbaute der Papiermacher Adam Abbt eine solche im Dorfe
Brand bei Joachimstal. So sind bisher am Ende des 16. Jahrhunderts
20 Papiermühlen in Böhmen bekannt geworden.

Schlecht sind wir derzeit über die Anfänge der Papiererzeugung in
Mähren unterrichtet. Die Papiermühle in Olmütz dürfte 1505 begründet
worden sein105); über die Papiererzeugung in Groß-Ullersdorf (1520?),
Littau (vor 1564 entstanden)106), Brunn (vor 1568 errichtet)107), Schön-
berg (vor 1571 erbaut) geben uns nur Wasserzeichen Anhaltspunkte108).

9?) Archiv XI, 331. — Die Wasserzeichen einer erst festzustellenden Papier-
mühle, deren Erzeugnisse 1547—1560 in Sachsen, Thüringen, Franken und Han-
nover verbreitet waren, verzeichnet Briquet Nr. 9147—90. Briquet vermutet
Wittenberg als Standort.

98) Z. Winter, Remeslnictvo a zivnosti v 16. veku v Cechäch (Handwerker
und Gewerbe im 16. Jahrhundert in Böhmen) und Frant. Zu man, Ceske filigräny
XVI. stoleti. — 99) Siegl a. a. O.

10°) H. Metzger, Geschichte der Papiermühle in Friedland, in: Mitt. d.
Ver. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen XLVI1I, 315; Zittauer Geschichtsblätter 1929
Nr. 11.

101) C. Jahnel, Die Papiermühle zu Aussig, in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d.
Deutschen in Böhmen XXIII, 293. — A. Marian, Die Papiermühle zu Aussig, ebd.
XXXIV, 400. — 102) E. Rede r, Die Papiermühle zu Bensen, in: Mitt. XLIV, 220.

103} Fr. Zum an a. a. O.

104) Fr. Zum an, Inventäfe papirny z pocätku 17. stoleti (Inventar einer Pa-
piermühle zu Beginn des 17. Jahrhunderts), in: Pamätky archeol. XXXIII, 167.

105) Briquet Nr. 102. — ioe) Ebd. Nr. 2100. — «7) Ebd. Nr. 219. —
i°8) Ebd. Nr. 932.
 
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