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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Antike Denkmäler (Band 2) — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.655#0036
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i6

und Maafse des Werkstücks, wie durch Darstellung und Stil des
Bildwerks aufser Zweifel. Die bei einer Höhe des Erhaltenen von
i,oom im »Verzeichnisse« angegebenen Maafse von 0,56 m Breite
(vorn gemessen), 0,27 m Dicke und 0,14 m Reliefstärke, wozu
0,48 m Breite für die hintere, hier wie auf A rauh gespitzte, gerade
Fläche hinzuzufügen ist, weichen nur so weit von denen der neuen
Reliefplatte ab, wie bei den verschiedenen Verkleidungsstücken
eines und desselben Monuments zulässig erscheint. Die seitlichen
Stofsflächen sind ebenfalls inmitten der Länge nach gerauht, mit
einem glatten Randbeschlage.

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Aufser diesem, schon in der »Beschreibung« skizzirten Relief-
stücke ist beistehend auch das Stück einer dritten Platte (C) ab-
gebildet, sehr unansehnlich, klein und verwittert, aber wieder nach
Form und Maafsen des Ganzen (hinten 0,455 m- breit), wie nach
Darstellung und Stil des Bildwerks, zu demselben Monumente, wie
die beiden andern, gehörig. Es wurde in der dritten Periode
unserer Ausgrabungen, 1883—1886, gefunden, ohne dafs der
Fundort verzeichnet wurde.

Jede der drei Platten war im Relief mit einer Figur gefüllt,
die, im Chiton und auf A und B einem bedekten Umwürfe, mit
nackten Füfsen nach links hin in tanzender Bewegung, ohne An-
gabe eines Bodens schwebend, schreitet. Den linken Oberarm
der Figur auf A schmückt ein Armband, leicht in das Fleisch sich
eindrückend, so dafs man an den Kunstcharakter des Kephisodot
erinnert wird, cuius latidatum est Pergami symplegma. nobile digi-
tis corpori verius quam marmori impressis (Plin. n. h. XXXVI, 24).
Das virtuos behandelte Spiel der Gewandung, der Zusatz von
Geziertheit in der Bewegung auch der Gestalt selbst, geben von
dem, was über das Attische hinausgehend zur Königszeit in Per-
gamon gefiel, eine unsere Kenntnifs bereichernde Vorstellung.

Wo das Rundmonument, etwa eine grofse Basis, stand, ver-
mögen wir einstweilen nicht zu sagen, doch darf man daran er-
innern , dafs die Fundstelle im Gebiete von Funden dionysischen
Charakters liegt, wie z. B. der Altar mit der Weihung an Dio-
nysos (Inschriften von Pergamon n. 319) unweit, ähnlich in spä-
terem Gemäuer verbaut, gefunden wurde. Aufwärts nicht allzu-
weit entfernt, liegt der Dionysostempel auf dem Markte.

Die Reliefplatte A befindet sich im Ottomanischen Museum

zu Constantinopel, dessen Direktor Hamdi-Bey wir das unserer

Abbildung zu Grunde liegende photographische Negativ verdanken.

Als sein Geschenk ist auch ein Gipsabgufs den königlichen Museen

in Berlin zugegangen.

Conze.

TAFEL 36. GROSSES GRABRELIEF IN DEN KÖNIGLICHEN MUSEEN ZU BERLIN.

Das Relief ist zu Anfang des Jahres 1896 im Kunsthandel
für die Königlichen Museen erworben worden (Jahrbuch der
Königl. Preufsischen Kunstsammlungen XVII, Amtliche Berichte
No. 3). Im Jahr 1878 hatte R. v. Schneider dasselbe Relief in
Legnaro unweit Padua im Besitze des Conte Pagani gesehen;
I833 stand es bei dem Kunsthändler Tiepolo in Venedig zum
Verkauf. Noch früher gehörte es zum Bestand des Museums
Nani in Venedig. Der Abbildung in den Monumenta Peloponnesia
im zweiten Band S. 273 (verkleinert bei Conze, Die attischen Grab-
reliefs I S. 107) ist die Unterschrift beigegeben: E Graecia 1759,
und am 5. August 1760 schreibt Paciaudi an Caylus von diesem
Relief: II vient d'arriver du Pcloponese a Venise une table de
marbre de la hauteur de ladt palnies et plus. Un de mes amis
en a fait l'achat pour moi, l'a fait dessiner et graver. Indefs ist
das Relief schon im sechzehnten Jahrhundert von Giovambattista
Franco, dessen Lebenszeit zwischen 1498 und 1561 oder zwischen
1510 und 1580 angesetzt wird, gestochen worden (Bartsch XVI
S. 140, 63. Der Stich ist verkleinert nachgebildet bei Conze
a. a. O. S. 107). Von Reisen des Franco nach Griechenland ist
nichts bekannt und wenn es auch nicht undenkbar ist, dafs Franco
die Zeichnung eines noch in Griechenland befindlichen Reliefs er-
halten und danach gestochen hätte, so ist es doch nicht wahr-
scheinlich und um so unwahrscheinlicher, als der im Gegensinne
ausgeführte Stich die Inschrift trägt: Batisla franco fecit dal An-
ticho. Wahrscheinlich also ist das Relief bereits zu Francos Leb-
zeiten in Italien, vermutlich in Rom oder in Venedig selbst ge-
wesen, ohne dafs sich, angeben läfst, wann es seinen Weg dahin

gefunden hat, und die Angabe in dem Briefe Paciaudis und unter
dem Stich beruht auf einem Irrtum. Freilich stammt das Relief
aus Griechenland, aber es wird 1759 nicht aus Griechenland ge-
kommen, sondern damals im Kunsthandel in Venedig zuerst be-
kannt geworden sein.

Das Relief ist in pentelischem Marmor ausgeführt. Die Höhe
der Bildplatte einschliefslich des unteren Gesimses beträgt 1,60 m,
die Breite unten, an der Gesimsplatte gemessen, 1,01, oben bis
zum Bruch, vom Beschauer aus rechts, 0,97. Unter der Bildplatte
und dem schmalen glatten Rand, der sichtbar blieb, befindet sich
ein 0,695 breiter, 0,15 bis 0,16 hoher Zapfen, mit dem die Platte
in den nicht vorhandenen grofsen Block, der sie und die ver-
lorene architektonische Umrahmung trug, eingelassen war. Bei
der gegenwärtigen Aufstellung ist dieser Zapfen nur auf der Rück-
seite sichtbar; vorn ist er durch eine schwarze Marmorplatte ver-
deckt. Bereits als der Stich für Paciaudis Monumenta Pelopon-
nesia gemacht wurde, hatte man die ursprüngliche Zurichtung der
unteren Umrahmung auf der Vorderseite verändert. Die ursprüng-
lich glatte schmale Fläche unterhalb des Reliefs ist vertieft und
mit feiner Profilierung versehen und an den beiden Seiten einge-
zogen worden. Die ursprünglich roh gelassene Oberfläche des
Zapfens ist an der Vorderseite vertieft und geglättet und mit
einem rings umlaufenden schmalen erhöht stehen gelassenen Rand-
streif geschmückt worden, während an den beiden Seiten in die
vom Zapfen leer gelassenen Stellen kleine Console eingeschoben
wurden. Das ganze Relief dagegen ist von jeder Überarbeitung
frei geblieben und die entgegenstehende Angabe in den Attischen
 
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