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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]
Antike Denkmäler (Band 2) — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.655#0056
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8

weißem Ton überzogen, auf welchen der Künstler eine braune
Farbe auftrug; so entstanden die schönen wasserdichten Dachziegel.
Auf den dicken Wulst wurde aber eine mindestens fingerdicke
gelbweiße Tonmasse aufgelegt, auf welche dann die Maskenform
stark gepreßt ward. Nach Entfernung dieser Form wird sich wohl
der Bildner eines Holzgriffels zum Retouchieren bedient haben.
Darauf kamen die Farben. Orangerot wurde das Gesicht der
Männer gemalt, weiß das der Frauen und rötlich die Lippen.
Haar, Augenbrauen, Bart und Schnurrbart wurden mit einem ins
Bläuliche spielenden Schwarz gefärbt; entsprechend die Augen.
Alle Frauen tragen den Polos, bei dessen Verzierung Schwarz
und Rot angewandt wurde. Rotgefärbt ist der unter dem Hals
sichtbare oberste Chitonsaum. Daß diese mit Antefixen versehenen
Stirnziegel in Thermos selbst hergestellt wurden, beweisen die
daselbst gefundenen Formen, von denen wohl eine bunte Samm-
lung zu allen Zeiten vorhanden gewesen sein muß; denn Antefixe
von ganz anderen Typen, die nicht zum Tempel gehören, sowie
Relieffragmente haben sich auch an anderen Stellen des Bezirks ge-
funden. Eine von diesen Formen ist die einer Silensmaske, eine
andere die einer Frau nach einem schönen attischen Typus desV. Jahr-
hunderts (Phot. d. Inst. Akarn. 142); die auf Tafel 53, 5 abge-
bildete Frauenmaske gibt wohl einen von der peloponesischen
Kunst entlehnten Typus wieder. —; Farbenreiche Frauen-, Männer-
und Silensmasken in einer wechselvollen Aufeinanderfolge, wie die
erhaltenen Reste zeigen, haben offenbar an beiden Langseiten des
Tempels alle vordersten Deck- und Flachziegel dekoriert. Aber
nicht alle erhaltenen Antefixe haben zum Tempel gehört. Von
ein paar archaischen Frauenköpfen, deren Stil älter ist als die
Terrakotten des Tempels, gibt Tafel 53A, 2 eine Probe; ein
anderer Typus gleichen Alters Phot. d. Inst. Akarn. 275 ('E(prjfi.
(!Q/. 1900, 191 und Tafel 10, 1). Etwas jünger ist der archa-
ische Mannskopf 'Ecprj^i. ciq-/. 1900, 191 (Phot. d. Inst. Akarn.

279- 305)-

Ganz besonders wichtig sind einige Antefixe, die offenbar von
Walmdächern stammen. Das hat zuerst Kawerau erkannt, der sich
mit diesen Stücken eingehend befaßt hat. Das Hauptstück, sehr

Abb. 10. Der Walmdachziegel Taf. 53A, I.

groß und schwer, aus
grobem, rotem Ton, ist
auf Tafel 53A, 1 und
Abb. 10 abgebildet. Es
war ein Eckziegel mit
zwei wasserspeienden /£?
Löwenköpfen, deren t
einer abgebrochen ist. i\>
Die Ecke zwischen beiden
ist aufgebogen, die Unter-
seite, die weit vorkragte,
mit einem großen Stab-
ornament, ähnlich dem
von Abb. 2, bemalt. Die
Disposition der Abfluß-
kanäle auf der Oberseite

zeigt Gillierons ergänzte Skizze Abb. 10. Fragmente eines zweiten
entsprechenden Eckziegels sind erhalten, ebenso ein einfacher,
gerader, der noch den Unterkiefer seines Löwenkopfes bewahrt.

Zu einem kleineren Walm-
dache gehörte einst der auf
Abb. 11 nach einer Skizze
Gillierons gegebene Eck-
ziegel, der auf beiden Außen-
seiten mit Palmetten verziert
war. Eine dieser Palmetten
ist abgeblättert, nur die zur
Aufnahme der feineren Ton-
schicht des Reliefs gerauhte Oberfläche ist erhalten. Auf einem ein-
fachen, wohl von demselben Bau stammenden Ziegel (Phot. d. Inst.
Akarn. 270; 'E<pi]u. «(>•/_. 1900, Tafel 10, 4. 5) ist die obere Hälfte
der Palmette allein abgeblättert. Wir können über diese beiden
Walmdächer noch nichts Näheres ermitteln. Eine eingehende
Publikation aller nicht zum Tempel gehörenden Reste architekto-
nischer Terrakotten wird hoffentlich bald erfolgen können.

Georgios Sotiriades.

Abb. 11. Kleineier Walmdachzieg

Tafel 54—57. KLAZOMENISCHE VASEN.

Die auf den Tafeln 54—57 veröffentlichten Vasen und Vasen-
fragmente stammen mit Ausnahme der großen Amphora A, Taf. 54,
die in Aegypten im Nildelta unweit Benha zutage gekommen ist,
aus Klazomenai. Die Tafeln sind nach Zeichnungen W. Lübkes
hergestellt, die von Robert Zahn und mir revidiert worden sind.
Die beiden Prachtamphoren A und B, Tafel 54 und 55, sowie
die Scherben Taf. 56, 1. 3. 4. 5 sind Neuerwerbungen des Berliner
Antiquariums. Für die Erlaubnis sie zu publizieren bin ich dem
Direktor bei den Kgl. Museen, Herrn Geheimrat Kekule von
Stradonitz zum Danke verpflichtet. Nach Form und plastischem
Schmuck stehen diese Amphoren, die unter sich so viele Ähnlich-
keiten aufweisen, daß man sie mutmaßlich derselben Fabrik zu-
schreiben möchte, in der älteren griechischen Keramik ziemlich
vereinzelt da. Eine eingehendere Besprechung und stilistische
Würdigung dieser interessanten Monumente wird im Anschluß an
die Publikation einiger weiterer klazomenischen Funde nächstens
im Jahrbuch erscheinen.

A. Taf. 54. Berlin, Vas.-Inv. Nr. 4530. Aus Scherben zu-
sammengesetzt; Fuß und einige Teile des Bauches in Gips ergänzt.
Die Höhe beträgt 0,54 m, der größte Umfang 1,15 m.

Der Ton ist gut geschlemmt und gebrannt, hart und fein-
körnig, von Farbe gelbbraun, die Oberfläche matt glänzend. Der
Firnis ist gleichmäßig aufgetragen, aber infolge des ungleichen
Brennens von verschiedener Farbe: am Halse und auf der Schulter
ist er tiefschwarz, am oberen Teile des Bauches dunkelbraun und
weiter unten rotbraun geworden, und zwar ist die Färbung an
der einen Seite heller als an der anderen. Außerdem ist weiße
und purpurrote, ins Violette gehende Deckfarbe verwendet. Unsere

Abbildungen geben das Rot durch einen dunkelgrauen Ton wieder.
Das Fleisch der Frauen ist weiß gefärbt. Gesicht und Hals der
Sirenen und Sphinxe des einen Schulterstreifens sind weiß, während
dieselben Wesen in den Streifen oben am Hals und unten am Bauch
schwarze Gesichter haben. Das Weiß ist, abgesehen von der
ornamentalen Dekoration wie dem Halbmondstreifen und den
Punktreihen, unmittelbar auf den Tongrund gesetzt. Für die Innen-
zeichnung und gelegentlich auch für die Umrisse der weißen Partien
hat sich der Maler des verdünnten Firnisses, an den schwarzen
Figuren bezw. Figurenteilen — und an den weißen Kranichen! —
der Gravierung bedient, aber allerdings sehr unregelmäßig.

Der Henkel ist viergeteilt. Die schmückenden Frauenköpfe
oder Masken (4a. b) sind in Formen hergestellt und angesetzt;
die Ansatzfläche ist sorgfältig verstrichen worden. Als Unterlage
für die mit Firnis ausgeführte Detailzeichnung diente ein weißer
Überzug. Auf dem Wulst über der Stirn kann man noch ein Diadem
von spitzen Blättern und am Halse eine doppelte Schmuckkette mit
rhombenförmigen Anhängseln erkennen. Die kleinen Locken um
die Stirn sind durch schwarze Punktreihen hervorgehoben. Die vier
Stäbe des Henkels sind mit Reihen von schwarzen Tupfen verziert.

Die innen und außen schwarz gefirnißte Münclungf — nur der
senkrechte Rand ist tongrundig gelassen und darauf ein Schach-
brettmuster gemalt — wird vom Halse, wie dieser von der
Schulter, durch einen rot gefärbten Rundstab getrennt (6).

Am hohen Halse sind zwei umlaufende Bildstreifen überein-
ander angeordnet (3). In dem oberen sieht man eine Reihe von
neun Sirenen im Profil nach links, während nur zwei nach rechts
schauen, die zwischen sich eine Sphinx haben, deren Kopf fehlt.
 
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