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grosse goldene Medaille für Kunst. Als Nachfolger Leightons war
er erst im Frühjahr dieses Jahres zum Präsidenten der Königlichen
Kunstakademie zu London erwählt worden. (Ausführliches siehe: The
art annual. Sir J. E. Millais. His Life and Work by W. Armstrong.
London 1885.)
Müller, Eduard, Professor, Bildhauer, Ordentliches Mitglied
der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin, wurde nach
einer, aus dem Jahre 1869 herrührenden, von ihm selbst für
das Archiv der Akademie verfassten Lebensbeschreibung am
9. August 1828 in dem kleinen Landstädtchen Hildburghausen bei
Koburg als Zwillingssohn geboren. Seinen ersten Unterricht und
seine Jugenderziehung genoss er in Koburg, wohin sein Vater als
herzoglicher Hofgärtner von Schloss Rosenau aus versetzt worden
war. Es war der Lieblingswunsch seiner Eltern gewesen, nachdem
sein Zwillingsbruder Gustav durch die in früher Kindheit ge-
äusserten Anlagen für die Malerei bestimmt worden war, ihn einst
als Theologen wirken zu sehen. Ihm sagte indessen dieser Beruf
keineswegs zu. Schon war in ihm ebenfalls die Liebe und die
Begeisterung für die Kunst erwacht. Seine Eltern, die diesen in
ihm entstehenden Drang nicht unterstützen wollten und konnten,
veranlassten ihn vielmehr, sich einem andern Berufe zu widmen.
Er wählte endlich die Kochkunst, freilich nicht ohne den Hinter-
gedanken, durch diese und namentlich durch den Aufenthalt in
grossen Städten sich so rasch als möglich so viel Mittel zu
erübrigen, als nötig waren, um endlich doch noch seiner Neigung
für die Kunst zu folgen. Nachdem er in der herzoglichen Hof-
küche zu Koburg seine Lehrzeit zur Zufriedenheit seiner Prinzipale
zurückgelegt hatte, hielt er sich teils kürzere, teils längere Zeit in
München, Paris, Antwerpen und Brüssel auf. Unverkennbar war
der Einfluss, den diese an Schätzen der Kunst so reichen Städte
auf ihn ausübten; mit jedem Tag fasste der mehr und mehr reifende
Entschluss, der Bildhauerei sich zu widmen, tiefere Wurzeln. So
modellierte er denn als Koch im Jahre 1849 zu Brüssel Tafelaufsätze
in Fett, welche die allgemeine Aufmerksamkeit erregten, und
einen Pferdebändiger, der sich der günstigsten Beurteilung der
Beschauer zu erfreuen hatte. Nachdem er wieder nach Antwerpen
zurückgekehrt war, modellierte er zum ersten Male ein lebensgrosses
Medaillonporträt in Thon während der freien Stunden, die ihm die
grosse goldene Medaille für Kunst. Als Nachfolger Leightons war
er erst im Frühjahr dieses Jahres zum Präsidenten der Königlichen
Kunstakademie zu London erwählt worden. (Ausführliches siehe: The
art annual. Sir J. E. Millais. His Life and Work by W. Armstrong.
London 1885.)
Müller, Eduard, Professor, Bildhauer, Ordentliches Mitglied
der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin, wurde nach
einer, aus dem Jahre 1869 herrührenden, von ihm selbst für
das Archiv der Akademie verfassten Lebensbeschreibung am
9. August 1828 in dem kleinen Landstädtchen Hildburghausen bei
Koburg als Zwillingssohn geboren. Seinen ersten Unterricht und
seine Jugenderziehung genoss er in Koburg, wohin sein Vater als
herzoglicher Hofgärtner von Schloss Rosenau aus versetzt worden
war. Es war der Lieblingswunsch seiner Eltern gewesen, nachdem
sein Zwillingsbruder Gustav durch die in früher Kindheit ge-
äusserten Anlagen für die Malerei bestimmt worden war, ihn einst
als Theologen wirken zu sehen. Ihm sagte indessen dieser Beruf
keineswegs zu. Schon war in ihm ebenfalls die Liebe und die
Begeisterung für die Kunst erwacht. Seine Eltern, die diesen in
ihm entstehenden Drang nicht unterstützen wollten und konnten,
veranlassten ihn vielmehr, sich einem andern Berufe zu widmen.
Er wählte endlich die Kochkunst, freilich nicht ohne den Hinter-
gedanken, durch diese und namentlich durch den Aufenthalt in
grossen Städten sich so rasch als möglich so viel Mittel zu
erübrigen, als nötig waren, um endlich doch noch seiner Neigung
für die Kunst zu folgen. Nachdem er in der herzoglichen Hof-
küche zu Koburg seine Lehrzeit zur Zufriedenheit seiner Prinzipale
zurückgelegt hatte, hielt er sich teils kürzere, teils längere Zeit in
München, Paris, Antwerpen und Brüssel auf. Unverkennbar war
der Einfluss, den diese an Schätzen der Kunst so reichen Städte
auf ihn ausübten; mit jedem Tag fasste der mehr und mehr reifende
Entschluss, der Bildhauerei sich zu widmen, tiefere Wurzeln. So
modellierte er denn als Koch im Jahre 1849 zu Brüssel Tafelaufsätze
in Fett, welche die allgemeine Aufmerksamkeit erregten, und
einen Pferdebändiger, der sich der günstigsten Beurteilung der
Beschauer zu erfreuen hatte. Nachdem er wieder nach Antwerpen
zurückgekehrt war, modellierte er zum ersten Male ein lebensgrosses
Medaillonporträt in Thon während der freien Stunden, die ihm die