Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ausstellung Chinesische Malerei der Gegenwart <1934, Berlin; Düsseldorf> [Editor]; Preussische Akademie der Künste [Contr.]; Gesellschaft für Ostasiatische Kunst [Contr.]
Ausstellung Chinesische Malerei der Gegenwart: veranstaltet unter Förderung durch die Regierung der Chinesischen Republik von der Gesellschaft für Ostasiatische Kunst und der Preußischen Akademie der Künste Berlin. 20. Januar bis 4. März — Berlin: Würfel, 1934

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66378#0025
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
der Gemälde muß selbstverständlich dargestellt werden, aber die
nebensächlichen Dinge können zurücktreten. Wichtig ist dies z. B. bei
Blumen und Vögeln. Wenn eine Blume oder ein Vogel ganz lebendig
und beweglich und voller Seele dargestellt wird, so empfinden wir
außer dieser Darstellung noch alles mögliche auf der unbemalten
Fläche, als wenn das Papier überall vollgemalt wäre. Daher ist es
möglich, daß man ganz einfache Gegenstände mit ein paar Strichen
ausführt, und man hat ein lebendiges Gemälde vollendet. Möglichst
wenig Formdarstellung und möglichst tiefe und zutreffende Gedanken
sind der fundamentale Geist der chinesischen Kunst. Ähnlich ist es bei
dem chinesischen Schauspiel. Das Aufsteigen zu Pferde und das Ab-
steigen vom Pferde, ein Schiff rudern, eine Karre schieben, die Tür auf-
oder zumachen brauchen alle kein Requisit, es genügt vollkommen,
wenn sie durch bloße Handbewegung zum Ausdruck gebracht sind.
Der Hauptgeist und das Hauptleben des Schauspielers liegt in dem
Gesang, in der pantomimischen Bewegung und in der Darstellung
selbst. Die Requisiten spielen hier keine Rolle. Nicht anders ist es in
der Malerei. Bei der Landschaftsmalerei ist eben der rhythmische
Wohlklang der Gebirge und des Flusses die Hauptsache. Bei derFiguren-
darstellung ist seelische Erhabenheit besonders wichtig. Bei den Blu-
men und Vögeln konzentriert sich der Gedanke besonders auf ihre
Lebendigkeit und Beweglichkeit. Ihre Umgebung und der Hintergrund
haben unmittelbar mit ihnen nichts zu tun. Wenn man unbedingt
diese auch noch malen will, so geht der eigentliche Sinn der Malerei
verloren. Weiter pflegt man im Mondschein die Schatten
nicht darzustellen, und das Gesicht in der Figurendarstellung wird
nur durch wenige Striche angedeutet. Aber die seelische Erhaben-
heit ragt hier besonders lebendig hervor. So ist die chinesische Malerei.
Ihr höchstes Prinzip ist: „Minimale Pinselstriche, aber reiche Wir-

2^
 
Annotationen