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Die angenehmen Zeitvertreibe, in den Erzählungen des Herrn von Adelsberg — Frankfurt am Main, 1767 [VD18 14316323]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27687#0047
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4s

«SW KAUS
lichen Gesichtsbildung an, das gleich einem
Frauenzimmer gekleidet war, worüber ich stutzte,
und mir vor einem plötzlichen Erschrecken die
Haut schauderte, als ich zuerst meine Augen von
dem Buche, das ich im Gehen las, abwandte,
sie zu beobachten. Dieses Frauenzimmer war
schrecklich anzusehen, und schien mir das wahre
Ebenbild einer wilden Verzweiftlung zu seyn.
Ihr Gang und Schritt war unordentlich, und
zeigte viel Unruhe an; so daß ich, da ich umkehr-
te und ihr nachfolgte, mich immer mehr und
mehr der Angst ihres Herzens annahm, je wei-
ter sie mich führte. Endlich rief ich ihr nach;
sie kehrte sich um, und kam zu mir. Ihre Au-
gen und ihre Gesichrszüge, welche, so viel ich
merken konnte, ehemals sehr schön und zärtlich
gewesen, waren von Verzückungen und Acng-
sten ganz verstellt; ihr Mund öfnste sich mit vie-
ler Schwierigkeit, und redete in einem solchen
Tone , der hch! und gräßlich war; und da sie
aufhörte, so schien es, als ob Hunger und Durst
ihre Zunge gebunden und die Lippen geschlossen
hätten, daß sie weiter nichts als den letzten Hauch
in einem Seufzer hervorbringen könnten; und
wenn sie ja noch etwas war, so war sie das
Elend selbst.
Nunmehro gieng ich wiederum eine feine
Weile, und redete nichts mit ihr, bis wir end-
lich an diesen kleinen Berg kamen. Ich fieng
an und fragte sie, wie sie zu diesem unglückseligen
Zu-
 
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