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Vollmer, Hans
Ober- und mitteldeutsche Historienbibeln (Materialien zur Bibelgeschichte und religiösen Volkskunde des Mittelalters, Band 1, 1. Hälfte) — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.2076#0032
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A. Oberdeutsche Historienbibeln. 23

findet sich's in der Hamburger (bis auf die Cykladen und Delos am
Schluß), demnach wohl überhaupt in Gruppe III b. Ebenso ist LXXXVI,
das sechste Incidenz, wieder fortgelassen. Auch sonst wären in Genesis
noch mancherlei Streichungen und Kürzungen zu verzeichnen; wieder-
holt sind zwei oder mehr Kapitel des Textes bei Migne in eins zu-
sammengezogen, seltener andre in zwei Abschnitte zerlegt. Theologu-
mena und andres gelehrte Beiwerk, namentlich auch sprachlicher Art,
wird meist weggelassen. Lehrreich ist CXII am Schluß die Übersetzung
wirflok (Wirbellocke); das setzt gegen Migne (yeritate) die Lesart ver-
tice voraus, wie sie alte Drucke bieten. Die schon mehrfach erwähnte
Hamburger Handschrift macht daraus vir flekche. Auch sonst ist die
Vergleichung dieser beiden deutschen Texte von Interesse. Bei der Über-
setzung von Comestor Exod. VIII und IX werden Verba wie verheizen,
erchomen u. a., die sich in der Kreuzensteiner Handschrift finden, dem
Bearbeiter des Textes, den die Hamburger bietet, unverständlich und
durch die auch uns geläufigen Ausdrücke ersetzt.

Wie es hier für die Genesis im einzelnen veranschaulicht wurde,
bleibt das Verhältnis der deutschen Übersetzung zur lateinischen Vorlage
durch das ganze Werk hindurch, das sich auf den alttestamentlichen Teil
der Historia scholastica beschränkte. Die Person des Übersetzers ist
in Dunkel gehüllt; doch weist der Handschriftenbefund in das bayrisch- /
österreichische Sprachgebiet. Die deutliche Absicht der Arbeit war j
die Erschließung von Comestors Werk für weitere Kreise, vielleicht auch
für Schulzwecke, nicht nur durch Verdeutschung des Textes, sondern auch
durch Entlastung von entbehrlichem gelehrten Apparat.

Gruppe III b.

Diese Übersetzung nun bildet auch den Grundstock für unsre Gruppe
III b. Aber sie erscheint hier, namentlich am Anfang, so stark erweitert,
daß die bisherige Verkennung dieser Historienbibel wohl entschuldbar
ist. Ich selbst habe sie noch in meinem „Adambuch" für das gehalten,
was sie nur zum geringeren Teil ist: die Prosa-Auflösung der erwei-
terten Christherre-Chronik, wie diese in den sogenannten „Schwellhand-
schriften" vorliegt.

Die Einleitung freilich verrät sich sofort als eine solche Auflösung;
man vergleiche den Text Merzdorf 57 Z. 20 v. o. ff. mit dem Beginn
der Christherre-Chronik bei Maßmann, Kaiserchronik III 118ff. Allerdings
fehlt hier die Unterlage zu Merzd. Zeile 24—30 {Nicht drey Jesu ....
 
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