in eine zwingende Perspektive gestellt, an das klassische Dar-
stellungsideal. Näher in die menschliche Sphäre gerückt, doch von
eben großer Meisterschaft der plastischen Sicherheit und saftiger
Rundung die Radierungen Jean Franpois Millel’s. Dann wieder des
nordischen Anders Zorn warme lichlumflossene Körperlichkeit
gegen die sentimentalisch verträumten river songs des D. Mac
L a u g h 1 a n oder die herb-schönen, von einem tiefgründigen Schick-
sal umwobenen Landschaften eines Alphonse Leg ros. Gleich-
zeitig lebt sich jenseits dieser inneren Gestaltungsunterschiede in
der Graphik dieses Jahrhunderts ein weltumspannender Gegensatz
heran wie der von Daum i er und Whistler. Unerhört der eine,
in der kecken Verspottung bürgerlicher Kultur, das Schwarz-Weiß
seiner Karikatur zu suggestiver Wirkung steigernd, beherrscht der
andere, von einer menschlichen Beseeltheit und innerer Lebens-
spannung in seinen Bildnissen wie bisher kaum ein zweiter. Die-
sen allen wieder gegenüber deutsche Meister wie Hans Meid und
Max Slevogt in endgültiger souveräner Beherrschung des Ma-
terials, überreich an Fülle der phantastischen Gesichte besonders
der lef3tere und von einer berauschenden, zitternden Beschwingfheit
der Linie. Sie alle wiederum schließen den Kreis gestaltender
Kräfte, die mit einer großen Zahl hier ungenannter Meister in ihrer
Summe das künstlerische Wollen des vorletzten Jahrhunderts ver-
lebendigen, das auf Grund der ewigen Zusammenhänglichkeit alles
Lebens fruchtbringend in das Werden unserer augenblicklichen
Gegenwart geflossen ist.
KÖLN, im Februar 1922.
Dr. Paul J. Cremers
stellungsideal. Näher in die menschliche Sphäre gerückt, doch von
eben großer Meisterschaft der plastischen Sicherheit und saftiger
Rundung die Radierungen Jean Franpois Millel’s. Dann wieder des
nordischen Anders Zorn warme lichlumflossene Körperlichkeit
gegen die sentimentalisch verträumten river songs des D. Mac
L a u g h 1 a n oder die herb-schönen, von einem tiefgründigen Schick-
sal umwobenen Landschaften eines Alphonse Leg ros. Gleich-
zeitig lebt sich jenseits dieser inneren Gestaltungsunterschiede in
der Graphik dieses Jahrhunderts ein weltumspannender Gegensatz
heran wie der von Daum i er und Whistler. Unerhört der eine,
in der kecken Verspottung bürgerlicher Kultur, das Schwarz-Weiß
seiner Karikatur zu suggestiver Wirkung steigernd, beherrscht der
andere, von einer menschlichen Beseeltheit und innerer Lebens-
spannung in seinen Bildnissen wie bisher kaum ein zweiter. Die-
sen allen wieder gegenüber deutsche Meister wie Hans Meid und
Max Slevogt in endgültiger souveräner Beherrschung des Ma-
terials, überreich an Fülle der phantastischen Gesichte besonders
der lef3tere und von einer berauschenden, zitternden Beschwingfheit
der Linie. Sie alle wiederum schließen den Kreis gestaltender
Kräfte, die mit einer großen Zahl hier ungenannter Meister in ihrer
Summe das künstlerische Wollen des vorletzten Jahrhunderts ver-
lebendigen, das auf Grund der ewigen Zusammenhänglichkeit alles
Lebens fruchtbringend in das Werden unserer augenblicklichen
Gegenwart geflossen ist.
KÖLN, im Februar 1922.
Dr. Paul J. Cremers