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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Antike Denkmäler (Band 3) — Berlin, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.1792#0012
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erhielten, auf B 0,013 im ^m- und 0,03 tief. Ein Versuch, die
Akroterien zu ergänzen, ist im Jahrbuch S. 62 f. begründet, S. 76 f.
abgebildet (hier Abb. 6).

Unten ist die Stirnseite von B 1,61 br. gegen 1,42 an L,
weil dort, wieder in Folge der verschiedenen Reliefkomposition,
die palmettengekrönten, ionischen Eckornamente einst angefügt
waren, die B in strenger, feiner Ausfuhrung angearbeitet tragt.
Wie sich nach diesem Muster die fehlenden Zierstücke des L
herstellen lassen, veranschaulicht der Ergänzungsversuch Jahrbuch
S. 77. Ihr mutmaßlicher Grundriß ist in obenstehender Abb. 2 punk-
tiert. Dadurch wird L fast genau so breit wie B.

Die beiden Schmalseiten, an L nahezu gleich, waren es an
B nur insofern, als hier auch links ursprünglich das Volutenornament
so lang war wie rechts, was Abb. 1 durch Punktierung andeutet,
Jahrbuch S. 147 und 149 am Abguß ergänzt darstellt. Die auf-
gehende Wand mit Relief dagegen ist nur rechts ungefähr so lang
wie an L, aber wegen der Lyra des darauf dargestellten Jünglings
etwas anders umrahmt. Links ist sie um 0,23 kurzer, und zwar
von Anbeginn, wie die dem engen Feld angepaßte kauernde Alte
zeigt. Mit ihren auf dem Volutenstück ruhenden Füßen ragt sie
sogar über den Reliefrand hinaus. Dasselbe tat, um die Ecke
auf die »Ante* übergreifend (Abb. 5), der attributive Gegenstand,

welchen die rechte Hand der Alten umschloß und der von ihr ab-
wärts bis zum rechten Fußrist hinabreichte. Er wurde, gleich be-
schädigten Kleinigkeiten in den Reliefs von L, noch im Altertum,
wahrscheinlich in Rom, weggearbeitet. Es kann schwerlich etwas
anderes als ein Bäumchen gewesen sein (Jahrbuch S. 147 ff.).
Die Ursache der Verkürzung dieses Flügels war vielleicht der
Gegenstand, den das 0,31 über der Standflache angebrachte
Zapfenloch aufnahm. Es ist vorn beinahe 0,05 hoch und ca. 0,03
breit, in dieser Ausdehnung nur etwa 0,01 tief, setzt sich aber im
untern Teil, enger und annähernd quadratisch werdend, bis zu etwa
0,045 Tiefe fort. Jedoch hat auch der unverkürzte rechte Flügel
von L eine ähnliche Befestigungsspur, nur etwas höher (0,35) und
offenliegend an der Innenkante der *Ante< angebracht (Abb. 4,
vgl. Petersen a. a. O. S. 34 und 38). Völlig ausgeschlossen ist
durch die Bearbeitung der "Anten* wie durch die in sich abge-
schlossenen Reliefkompositionen der Flügel die verschiedentlich
geäußerte Annahme, sie konnten sich in weheren Reliefplatten
fortgesetzt haben.

Die Grundlage des Aufbaus bilden an B und bildeten auch
an L die Eckornamente. Sie gleichen im allgemeinen den ver-
schiedenen archaischen Zierstücken, welche die neuem französischen
und preußischen Forschungen in Milet und Umgebung zutage

brachten (Jahrbuch S. 65 ff.). Die vier zusammengehörigen
aus dem Delphinion, jetzt in den Berliner Museen, erklart Wiegand
mit großer Wahrscheinlichkeit für Altarakroterien. Noch näher
kommt im Hauptumriß dem Volutenstück von B das ^Horn* des
kürzlich in Pergamon aufgedeckten großen Altars vor dem Demeter-
tempel des ersten Philetairos (Jahrbuch S. 71 großer abgebildet
als zu Dörpfelds Bericht Athenische Mitteilungen XXV 1910, 375
Taf. 18). So bestätigt sich die schon vor langen Jahren von Puchstein
mündlich ausgesprochene Ansicht, die zwei Gegenstücke seien die
xQaikvrai eines Altars (Jahrbuch S. 92 ff.). Solche haben ja auch
die Form von Giebeln und von hohen Balustraden, obgleich nach
unserem bisherigen Wissen nicht in demselben Zuschnitt. Dieser
findet sich von alters her, am ähnlichsten aber erst an dem auch
dreiseitigen Weihrelief belgischer Prätorianer vom Jahre 246 n.Chr. für
ihre du patrienses im Konservatorenpalast zu Rom (Jahrbuch S. 60
aus Bullettino municipale IV 1876 Taf. 5—6 Nr. 8 wiederholt).
In der provinziellen Kunst der Spätzeit hat sich ja auch sonst
Archaisches erhalten. Alle anderen vorgebrachten tektonischen
Deutungsversuche lassen sich widerlegen (Jahrbuch S. 82 ff.).
Auf einem Altar einander gegenübergestellt verbinden sich,
wie gleich von mehreren Seiten ausgesprochen wurde, die vier
Schmalseiten zu zwei unverkennbaren Paaren von Gegenstücken:
die nackte Flötenspielerin von L mit dem lyraspielenden Jüngling
des B und des letztem Denkmals Greisin vor dem Baumchen mit
der Verhüllten vor dem Thymiaterion am L. Doch kann es sich
dabei zunächst nur um dekorative Entsprechung, nicht um gegenständ-
liche Gruppierung handeln. In diesem Sinne bleiben die Flügel je
mit dem anstoßenden Giebelrelief enger verknüpft, wie es Petersen
für L annahm. Dies bestätigen die Volutenornamente von B. An
den Giebelseiten sind die kleinen Zwickelpalmetten durch Kerbung
ihrer Blätter vor denen der Schmalseiten ausgezeichnet. Anderer-
seits werden die letzteren mit der Front dadurch verbunden, daß
in den Zwickeldreiecken unter den Voluten zu beiden Seiten jeder
Ecke dasselbe Attribut in flachem Relief angebracht ist. Links
ein Seefisch, wenn auch nicht genau derselbe, nämlich an der
Schmalseite eine Seebarbe, i^iyh^ und zwar mullus surmuletus,
an der Front eine Meeräsche, xfOYpfiv, vermutlich mugil cephalus,
ZH{a\ti$ (Jahrbuch S. 130). Rechts ein Granatapfel, vorne mit
geschlossenem, an der Seite mit offenem Krönchen. An dieser
Stelle spricht sich die Verbindung auch in den Figuren aus. Die
zwei Frauen der Giebelseite stützen ihre über die Kastenecken
hinausragenden Ellenbogen auf die Eckpalmetten. An den Ober-
arm der rechten lehnt sich der Jüngling dieses Flügels, während
die Alte der andern Schmalseite von ihrer Nachbarin wenigstens
durch eine tiefe Furche getrennt ist.

Das Hauptrelief Tafel 7 ist nur an einer Stelle erheblich
unvollständig. Von der Wage, welche die Mittelfigur mit der
Rechten hielt, sind nur die ausgefüllt gebliebenen Kegel zwischen
den Schalen und ihren Schnüren erhalten und auch sie nur soweit,
als sie an den Beinen der sitzenden Frauen haften; darüber sind
sie abgebrochen. Der Wagbalken war in Marmor besonders
gearbeitet und angesetzt mit den drei Zapfen, deren Löcher jetzt
störend auffallen. Das mittlere in der Brust des Knaben ist vorn
etwa 0,09 breit und 0,03 hoch, verkleinert sich aber nach der bis
0,025 messenden Tiefe auf 0,085 und 0,01. Hier saß der Wag-
balken dicht am Körper und hinterließ Eindrücke seiner, wie üblich,
nach beiden Seiten konisch verjungten Form. Seine losen Enden
hatten Stützen, welche in die beiden kleineren Diibellocher ein-
griffen. Diese haben in den Ecken wieder kleine Bohrungen, wie
das Dübelloch des Firstakroters, dazu an der Unterkante, von der
Mitte etwas nach außen verschoben, je ein tieferes Stiftloch. Ein
Ergänzungsversuch in Gips, aus Jahrbuch S. 76 hier Abb. 6.

Die Wage halt in der rechten Hand, an einer Schlinge, die
gleich allen Schuhriemen der beiden Reliefwerke und den Lyra-
saiten nur gemalt war, ein etwa zwölfjähriger Knabe von weichen,
soweit diese Zeit es darzustellen vermag, zum Teil noch unreifen
Formen, dessen mächtige Fittige sich an den Reliefgrund legen.
Er tragt den Doppelzopf. Sein unparteiisch vor sich hinblickendes
Gesicht zeigt ein stillvergnügtes Lächeln. Was er zwischen den
beiden sitzenden Frauen abwägt, sind zwei Figürchen erwachsener
Junglinge, in flachem Relief den Kegeln angearbeitet, der links

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