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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Antike Denkmäler (Band 2) — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.655#0043
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Blättern und Fruchtbündeln sieht man zwischen beiden Tieren,
einen weiteren Zweig unter der Chimära.

Rechts: Jugendlicher Reiter auf galoppierendem Pferde, be-
kleidet mit spitzer Mütze, blauem Wams und enganliegenden, bis
zum Knie reichenden Beinkleidern; den unteren Teil des Beines
umschliefst eine Art von Gamasche mit von jenen verschiedener
Verzierung, die Füfse niedrige, vorn gebundene Schuhe. Das Haar
weht nach hinten; ebenso, von der Taille aus, ein mit Punkten
gemustertes Gewandstück, dessen Zusammenhang mit der übrigen
Bekleidung unklar bleibt. Es folgt ein laufender Stier, dessen
Kopf wiederum in der Vorderansicht gezeichnet ist, dahinter und
unter dem Pferde Zweige.

Eingangswand. Links (Hülfstafel Fig. 4 nach meiner Auf-
nahme; Moscioni 8614): Jüngling (rote Carnation) auf einem See-
pferd reitend (Mähne rot, Flossen grün und rot) mit vorge-
strecktem linken Arm. Vor ihm rechts ein zusammengelegtes,
grün und rot gemaltes Gewandstück. (?) Es folgt (links) ein See-
tier (Vorderteil eines Hundes und Fischschwanz), über der Schwanz-
flosse desselben ein fliegender Wasservogel; dahinter in der
Giebelecke sind Meereswellen angedeutet.

Rechts: Diese Seite ist grösstenteils zerstört, nur die rechte
Ecke erhalten: Meereswellen und zwei stehende kleine Vögel
(Tauben oder Möven) (Moscioni 9056).

Gemach II.

Giebelfeld der Rückwand (s. Hülfstafel Fig. 5, Moscioni
8608, 8609). Links: Schreitender Panther, der Körper mit kleinen
Kreisen bemalt (gefleckt), je eine Vorder- und Hinterpranke rot.
Rechts langes schmales Blatt, links Pflanze mit fächerförmigen
Blättern, in der Giebelecke Ente. Rechts: Laufender Löwe,
Zweige.

Die Stütze des Firstbalkens ist in ähnlicher Weise aber ein-
facher ornamentiert wie an der Rückwand von I.

Giebelfeld der Eingangswand (s. Hülfstafel Fig. 6,
Moscioni 8610, 8611): Je ein galoppierender Stier, Kopf in Vorder-
ansicht, im Felde Zweige.

Gemach III.

Giebelfeld der Rückwand (Hülfstafel Fig. 7, Moscioni
8612, 8613). Je ein Seepferd, in der linken Hälfte folgt eine
Ente, dann Zweige, in der rechten nur ein Zweig.

Die Stütze des Firstbalkens ist reich ornamentiert wie in I;
zu bemerken sind namentlich die Büschel von je drei Granat-
äpfeln im oberen Teil.

Giebelfeld der Eingangswand (Hülfstafel Fig. 8, Moscioni
9057, 9058). Die Mitte ist zerstört, ebenso der gröfsere Teil der
linken Giebelhälfte. Links war dargestellt ein reifsendes Tier
(Löwe?), welches ein flüchtendes Wild ereilt hat und niederreifst.
Rechts : Gelagerte eefleckte Ziegfe mit grün und rot eeschecktem
Körper und roten Hörnern; in der Ecke Zweige.

Das vorliegende Grab, dessen Gemälde deshalb möglichst
vollständig wiedergegeben sind, hat für die Beurteilung der ganzen
Monumentenklasse schon um deswegen die gröfste Bedeutung,
weil es unter denen der archaischen Periode das erste Beispiel
einer Darstellung aus der griechischen Heldensage bietet. Wie
für das Troilosbild die Benutzung einer griechischen Vorlage schon
durch den Gegenstand der Darstellung selbstverständlich, so ist
die Abhängigkeit von der griechischen Kunst auch im übrigen
durch sachliche und stilistische Einzelbeobachtungen zu erweisen.
Und zwar werden wir auch in diesem Falle auf den in Etrurien
dominierenden Einflufs der ionischen Kunst hingeführt. So ist
(um nur einiges anzuführen) der Lendenschurz, den Achill trägt,
auf ionischen Denkmälern als Männertracht nicht selten (vgl. die
von R. Zahn At/i. Mitt. XXIII S. 53 gesammelten Beispiele);
für die Stilisierung der Tiere und Pflanzen, das wehende Haar des
Troilos und des Reiters im Giebel bieten ebenfalls dem ionischen
Kunstkreise angehörige Vasen die nächsten Analogieen, so namentlich
die Münchner Amphiaraos-Amphora (M. 151, Micali storia 95 vgl.
über sie Dümmler, Rom. Mitt. II S. 177, 1), die Kanne von La Tolfa
Antike Denkmaelee 1899—1901.

(Jahrb. IV, 5. 6, n. 3), ferner die von Dümmler Rom. Mitl. III,
173 ff. besprochene Vasenklasse. Für das so charakteristische
Granatapfel-Lotos-Ornament ist wohl nicht notwendig Entlehnung
von kyrenaeischen Vasen anzunehmen; der Granatapfel spielt auch
in der Ornamentation der von Dümmler an eine pontische Stadt von
Furtwängler nach Kyme in Campanien vermutungsweise verwie-
senen Vasenklasse eine Rolle (vgl. Rom. Mitt. II S. 171 ff. n. XVIII,
n. V). In derselben erscheint auch vereinzelt der Mannsstier (n. I),
dessen Vorkommen in dem auch sonst zu belegenden Einflufs der
assyrischen Kunst auf die kleinasiatisch-griechische (s. Zahn a. a. O.
S. 52) eine befriedigende Erklärung findet.

Unter den übrigen Cornetaner Gräbern steht dem unsrigen
stilistisch am nächsten die tomba della caccia e delle pescia
Mon. XII, 13, 14, 14 a- Namentlich die charakteristischen Pflanzen-
formen (Palme mit Früchten, nur in kleinerem Format, Sträucher)
kehren dort wieder, ebenso die Vögel, endlich auch, wenn auch
weniger deutlich ausgeprägt, das Granatapfel-Lotos-Ornament.

Für die Zeitbestimmung geben jene griechischen, der ersten
Hälfte des sechsten Jahrhunderts angehörigen Vasen einen Anhalt;
es ist nicht anzunehmen, dafs die etruskischen Wandgemälde von
ihren griechischen Mustern durch einen langen Zeitraum getrennt
sind. Leider wurde unser Grab leer gefunden, so dafs eine
Datierung nach dem Inhalt wegfällt.

Tafel 42. Tomba della Leonesse.

Erwähnt bei L. Dasti, Not. stör, archcol. di Corneto e Tarqu.
Roma 1878 S. 314 n. 2 als zur Zeit wieder zugeschüttet.

Das Grab (s. Fig. 1—3) besteht nur aus einem Gemache; in

der Rückwand (A) ist in geringer Höhe vom Boden eine Nische (a)
angebracht, welche ihren Abmessungen nach nur zur Aufnahme
eines Aschenbehälters oder von Beigaben bestimmt gewesen sein
kann. Die Decke ist wie bei dem vorigen Grab nach Art eines
Satteldaches gestaltet, mit gemaltem Firstbalken, der auf einer
gleichfalls gemalten, ausgeschweiften Stütze ruht, und mit einem
Schachbrettmuster bemalt. Vier gemalte dorische Säulen in den
Ecken und je eine in den Mitten der Langseiten (D, B) scheinen
die Decke zu tragen. Nur an den Wänden A und B ist die
Malerei wohl erhalten. Für die Ausführuno- oilt das zu dem
vorigen Grabe Gesagte. Der untere Teil der Wände ist mit
dunkler Farbe gemalt, der obere Contur wellenförmig. Oberhalb
dieser Wellen sindDelphine gemalt, zwischen ihnen fliegende Wasser-
vögel. Es folgt ein Ornamentsstreifen aus nach unten gerichteten
Lotosblüten und Palmetten, die durch von jenen ausgehende
Spiralen untereinander verbunden sind. Darüber ein schmaler
Streifen von dicht aneinander gereihten, horizontal gelegten, läng-
lichen, grünen Blättern mit Mittelrippe. Der Streifen oberhalb
desselben bis zur Decke ist mit figürlichen Darstellungen gefüllt; er ist
oben durch eine dunkle, unten durch eine rote Linie abgeschlossen.

Wand A (Taf. 42, Moscioni n. 8625, 8626):

Genau in der Mitte sieht man einen grofsen Krater mit
Volutenhenkeln, um dessen Bauch ein Kranz von ineinander ge-
steckten herzförmigen Blättern gelegt ist. An jeder Seite des-

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