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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Antike Denkmäler (Band 3) — Berlin, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.1792#0020
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Tafel 12. BASIS DES DOMITIUS AHENOBARBUS.

Die auf Tafel 12 nach den Originalen abgebildeten Reliefs
befanden sich seit dem 17. Jahrhundert im Palast Santacroce zu
Rom, wo sie, durch Zufugung moderner Stuckreliefs namentlich
bakchischen Inhaltes auf mehr als das Doppelte ihrer Lange
gebracht, zwei Seiten des Innenhofes in Art eines Frieses
schmückten1). Die älteste Erwähnung, die wir kennen, findet sich
bei Raphael Fabretti, De columna Traiani (1683) S. 155, wo die
Opferdarstellung genannt und mit Hinweis auf Einzelheiten
benutzt wird. Kurz darauf (1685) gab Jacob Spon, Miscellanea
eruditae antiquitatis S. 310 eine — durch Blattvertauschung der
Vorlage in der Reihenfolge gestörte — Abbildung des Opfer-
frieses (1) mit den phantastischen modernen Erweiterungen.
Diese Abbildung ging in Thesauri antiquitatum Romanarum
Graecarumque nova supplementa congesta ab I. Poleno IV
(Venedig 1737) S. 126; und in Montfaucon's Antiquite expliquee II
Taf. 88 über.

Im Palast Santacroce blieben die Reliefs, von der Wissen-
schaft kaum beachtet, von Winckelmann1) sogar als ganz modern
angesehen und nur in den üblichen Stadtbeschreibungen vielfach,
aber meist kurz erwähnt, bis sie im Jahre 1811 der Kardinal
Fesch kaufte und aus dem modernen Fries herausbrechen ließ^).
Als seine Sammlung 1816 in Paris versteigert wurde*) erstand
Klenze für die Münchener Glyptothek den Teil mit dem Hoch-
zeitszug des Poseidon^), der andere Teil, das Opfer, fand keinen
Liebhaber und kam erst 1824 bei einer neuen Auktion durch
Vermittelung des Herrn de la Salle in den Louvre6). Damit war
das schwache, anscheinend schon in Vergessenheit geratene. Band
für lange Zeit völlig zerrissen, welches diese beiden antiken Be-
standteile des Frieses Santacroce noch zusammengehalten hatte.

Der Opferfries (1) allein wurde publiziert von Bouillon,
Musee des antiques III, Bas-reliefs Tafel 30. Clarac, Musee de
sculpture II Taf. 221, S. 747 imit der irrigen Herkunftsangabe
Palazzo Mattei) = S. Reinach, Repertoire de la statuaire I S. 110.
Vgl. Monuments Piot XVII S. 147. Bei ihm bot die Darstellung
einen gewissen Anhalt für die Datierung. Anders bei dem
Nereidenfries. Dieser unterscheidet sich tatsächlich in der Kom-
position recht wesentlich vom Opferfries, und es drängt sich die
Annahme auf, daß der Künstler für ihn Vorbilder der alteren
griechischen Kunst benutzt hat, während für das rein historische
Bild des Opfers eine solche Hülfe völlig fehlte. Dieser Umstand
hat nun bei dem aus seinem ursprunglichen Zusammenhang ge-
lösten Nereidenfriese zu einer immer stärkeren Überschätzung der
künstlerischen Originalität und zuletzt zu der Annahme verleitet,
daß er der Werkstatt des Skopas entstamme, von Domitius
Ahenobarbus nach Rom überführt und an seinem Neptuntempel
als Fries neu verwendet worden sei7). Hiergegen ist aus stili-

■) Job. Hemoulli, Zusätze zu den neuesten Rcjsebcschreibungen von Italien I1777)
I S. 437. Vgl. unsere Darlegungen im Jahrbuch des arch. Instituts XXVII, 11,12.

*) Anmerkungen Über die Geschichte der Kunst 5 11^ 1 Dresdener Ausgabe VI
S. 272). Monument! incditt S. XC1V (ebenda \1I S ja.,) Vgl. F W. B. von R.imdobr,
Mahlerei und Bildhaucrarbcit m Rom (17S7] HI S 97. Zeichnungen de» 18 Jahrhundert,
und eine sehr genaue, aber begreiflicher W el-e 111 Kin?clhcitcii irrige Beschreibung des
Nereideafheeea von Zoega s. bei C. Robert, Ramsche* Skusenbuefa [1*97) S. 12 Kr. 2S4 f

J) Brief M. rem Wagners vom 28 Aug. iSll, »gl. unseren Antn 1 .ingc-
fuhrten Aufsati.

*) Catalogue de tmblcaux des trois ccoles, statu«, bustes, bas-reliefs ...de M. **'
[lc cardinal Fesch]. Ventc du 17. jum 1816. Nr 247 und 24S, zur Herkunft S. VIII. IV

*) L. l'rhchs Skopie Leben und Werke s 12S Glyptothek S. 57- Beitrag« *ur
Gesch. der Glyptothek S, 22 Furtwftnjler, Beschreibung der Glyptothek Nr. »39
(dort aueb I .itteratur).

*} Purtwtngler, Intermezzi S. 15. Clarac, Second lupptement .1 la d«*cr]ptfon des
antic|ues du Musee roval flSx^) Nr. 751 t ataloguc lommaire des marbre- tntiqu« [du
LouTrc] Nr. 975. Monuments E'iot XVII, IWI, 3. I4S IT. (E. Michon).

7) L. Sebom, Beschreibung der Glyptothek, 1S30, Nr. 116. O. Jahn, Berichte der
K. Sachslichen Ges. der Wiatenscheften 1K54, S. 193. I 1'rlieh«, Skopas Leben und
Werke 5, I2Ö. Biunu, Beschreibung der Glyptothek, 1X0S. Nr. II5. Klein«Schriften II& 37*.

stischen Gründen mehrfach Einspruch erhoben worden8), ent-
schieden wurde die Frage durch Furtwängler, der^) die Zu-
sammengehörigkeit der einst im Hofe des Palastes Santacroce
vereinigten Reliefs erkannte und sie als Schmuck der vier Seiten
eines basisartigen Baues nachwies. Diese einleuchtende Kombi-
nation wurde gegen jeden Zweifell0) gesichert, als sich an den
Seiten der Reliefs im Louvre, die man nun aus der Wand nahm,
die Ansätze der Schmalseiten und darauf Teile der in München
vorhandenen Seewesen zeigten"), die auf unserer Tafel unter 3,
A und 4, D abgebildet sind").

Furtwängler hat im Anschluß an die von Urlichs und Brunn
entwickelten topographischen Vermutungen (vgl. oben Anm. 7) in
dem Denkmal den Hauptaltar des Neptuntempels beim Circus
Flaminius erkannt13), der unweit des Palastes Santacroce angesetzt
wird. Die daraus erschlossene Entstehungszeit (35—32 vor Chr.)
hat Domaszewski1*) bezweifelt, und statt des Imp. Cn. Domitius
Ahenobarbus (gestorben 31 vor Chr.) vielmehr dessen gleich-
namigen Urgroßvater, den Censor des Jahres 115 vor Chr. für
den Stifter des Tempels und des Altares erklärt. Vgl. gegen
letztere Folgerung die Bemerkungen Sievekings'S), der auch in
unserem Denkmal nicht den Altar des Heiligtums, sondern die
Basis der von Domitius hier geweihten berühmten Nereidengruppe
des Skopas erkennt.

Das Pariser Relief hat, abgesehen von einigen Ergänzungen
und der Abarbeitung der oberen Leiste, welche alle Reliefs vor
der Aufstellung im Hofe Santacroce betroffen zu haben scheint16),
keine bedeutenderen Änderungen erfahren, bei den Münchener
dagegen sind1") zum Zwecke der Aufstellung leider einige stärkere
Eingriffe vorgenommen worden, vor allem eine Verkürzung der
Schmalseiten, außerdem ist beim Einlassen in die Wand oben
eine gerade Abschlußkante aus Stuck durchgeführt worden (in der
Abbildung an der marmorierten Färbung der Wand kenntlich), die
sogar einige antike Teile verdeckt und noch nicht dauernd entfernt
werden konnte.

Das Material aller Reliefs ist parischer, nicht wie behauptet wurde
pentelischer Marmor.

Pariser Relief (1). Größte Länge, gemessen von den am
meisten vorspringenden Teilen der Püasterbasen an, 5,65 m,
Höhe 0,82 m. Drei Platten, deren Fugen den Schild des ersten
Kriegers (von links her) und den Leib des Stieres in der Mitte
durchschneiden.

Ergänzungen: Kopf des schreibenden Mannes ganz links
und des zu ihm gewendeten, Nase und rechter Arm der dritten,
sitzenden Person, Nase der stehenden, vierten; ein Teil vom

*) Stark im l'hilologus XXI, 1804, S 444 Overbcck, Kunstmythotogic, Poseidon,
S. 360. Berichte der K Sächsischen Ges der Wissenschaften IS76, S. wo. Plastika II
n CoroiHe-rendu 1S75 S. 158. Friedenchs-Wolters, Bausteine Nr. 1850.

und die Intoncn (.Wunen, I'rogr 1K92-931 I s. 22, vgl II S. 1,
uomodo mon-tra m.irm.i artiticcs hnxerint (Bonn, Diss. iSoo) S, 44.

auf romwhe Zeit führenden Betrachtungen hat I'. Spiro fExiw)auiov,
s-ow dargebr.ieht, t.ottingcn 1890, S. 59) aus der f rächt der Am-
:, f'toki.iatos huergetes geschlossen.

(5, Besehreiliung der Glyptothek Nr. 230 Vgl Monuments Piot XV11

\\. «.ang, Nereiden ;uif Seetieren (Dist Jena, 19071 .S. 47, Mrs.
[i Sculpture S. (3, Michaeli- in Springer'* Handbuch der Kunst-

s.

35. i".

Stephani

V.

K Dressler, I nto



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1) Intcinit/i s

s.

153 o--

Mjchc.ii)

Arthur St

utig, Ron

geschichtc« 1 B. 44"i- ^ '<-

nach, Repertoire de relief» I S, 277 lext zu Mdücr-Wteseier-s

Denkmälern (Bearbeitung TO

Wermckc und t^raf) Taf. 15, 11 (dort wettere I itteratur)

,0] ( ourbaud, Lc baa-

ehe! Kom.un S. 104, 4

"j Monument» l'iot X\ II S 150 Zu der daraus ni erschließenden Herstellung vgl.

unseren Anm. 1 genannten Aufsatz.

'»; Durch ein \erscbe

i-l dabei 1> 1111 Verhältnis tu weit von C abgerückt worden

■i) Vgl. Hülsen 111 lurdan» Copographie der .Stadt knm I, 3 S. s.22. O. Richter,

Topographi! der Slidt Korn

, I9OI1 S. 216.

H) Archiv iilr Rchgioi

Wissenschaft XII, 1909, S 77 =- Abhandlungen rur römischen

Religion S. 227.



■5J Jahreshefte de- os

crreichischen Institutes XIII, 1910, S 95. BeibLtt S. 251.

'*) *(!■ nleMO unsere

schon in Anm 1 genannten Aufsatz

•J) Entgegen de- Ver

icherung Sehorn ■ tu. seinem Kunst-Blatt 1827 S. 23S].

,w .-.- _.. >^ ^_____
 
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