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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Antike Denkmäler (Band 3) — Berlin, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.1792#0066
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scheinen — auch Albizzati erkennt im Primato von 1920, Heft 7,
S. 24 die vollkommene Gleichheit der Modellierung an beiden
Köpfen an —, daß wir diese Unterschiede einzig und allein
durch die Verschiedenheit der besonderen Lage und Darstellung
beider Gottheiten erklaren können, von denen der eine, Apollo,
zornerfüllt zum Kampfe schreitet, der andere, Merkur, heiter und
lächelnd dem Kampfe zuschaut; es handelt sich im Grunde doch
nur um Unterschiede, die eine eigenartige Fähigkeit dieses großen
Künstlers, sich aus den Banden des Archaismus loszulösen, be-
stätigen. Ich habe bereits in der Publikation der Notizie degli
scavi darauf hingewiesen, daß zum Merkur wahrscheinlich auch das
große* Fragment gehört, das fünf Meter nordwestlich vom Apollo

schrift für bildende Kunst, N. F. XXXII, S. 30 Abb. 5, wiederholt
von Frau van Buren im Burlington Magazine 1920, Taf. II, 1 und
von Carcopino auf Taf. V a. a. O.); ja, ich ließ durch Herrn Ferretti
auf Grund gleichzeitiger Denkmäler auch den Versuch einer zeich-
nerischen Wiederherstellung ausführen, der in den zitierten Heften
des Emporiums und des Burlington Magazine abgebildet worden
ist. Unsere Abbildung 12 zeigt uns also, wie die Gruppe komponiert
sein mußte, die wir aber auf Grund des Gesetzes der Eurhythmie
notwendig noch durch eine vierte Figur rechts von Apollo, augen-
scheinlich Diana, erweitern müssen, und es ergiebt sich nun daraufhin
die Frage nach der ursprunglichen Bestimmung der Statuen, die
ich bereits in den Notizie degli scavi 1919, S. 34 gestellt habe.

w

und höher gelagert gefunden wurde, abgebildet dort in Abbildung 5,
bei uns in Abbildung 11, denn an ihm bemerken wir die gleichen
charakteristischen Eigenschaften in der kräftigen Muskulatur des
nackten Beines und in der Gewandung wie beim Apollo. Die
Stütze war in diesem Falle nicht plastisch ausgeführt, sondern nur
bemalt. Der Umstand, daß Merkur ruhig dasteht, wahrend Apollo
eilig voranschreitet, hat zur Folge, daß dieses Fragment im Ver-
gleich mit dem entsprechenden Teile beim Apollo platt wie in
eine Fläche gedrangt erscheint. In der Tat mißt der Abstand
zwischen der Aussenseite beider Oberschenkel hier 0,22 m gegen
0,36 dort, obwohl doch beide Figuren fast von der gleichen Größe
sind.

Nach den so wiedergefundenen Fragmenten von drei Statuen
der Gruppe konnte ich durch Cav. Ferretti, den Maler des Museums
di Villa Giulia eine Rekonstruktion im Maßstab der erhaltenen
Teile ausführen lassen (Abbildung 12, bereits veröffentlicht von mir
im Emporium des Februars 1920, S. 68, Figur 21 und in der Zeit-

Es gibt drei Möglichkeiten entweder standen die Figuren in dem
Giebel eines Tempels oder sie bildeten eines seiner Akroterien
oder endlich sie waren ein für sich innerhalb des heiligen Bezirkes
aufgestelltes Weihgeschenk.

Die erste Annahme scheitert an der Tatsache, die man jetzt
als sicher annehmen darf, daß nämlich der archaische etrusko-
italische Tempel jener Zeit keine Giebelstatuen hatte; der Giebel
blieb leer und seine einzige Verzierung bestand in Tonplatten die
den Stirnseiten des Columen und der Mutuli vorgesetzt waren,
wahrend unten ein kleines Dach lag, das mit Antefixen verziert
war (vgl. G. E. Rizzo, Di im tempietto fittile di Xemi im Bullettino
comunale, 1910, S. 284; 1911, S. 54ff.; G. Qn. Giglioli, Tempio
deir Itaüa antichissima in der Zeitschrift Architettura e arti deco-
rative, I, 1921, S. 1 ff. und A. M. Coltni, Indagini siü frontoni dei
templi di Roma im Bullettino comunale 1923, S. 304 fr.). Jeden-
falls konnten die Großenunterschiede zwischen Apoll und Merkur
nur verschwindend sein, denn man muß bedenken, daß, wahrend
 
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