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Thiel, Viktor
Papiererzeugung und Papierhandel vornehmlich in den deutschen Landen von den ältesten Zeiten bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. — 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2403#0037
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142 Papiererzeugung und Papierhandel.

schinen 1742 in Reinerz, 1743 und 1749 in Kempten, 1744 in Dieters-
dorf, 1750 in Stein, 1743 in Räbke (Braunschweig) aufgestellt. Als
Heinrich Balthasar Hofeid 1724 eine Papiermühle in Ciarental bei Wies-
baden gründete, hatte er die Absicht, auch ein „holländisches Werk"
einzubauen, doch scheint es hiezu nicht gekommen zu sein211). 1750
ließen die Jesuiten in der ihnen gehörigen Grazer Papiermühle eine
Holländermaschine mit einem Kostenaufwande von 1800 fl. einrichten,
welche in sechs Stunden so viel leistete, wie ein ganzes Geschirr von
fünf Stampflöchern in 24 Stunden, und auch zur Erzeugung „eines reinen
geschlachten Papiers" nicht wenig beitrug; gegen diese Neuerung
nahmen die Papierer in Steyr namens ihrer Fachgenossen in Ober- und
Niederösterreich, sowie Mähren Stellung und bedrohten den Papier-
meister und die Gesellen der Jesuitenmühle mit Scheltung. Auf die
Beschwerde der Jesuiten schritt die österreichische Regierung rasch und
scharf ein; die beiden Papiermacher in Steyr wurden mit drei Wochen
Arrest bestraft212).

V. Papiererzeugung im 17. und 18. Jahrhundert.

Einen Aufschwung bahnte allmählich die Gewerbepolitik der größe-
ren deutschen Staaten im Zeitalter des Merkantilismus an. Dem Bei-
spiele Frankreichs und Englands im Streben nach Sammlung und Ent-
faltung aller wirtschaftlichen Kräfte des Staates im Interesse seiner Gel-
tung in der Weltpolitik suchten auch die deutschen Landesfürsten, Öster-
reich und Preußen voran, nachzufolgen. Auch der Papiererzeugung
wurde Aufmerksamkeit zugewandt. Worauf es den Regierungen hiebei
ankam, wurde gar bald ersichtlich durch die Steuerbelastung, welche
die Papiererzeugung da und dort erfuhr. Im Juni 1675 wurde zunächst
für Ober- und Niederösterreich, sowie für Innerösterreich durch ein
kaiserliches Patent ein Papieraufschlag verlautbart; er sollte zur Dek-
kung der hohen Kriegskosten dienen, die damals erwuchsen. Es wurde
gerade auf Papier ein Aufschlag eingeführt, da hiedurch „der arme
Mann", der ohnehin sehr belastet sei, am wenigsten betroffen werde213).
Der Aufschlag rief lebhafte Beschwerden der Papiermacher hervor, doch
scheint die Regierung mit dem finanziellen Erfolge der Abgabe zufrieden
gewesen zu sein, da sie 1693 den Papieraufschlag auch auf die Sudeten-
länder ausdehnte. Für die Ausfuhr von Papier, die aus diesem Gebiete
nicht unbeträchtlich war, hatte er indes eine katastrophale Wirkung.
Innerhalb von vier Jahren sank die Jahresausfuhr aus Schlesien von
14 000 auf 14 Ballen. In Polen aber, wohin hauptsächlich schlesisches
Papier geliefert worden war, kam die Papiererzeugung in die Höhe und
auch holländisches Papier fand dort nunmehr Eingang. Den Branden-

2U) Hössle in verschiedenen Aufsätzen in: Der Papierfabrikant XX, XXII
und XXVI, sowie in seiner Arbeit über die Augsburger Papiermühlen S. 18.

212) Thiel, Papiererzeugung Steiermarks S. 18.

213) Der Aufschlag betrug für eingeführtes Papier: 1 Ries doppelt oder ein-
faches Regal, Median, gefärbtes oder türkisches Papier 6 f 1.; 1 Ries Post-, Schreib-
und Kanzleipapier 2 f 1.; 1 Ries Adler-, gemeines Concept-, auch Druckereipapier
1 fl.; 1 Ries Schrembs- oder Fließpapier 30Kr.; für das inländische Papier, das ge-
meinhin etwas schlechter und wohlfeiler sei, wird die Aufschlaggebühr um ein
Viertel vermindert (Thiel a. a. O. S. 12f.).
 
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