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Riickblick.

erfen wir zuin Schluß unseren Blick noch ein-
inal aus dcn Gang unserer Untersuchungen
zurüch uin das ksauptresultat kur; zusannnen-
zusassen! Die geometrische Aufnahine des
Alosterbezirkes r>om Iahre s8s7 stellte die
mit Absicht ausgesührte Beziehung des Aloster-
thores, der Aapelle des hl. INichael oder der ehemaligen Thorhalle
und der bsauptkirche ;u einander außer allem Zweifel; zugleich
gab sie Anlaß zu der Annahme, daß die neben der chüdseite der
Thorhalle nach Nsten zu sich erstrcckende Grenzmauer die alte
Abschlußmauer des Borhofes der Airche sci. Die örtlichen Uuter-
suchungen bestätigten nicht nur die Richtigkeit dieser Thatsache,
sondcrn auch die nahe liegende Bermuthung, daß ihre Fortsetzung
nach Dsten die südliche Scitenschiffmauer dcr sränkischen Basilika
vom Iahre 766 — 77^ gebildet habe. Die Antcrsuchungen des
Bodens ergaben ferner, daß auch an der Nordseite des Vorhoses
eine gleiche Nlauer gestandcn hatte. Da zwischen der Thorhalle
und der südlichen Bsiauer srüher gleichfalls Fundamentmauerwerk
aufgefunden worden war, so konnte es keineni Zweisel mehr
untcrliegen, daß zwischen der Aapelle und dcr ksauptkirche ein
eingefriedigter platz, d. h. ein Atrium bestandcn hatte, zu dem die
jetzige Aapelle das Tingangsthor oder die Thorhalle gebildet hatte.
Die Nntersuchungen der Aapelle selber bestätigten dieses dadurch,
daß die niederen Anbauten sich als spätere Zuthaten und das
Gebäude sich ursprünglich als fast frei dastehend crwiesen.
Das Innere war diescr Bedeutung entsprcchend schlicht behandelt
gewesen, dic Decke eine Zuthat aus dem Iahre 172^; Bpurcn
der ehemaligen Bestimmung als Durchfahrt oder Durchgangshalle
waren an der Mst- und Westseite zu erkennen.

Daß die Thorhalle zu einer im gleichen Ltile erbaut ge-
wesenen Airche, der fränkischen Airche, gehört habe, konnte aus
erhaltenen Nachrichten über den 5til der Airche — wore anti-

quoruw et imitatione veterum — sowie aus dem Nmstande, daß
nur die Airche zunächst als Ateinbau errichtet worden war, ge-
scblossen wcrdcn. Auch konnte die Anlage dcr Airche im All-
gemeincn, sowie ihre Länge, letztcre durch Aussindung dcs um
800 gelegten Fußbodens, bestinimt werden. Tine Bestätigung
sür den ehemaligen Zweck der Aapelle ergab sich aus der Bau-
geschichte derselben, die aus Nrkundcn und der analytischen Unter-
suchung des Bauwerkes herauszulesen war. Weitere ötützpunkte
ergaben Technik und Formensprache, die zwar beide aus römische
Tradition zurückgingen, aber doch zugleich sränkische Tigenthüm-
lichkeiten zeigten, die wir dem Tinfluß des zur Trbauungszeit
vorherrschenden bsolzbaues zuschreiben mußten. Fränkische Fund-
stücke, die im 5tile der Thorhalle gearbeitet sind, bewiesen, daß
noch ein anderer Bau im Btile der Thorhalle erbaut gewesen
sein müsse, und da ursprünglich nur die Airchenanlage aus
Steinen errichtet wurde, so ergab sich von selbst der 5chluß, daß das
kjauptgebäude, die Nirche ini engeren Ainne, mit dem vielleicbt
vorhanden gewesenen jDortikus im Stile der Thorhalle erbaut
gewesen sei. Zndem sich so alles in vorher kaum zu erwartender
Tinheitlichkeit zu deni Tndergebniß zusammenschloß, daß die
heutige Nuchaelskapelle nichts anders als die Thorhalle der
fränkischen Hauptkirche aus den Zahren 766—77H gewcsen sci,
konnte zugleich daraus hingewiesen werden, daß sie auch diesseits
der Alpen nicht als einziges Beispiel ihrer Art und ihrer Zeit
dastehe, daß sie vielmehr dcn integrierenden Bestandtheil eines
bestimmten Typus von Airchenanlagen gebildet habe. Unscheinbare,
bisher unbeachtet gebliebene Thatsachen mußten sestgestellt werden,
um zu diesem Trgebniß zu gelangen — aber diese unscheinbaren
Thatsachen habcn sich zu einem opus inoertum zusammengeschlossen,
dessen Hestigkeit sich voraussichtlich ebenso erproben wird, wie
das opus woeriuw der Nlauern der Thorhalle, das els Zahr-
hunderte nicht zu erschüttern vermocht haben.
 
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