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Die angenehmen Zeitvertreibe, in den Erzählungen des Herrn von Adelsberg — Frankfurt am Main, 1767 [VD18 14316323]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27687#0049
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Wie ich diese Reden von ihr hörte, so lag
ich ihr heftig an, sich auf die göttliche Dorchrge
zu verlassen; ich würde in dem Innersten ihres
Herzens, sagte ich, noch etwas gmes gewahr,
welches sie seiner Gnade versichern, und ihr sei-
nen Schutz zuwege bringen könnte. Es kann
noch wohl euer letzter Theil des Lebens so glücklich
seyn, als der erste, und ihr könnet euch nach
dieser Wildniß von Elend, weil ihr cs doch da-
mit vergleichet, eben so wiederum erheben, als
wir nach einem finstern Mittelwege zu diesem
Hügel gekommen sind. Ich gab ihr einen Du-
katen, und sagte zu lhr, der Himmel würde für
sie sorgen, wenn sie nur fromm seyn wollte.
Die heftige Art der Freude, welche sie bey die-
sem Allmosen zeigte, bewegte mich mehr als ir-
gend eine Sache, die vorher unter unsvorgefal-
len war, daß ich, wenn es möglich gewesen wä-
re, noch ein grösser Mitleiden gegen sie empfand.
Ich wünschte ihr alles Gutes; sie bedankte sich,
und wir giengen von einander.
Nach einem Jahre ohngefähr, als ich in
der Stadt in die Kirche gieng, die Fruhpredigk
mit anzuhören, so fand ich daselbst in eine n Stuh-
le gerade vor mir eine der schönste»', Frauenzim-
mer, die ich jemals gesehen Hane; und die eben
so andächtig, als schön war. Beo ihrem Ge-
bech sah fie, bev einem solchen Gesichte, einem
Engel gleich. Ich hielt dafür, daß es eine Are
von
 
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