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Ausstellung Chinesische Malerei der Gegenwart <1934, Berlin; Düsseldorf> [Editor]; Preussische Akademie der Künste [Contr.]; Gesellschaft für Ostasiatische Kunst [Contr.]
Ausstellung Chinesische Malerei der Gegenwart: veranstaltet unter Förderung durch die Regierung der Chinesischen Republik von der Gesellschaft für Ostasiatische Kunst und der Preußischen Akademie der Künste Berlin. 20. Januar bis 4. März — Berlin: Würfel, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.66378#0023
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gefördert, daß seine Gedanken und Gefühle sich zum höchsten Fluge
erheben. Die Pflege seines Wesens auch im alltäglichen Leben und
seine Charakterfestigkeit stehen über dem Niveau der Welt. Daher kann
erst sein Werk die Menschen in die Welt deS Wahren und Schönen ver-
setzen, ihre Gedanken in die feinere aber nicht ganz durchsichtige Feme
führen. Auf einmal fühlt man sich von der staubreichen Welt, von
dem alltäglichen Leben, befreit.
In Europa hört man verschiedene Kritik an der chinesischen
Malerei. Man wundert sich, daß die Landschaft oft in hintereinander
fortgesetzten Gebirgsketten dargestellt wird, oder wie eö bei derFiguren-
malerei vorkommt, daß die Augen auch in der Profildarstellung von
vorn zu sehen sind. Manchmal kommt eö auch vor, daß die Bäume und
das Gras nicht einmal auf dem Boden stehen, und bei der Blumen-
und Vogelmalerei fehlt oft jeder Hintergrund. Dies alles betrachtet
man in Europa als unnatürlich und nicht paffend. Derartige Kritik
findet man nicht nur bei der großen Waffe, sondern selbst die Wissen-
schaftler, die sich mit der chinesischen Malerei oft genug beschäftigt
haben, konnten sich auch nicht von ihr femhalten. So sei hier gesagt,
daß die Lage der Landschaft beliebig herausgegriffen werden kann. Sie
kann von weiter Ebene gesehen werden, sie kann aber auch von einem
höheren Gebirge betrachtet werden. An diesem Fall muß die Gebirgs-
kette oft in einer übereinandergelagerten Form dargestellt werden.
Man muß sich nur auf einen höheren Punkt stellen und in die weite
Feme blicken, als ob man 1000 Meilen Entfernung vor sich hätte,
dann kann man die Darstellung dieser Gemälde verstehen, und daß es
oberhalb der Bäume noch Bäume gibt, daß eö außer Gebirgen noch
Gebirgsketten gibt. So kommt diese scheinbar überladene Darstellung
zustande. Man faßt die 1000 Meilen große Entfemung zusammen und
gibt sie auf einem metergroßen Papier wieder. Die Größe der Kunst

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