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Die angenehmen Zeitvertreibe, in den Erzählungen des Herrn von Adelsberg — Frankfurt am Main, 1767 [VD18 14316323]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27687#0131
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I2A

Niemals habe ich so eine angenehme und
starke Stimme gehöret! Wie der Priester auf
die Kanzel gieng und die Predigt anfieng, so
kehrte sie ihre Augen gerade auf den Priester,
und wenn er was sagte, das ihr gefiel: so schrieb
sie selbiges sogleich in eine feine Schreibetafel auf,
wobey zugleich ihre schöne Hand, die engländische
Bleyfeder ihre Fertigkeit im Schreiben, und
ihre Urteilskraft in der Wahl dessen, was sie
aufschrieb, zeigen konnte. Kurz, damit ich al-
les zusammen fasse, so will ich meine Leser nur
fragen, ob es wohl vernünftig sey, daß eine sol-
che Person von dem üppigen Theile der Stadt
kicher kommen, und sich so sehr hervor thun soll,
um eine unschuldige Versammlung mit ihren er-
habenen Vorzügen in Verwirrung zu setzen- und
in der Andacht der Uebung des öffentlichen Got-
tesdienstes zu stöhren?
Nun muß ich auch noch das Letzte nicht
vergessen, was an der Aufführung dieses Frau-
enzimmers noch sonderbar ist. Sobald die Kir-
che aus war, trat sie sogleich aus ihrem Stuh-
le, und nahm das schönste Mitleidensgesichr an;
ohnfehlbaraus Erbarmen gegen so viel Elende
und Unglückliche, beugte den Kopf bald auf bald
nieder, als ob sie durch die Kirche schwamm-
Ich folgte ihr, nebst vielen andern von den dor-
tigen Einwohnern, und ich sah, daß sie ihren
Fächer gegen einen Kutscher aufhob, und ihm
damit winkte, der sogleich vor die Kirche fuhr,
3 und
 
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