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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Antike Denkmäler (Band 2) — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.655#0008
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TAFEL 8. HYDRIA DER SAMMLUNG TORLONIA IN ROM.

Die Hydria der Torlonia'schen Sammlung in Trastevere ist in
Vulci gefunden, erwähnt von W. Heibig im Bull, dell' ist. 1SS3
S. 166 und von W. Klein, Meistersignaturen2, S. 199, 2. —
H. 0,43 m. Ergänzungen sind gering, das Bild ist nahezu unbe-
rührt. Die Zeichnung zu unserer Tafel ist von G. Mariani, revidirt
von \Y. Heibig und F. Hauser. Die Ornamente erscheinen in
ihr etwas zu regelmäfsig.

Die Oberfläche des Gefäfses ist schwarz, die Ornamente sind
theils schwarz auf rothem Grunde (Knüpfband, Mäander und Kyma
um das Bild), theils roth ausgespart (Palmettenband vorn am
Vasenbauche). Das auf unserer Tafel fast in Originalgröfse wieder-
gegebene Bild ist roth auf schwarzem Grunde, mit einer an vielen
Stellen kenntlichen geritzten Vorzeichnung. Verdünnte Firnifsfarbe
ist für die zarteren Falten an den oberen Theilen der Chitone
verwendet, mit hellerem Firnifs der Nasenflügel der Frau r. ge-
zeichnet. Die losen Enden der Haare erscheinen bräunlich. Der
Umrifs der Haare ist gegen den Grund nicht durch Ritzlinien,
sondern durch eine Zone von Thongrund abgegrenzt. Die Körper
sind unter den Gewändern bestimmt gezeichnet, wie es sich nur
bei den besten Bildern des strengen rothfigurigen Stils findet.
Mit rother Farbe aufgesetzt sind der Polsterring auf dem Kopfe
der weiblichen Figur 1., die Bänder, welche bei beiden Figuren
von der Gürtung herabhängen, die Zunge des Löwenkopfes und
einzelne Blätter im Kranze der Silensmaske, während die übrigen
weifs aufgesetzt sind. Weifs waren auch die beiden Wasserstrahlen.
Ob die Inschriften weifs oder roth aufgemalt waren, ist nicht mehr
deutlich zu erkennen.

Das Bild stellt die beliebte Szene des Wasserholens am
Brunnen dar. Das Brunnenhaus (Beischrift: xprjvr,) steht auf Stufen,
mit einer dorischen Säulenstellung jederseits von einer Mittelwand,

an der nach r. ein Löwenkopf, nach 1. ein Silenskopf, beides
hierfür übliche Formen, als Wasserspeier angebracht sind. Die
Akroterien sind volutenartig gebildet, wie noch erhaltene alt-
athenische: Antike Denkmäler I, Tafel 50. Auf jeder Seite ist
eine weibliche Figur mit Wasserholen beschäftigt, die zur L. in-
schriftlich Aiovuaio, die zur R. Y^i,- genannt. Dionysia hat den
Polsterring, airetpa oder tuXyj, schon auf dem Kopfe und die ge-
füllte Hydria auf dem Knie des auf die Stufen hochgesetzten
Beines, um sie gleich auf den Kopf zu nehmen (vergl. Thessalische
Münzen in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie 1878,
Taf. II, 24 Friedländer). Hypsis hat ihr Gefäfs noch unter dem
Wasserstrahle stehen, tritt, das Gewand vorsichtig zierlich mit der
1. Hand hochhebend, heran und will mit der r. eben den Polster-
ring auf den Kopf legen.

Der Vorgang ist eben nur ein Bild aus dem Leben, mit
grofser Feinheit aufgefafst und dargestellt.

Der Vasenforscher wird vielleicht beachten, dafs die beiden
abgebildeten Wassergefäfse etwas verschiedener Form sind; das
r. zeigt Hals, Schultern und Körper scharf von einander abgesetzt,
das 1., einer jüngeren Entwicklung entsprechend, die Einzelformen
in einander übergehend. Letztere Form wäre nach Klein (Euphro-
nios S. 267f.) im Epiktetischen Kreise entstanden, kommt aber
vereinzelt schon an sicher älteren Gefäfsen mit schwarzen Figuren,
hier also mit der älteren Form noch als gleichzeitig in Ge:
brauch vor.

Den Namen statt T<Jife vielmehr "T^t; zu lesen und mit Klein
an den Vasenmaler zu denken, der dann ohne Verbum signirt
hätte, wäre, wenn auch der Stil der Malerei nicht grade dagegen
spräche, unwahrscheinlich.

Rom. P. Hartwig.

TAFEL 9—11. ATTISCHE THONTAFELN.

Die abgebildeten Bruchstücke von wenigstens zwölf bemalten
Thontafeln befinden sich seit Jahren im Antiquarium der Königl.
Museen zu Berlin (Furtwängler n. 1811 —1826). Sie wurden im
Kunsthandel erworben. Als Fundort ist angegeben die Gegend
hinter dem Waisenhause an der Piräus-Strafsc, einige hundert
Meter nördlich vom Dipylon, also eine Gräbergegend. Einige
Stücke davon sind herausgegeben in der Gazette archeologique
XIII, 1888, Tafel 31 und S. 227. Von unseren Abbildungen sind
die auf Tafel 9 und \o in etwa drei Fünftel der Originalgröfse, 9
nach Aquarellen van Geldern's, 10 nach von ihm überarbeiteten
Photographien, hergestellt. Tafel 11, nach aquarellirten Photogra-
phien, giebt die Bilder in Originalgrösse.

Die Thontafeln sind, so weit zu erkennen, 0,37 m hoch,
0,43 m breit, 0,025 bis 0,03 m dick, aus schönem Thon, auf den
unmittelbar gemalt ist, ohne eine sonst vorkommende Grundirung
mit einer feinen Thonschicht. Sic sind in der Weise der schwarz-
figurigen Vasen, die man die mittlere nennt, bemalt. Aufser dem
Thongrunde sind drei Farben verwendet, glänzendes Schwarz, mit
dem die ganzen Bilder auch unter den aufserdem verwendeten
Deckfarben Weifs und Rothbraun zuerst ausgeführt sind. Wie
die Farben vertheilt sind, zeigt nicht nur die Farbentafel 11, son-
dern auch die farblose Wiedergabe auf Tafel 9 und 10, bei der
das Braunroth als ein tieferer Ton von dem des Thongrundes
unterschieden ist. Zur Ausführung in Farben tritt das Einritzen
hinzu, wobei sich, wie auf den Vasenbildern Malerei und Ritz-
zeichnuno' nicht immer gfenau decken. Die verschiedenen Farben

sind nicht etwa consequent zur Unterscheidung verschiedener
Stoffe angewandt, sondern mit einem Bestreben, durch Abwechs-
lung der Töne eine Form von der anderen abzuheben, die Dar-
stellung also klarer zu machen. Dafs Weifs das Nackte der
Frauen von dem Schwarz der Männer unterscheidet, entspricht
ebenso wie die schematisch verschiedene Zeichnung der männ-
lichen und weiblichen Augen dem in der attischen Vasenmalerei
dieser Periode herrschenden Brauche. Die Inschriften sind schwarz
aufgemalt, doch zum Theil, und zwar vielleicht nachträglich, auch
eingekratzt (s. Taf. 11).

Die Darstellungen schliefsen als Einzelbilder auf je einer
Tafel ab, gehören aber dem Gegenstände nach zu einem einzigen
Gcsammtvorgange. Innerhalb dieses Ganzen unterscheiden wir,
wie schon s. Z. in Athen bemerkt und auch von Furtwängler
durchgeführt, zwei Reihen:

I. die, deren Bilder oben durch einen linksläufigen und

II. die, welche oben durch einen rechtsläufigen Mäander be-
grenzt sind.

I.

Platte A. Prothesis einer weiblichen Leiche. Taf. 11,
2 —74 = Furtwängler 1811.

I )ie Kline steht, wie zwei daneben sichtbare Säulen angeben,
im Innern des Hauses mit ihrem erhaltenen Fufse auf einem drei-
stufigen Untersatze, mit dem Kopfende nach r. hin. Hier ruht
das Haupt der bekleideten und mit einem Halsschmucke ver-
 
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