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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Antike Denkmäler (Band 2) — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.655#0022
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figurigen Vasenmalerei verwandt ist. Die Bildfläche hat zunächst
denselben weifsgelben Überzug erhalten, wie bei allen Sarkophagen.
Auf ihn sind die Figuren in Umrissen aufgemalt und nachher ist
der Grund mit dunklem Firnifs abgedeckt. Dieses neue Verfahren
ist auf die oberen Teile des Sarkophages beschränkt. Unten im
Fufsstück kehren dieselben alten Muster in derselben alten Technik
wieder, wie sie an denselben Stellen auch den übrigen Sarko-
phagen eigentümlich sind, und eine Art von vermittelndem Über-
eano- CTeben die Malereien in den unteren Bildfeldern der Seiten-
streifen, indem diese in einfachem Umrifs auf hellem Grunde aus-
geführt sind. Die Dekoration des Fufsstückes bildet ein Binde-
glied zwischen beiden Gruppen. Aber auch die einfache Umrifs-
malerei, und zwar an derselben Stelle verwendet, ist den Sarko-
phagen der ersten Gruppe nicht völlig fremd. Sie findet sich bei
n. i und 15. Und ebenso läfst sich dort, wenn auch nur in ganz
schwachen Spuren, ein Ansatz zur Verwendung des hellfigurigen
Verfahrens erkennen: an den Sarkophagen n. 11 und 21 sind die
Rosetten in dem Ornamentstreifen des Kopfstückes hell auf dunkel
abgedecktem Grunde ausgeführt. Aufser durch die Technik ist
der Sarkophag n. 9 auch durch das Gegenständliche der Dar-
stellung am Kopfstück von den Sarkophagen der ersten Gruppe
verschieden. Während dort durchweg bildliche Szenen im eigent-
lichen Sinne, mit menschlichen Figuren, geschildert sind, ist hier
das alte Motiv der gegenübergestellten Tierfiguren wieder aufge-
nommen, aber in ganz neuer Weise behandelt. Eine sehr auf-
fallende Verschiedenheit der Ausführung zeigt sich darin, dafs die
Fläche für die Darstellung von Figuren in grofsem Mafsstabe be-
nutzt ist, sowol die Fläche des Kopfstückes wie auch die der
oberen und unteren Bildfelder der Seitenstreifen. Man hat nach
der in sehr freien und sicheren Linien hingeführten Zeichnung
den Eindruck, dafs ein grofser Fortschritt des künstlerischen
Könnens für die Wahl des Mafsstabes mitbestimmend gewesen
ist. Dem Sarkophag n. 9 schliefst sich das Londoner Exemplar
n. 18, das einzige nicht aus Klazomenai stammende, an, obwol
es keine hellen Malereien auf dunklem Grunde aufweist. Der Zu-
sammenhang ist hingegen durch die verwandte Disposition im
Ganzen, durch die ähnliche Verwendung der in Umrifs gezeich-
neten Köpfe in den Bildfeldern der Seitenstreifen, durch das Motiv
der Tierfiguren im Kopfstück gegeben. Für diese ist der Maler
wunderlicherweise in die altertümliche Manier, wie sie sonst nur
für die Darstellung der Fufsstücke festgehalten wurde, zurückge-
fallen. Hierin zeigt sich, dem fest ausgeprägten Dekorationssystem
der anderen Sarkophage gegenüber, eine gewisse Stillosigkeit, die
auf Verfall hindeutet, und mit ihr verbindet sich eine den Verfall
in gleicher Weise bekundende Flauheit der Ausführung, die sich
in allen Teilen, besonders aber in den schon ganz charakterlos
gewordenen Formen der Füllornamente bemerklich macht_ Dafs
wir es bei diesem Stücke tatsächlich mit einem verhältnifsmäfsig
späten Erzeugnisse einer erstarrten Kunst zu tun haben, macht
die Zeichnung der in Vorderansicht gestellten Köpfe der Löwen
im Kopfstück und der Profile der menschlichen Köpfe in den
Bildfeldern der Seitenstreifen ohne Weiteres deutlich. Der Sar-
kophag wird schwerlich früher als um die Mitte des fünften Jahr-
hunderts verfertigt sein. Wenn wir ihn nun mit Recht mit dem
Berliner Sarkophag n. 9 als zu einer Gruppe gehörig zusammen-
gestellt haben, so ergiebt sich, wie es auch die veränderte Mal-
weise des letzteren wahrscheinlich macht, diese Gruppe im Ganzen
als die jüngere. Der Berliner Sarkophag steht an der Spitze
dieser Gruppe, wie das Londoner Exemplar ihren Beschlufs bildet.

A. SARKOPHAG IN BERLIN. TAF. 25.

Vaseninventar 3352. Länge 2,085 m. Obere Breite 0,84 m.
Untere Breite 0,66 m.

Kopfstück. Ein Löwe und ein Eber stehen sich feindlich
gegenüber. Der Grund ist mit schwarzem Firnifs abgedeckt, die
Figuren sind ausgespart und mit reichlicher Innenzeichnung ver-
sehen, die mit verschieden starken, zum Teil schwarzen, zum Teil
gelblichen Firnifslinien ausgeführt ist. An dem Löwen ist aufser-
dem zur Füllung des Ohres und der Lefzenklappe ein Braunrot
verwendet, derselben Art, wie es sich auch sonst auf den oberen

Bildern der Sarkophage findet. Der Löwe hat viel Ähnlichkeit
mit dem marmornen Löwen vom Nereidenmonument, namentlich
in der Zeichnung des Auges und Oberkiefers. Der aufrecht
stehende Haarbüschel über der Stirn ist unnatürlich m-ofs o-e-

o o

zeichnet und zum Ornament ausgestaltet und erinnert dadurch
einigermafsen an die knopfartig gebildeten Stirnverzierungen der
altertümlichen Greifenköpfe.

Als Einfassung dient oben und unten ein schmaler Streifen,
schwarz, darin ausgespart weifse Quadrate mit einspringenden
Häkchen.

Oberer Ve'rbindungsstreifen. Sogenannter Eierstab mit
Astragal darunter. Die Spitzen zwischen den breiten oval endi-
genden Blättern sind mit doppelten Linien umzogen, in dem
Astragal sind die Perlen durch zwei senkrechte Linien getrennt
oder verbunden (vgl. Momim. delt inst. XI Taf. 54). Deutlich
zeigt sich darin, wie die plastische Form auf die Fläche projicirt
ist. Dieses Ornament findet sich hier zum ersten Male in der
Malerei und sogleich in der für immer typisch gebliebenen Gestal-
tung ausgedrückt.

Die Seitenstreifen. Oberes Bildfeld. Jederseits ein
behelmter Kopf im Profil, nach innen gewendet, in der gleichen
Technik wie die Figuren am Kopfstück. Die Helme haben den-
selben Typus, wie er auch sonst auf den Bildern der Klazomener
Sarkophage erscheint. Nur ist der Helmbusch fortgelassen. In
einigen kleineren Einzelheiten zeigen sich Verschiedenheiten an
den beiden Helmen. Bei dem einen ist die Umrifslinie des
Wangenschutzes geschwungener als bei dem anderen und der
Rand nicht glatt, sondern mit Nägeln beschlagen. Die Flügel-
verzierung sitzt das eine Mal vorn an der Spitze, das andere Mal,
hier dem Hörnerschmuck an den Helmen anderer Sarkophagbilder
entsprechend, an den Seiten in der Gegend der Schläfen. Im
übrigen sind die Köpfe gleichartig. Langes in dünnen gewellten
Linien gezeichnetes Haar fällt über den Nacken herab. Am Hals
ist ein nach vorn breites, hinten spitz zulaufendes Stück durch
Doppellinien bezeichnet, das wol als zum Panzer gehörig oder
als über den Panzer gelegtes metallenes Schutzband zu denken
ist. — Mittelstück. Einfaches Flechtband mit seitlich stehenden
Palmetten. Als oberer Abschlufs dient ein offener Mäander
zwischen Streifen, in denen das Muster der Einfassung des Kopf-
stücks wiederkehrt, als unterer Abschlufs ist der Astragal,
hier zwischen Punctreihen gestellt, wiederholt. — Unteres Bild-
feld. Jederseits ein jugendlicher Kopf im Profil, nach innen ge-
wendet, in Umrifs auf hellem Grund gezeichnet. Die Ecken oben
sind durch einspringende kleine Palmettenblätter ausgefüllt. Die
Köpfe sind auf beiden Seiten gleich bis auf die Stirn und Nacken-
frisur. An dem Kopfe links wird die Stirn von einem Kranz kleiner
Härchen eingerahmt, hinten ist das Haar grade abgeschnitten und
endigt, wie über der Stirn, in Härchen. An dem Kopf rechts sind
die Härchen nur im Nacken gezeichnet. Vorn liegt das Haar
weiter über der Stirn, als an dem anderen Kopfe, und eine einzelne
lange Locke fällt vor dem Ohr über die Wange herab; die Linie
am Nacken ist gebogen, als wenn das Haar in einem Schopf auf-
genommen wäre. Möglich, dafs der Kopf links als männlich, der
rechts als weiblich gfemeint ist, ähnlich wie sich in den Figuren
des Ebers und der Sau am Sarkophag Tafel 26 die beiden Ge-
schlechter gegenübergestellt sind. Die schmale, in grofsem Bogen
hinter dem Ohr herumgeführte Binde (ausgespart) und den Wellen-
contur des Haares über dem Schädel haben beide Köpfe gemein-
sam. Sie erinnern in Allem, besonders auch in der Zeichnung
der Augen sehr an den jugendlichen Kopf der Berliner Grabstele
und an den in Umrifs gezeichneten Kopf der Bonner Elpinikos-
schale Archäologische Zeitung 1885 Taf. 12.

Unterer Verbindungsstreifen. Grofser, geschlossener
Mäander, darüber eine Punktreihe.

Fufsstück. Drei Tierfiguren, in der gewöhnlichen Technik
dunkel auf hellem Grunde, in der Mitte ein weidender Bock, rechts
und links ein Panther. Die Köpfe sind, wie gewöhnlich in den
Bildern der Fufsstücke, in Umrifs gezeichnet, die Körper abgedeckt
und ihre spärliche Innenzeichnung ausgespart. Auf der hellen Grund-
fläche sind zahlreiche Füllornamente ausgestreut, die zum gröfseren
Teil aus dicken Puncten und boo-enförmio-en Linien bestehen. Sie
 
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