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Wüst, Paul
Die deutschen Prosaromane von Pontus und Sidonia (Marburg, Univ., Diss., 1903) — Marburg, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.2084#0015
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— 12 —

KAP. III.

Eleonore Stuart.

I. Die Herzogin und der Herzog.

Die Uebersetzerin des französischen Romans ist biographisch
nur sehr ungenügend gewürdigt: von Bartsch ADB 6, 5 und in
Brockhaus' Lexikon. Ich habe daher alle mir erreichbaren
Daten gesammelt und werde diese etwas zu beleben suchen.

Eleonore wurde gegen 1433 als das sechste Kind Jakobs I.
von Schottland geboren, [vgl. Dict. of nat. biogr. 29, 135f.]
James ist der Literaturgeschichte durch sein „Kingis Quair*
als Nachahmer Chaucers bekannt; er pflegte an seinem Hofe
eifrig die Dichtkunst und mochte seine Neigung zur Litteratur
wohl auf seine Kinder übertragen. So wird Eleonore frühzeitig
in anregendem Umgang schöngeistige Bildung erworben haben.
[Vgl. Tytler, History of Scotland III, 1, 421.]

Die Prinzessin heiratete 1449 den Neffen Kaiser Fried-
richs III., Herzog Sigmund von Tirol und Vorderösterreich.
Damit trat sie in ein Hof leben ein, das an Prachtliebe hiDter
dem des schottischen Königshauses kaum zurückblie"b. Der Ritter
Georg von Ehingen erzählt, wie er als Knabe an den Hof
Herzog Sigmunds nach Innsbruck kam, um der „Khünigin von
Schottland, ehelichem Gemahell" Herzog Sigmunds, zu dienen;
er wurde ihr „vyrschneider vnd dieschdiener." Als er jedoch
herangewachsen war, trieb es ihn, den üppigen Hof zu verlassen:
„Bedauchte mich, mir bass anzustendt zu ainem arbaytsamen
Fürsten zu khomen, mich in ritterlichen Handlungen zu ge-
brauchen und alle Ritter Spüll zu lernen, dann also in der ruw
und Wollust zu Jszbruckh zuuerligen." [G. v. E., Reisen nach
der Ritterschaft, St. Litt. Ver. 1842.] Wirklich trat im Hofstaat
Eleonorens sowohl wie Sigmunds ein für jene Zeit beträchtlicher
 
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