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Auftrages des Barons J. H. W. von Schröder aus Hamburg,
der sich vorübergehend in London aufhielt. Diese Gruppe wurde
gleichzeitig mit einer Büste in Marmor „Albanesische Amme", im
Besitz von Alexander Mendelssohn, in der Berliner Aus-
stellung 1868 ausgestellt und trug ihm die goldene Medaille
ein, die er auf Vorschlag des Senats der Berliner Akademie von
König Wilhelm I. erhielt. Zur selben Zeit empfing er von
dem Baron von Schröder den Auftrag zur Ausführung des
Pendants: Eine Bacchantin droht, dem gebundenen Amor mit einer
Scheere die Elügel zu beschneiden, um sich in der That aber nur
an dessen Angst zu weiden. Im Jahre 1864 modellierte er
einen kleinen Satyr mit Bocksfüssen, der zuviel des Rebensaftes
genossen hat und einschläft, dann als Pendant ein eben vom Schlafe
erwachendes Nymphchen. Beide Figuren, in Marmor ausgeführt,
befinden sich im Besitze des Barons J. H. W. von Schröder
in London. 1865 modellierte Müller einen Faun, der, hinter einer
tragischen Maske das schelmisch lachende Gesicht verbergend, vor-
wärts schreitet, um eine Nymphe zu erschrecken. Die Marmor-
ausführung wurde ebenfalls von Baron J. H. W. von Schröder
bestellt. In demselben Jahre begann er die Ausführung einer Gruppe
in Marmor, „Glaube, Hoffnung, Liebe“ darstellend, die für das
Mausoleum des Barons J. H. von Schröder in Hamburg, dem
Vater seines Gönners in London, bestimmt war. Zur Aufstellnug
dieser Gruppe persönlich in Hamburg anwesend, erhielt er 1869
daselbst die Nachricht von seiner Ernennung zum Ordentlichen
Mitgliede der Königlichen Akademie der Künste in Berlin. Von
seinen sonstigen hervorragenden Werken seien noch erwähnt „Der
neapolitanische Fischer und sein Knabe“ (1875) und sein umfang-
reichstes, aus einem Marmorblock gehauenes und im Jahre 1877
vollendetes Werk, „Prometheus und die Okeaniden,“ für die
Nationalgalerie in Berlin bestimmt. Sein Tod erfolgte in Rom
am 29. Dezember 1895.
Reinthaler, Karl Martin, Ordentliches Mitglied der Königlichen
Akademie der Künste zu Berlin, wurde nach einer von ihm selbst
für das Archiv der Akademie verfassten Aufzeichnung zu Erfurt
am 13. Oktober 1822 als ältester Sohn des Rektors des Martinstiftes
geboren in dem Hause, in dem Dr. Martin Luther als Mönch drei
Jahre zugebracht hatte. Luthers Aufenthalt daselbst hatte die
Auftrages des Barons J. H. W. von Schröder aus Hamburg,
der sich vorübergehend in London aufhielt. Diese Gruppe wurde
gleichzeitig mit einer Büste in Marmor „Albanesische Amme", im
Besitz von Alexander Mendelssohn, in der Berliner Aus-
stellung 1868 ausgestellt und trug ihm die goldene Medaille
ein, die er auf Vorschlag des Senats der Berliner Akademie von
König Wilhelm I. erhielt. Zur selben Zeit empfing er von
dem Baron von Schröder den Auftrag zur Ausführung des
Pendants: Eine Bacchantin droht, dem gebundenen Amor mit einer
Scheere die Elügel zu beschneiden, um sich in der That aber nur
an dessen Angst zu weiden. Im Jahre 1864 modellierte er
einen kleinen Satyr mit Bocksfüssen, der zuviel des Rebensaftes
genossen hat und einschläft, dann als Pendant ein eben vom Schlafe
erwachendes Nymphchen. Beide Figuren, in Marmor ausgeführt,
befinden sich im Besitze des Barons J. H. W. von Schröder
in London. 1865 modellierte Müller einen Faun, der, hinter einer
tragischen Maske das schelmisch lachende Gesicht verbergend, vor-
wärts schreitet, um eine Nymphe zu erschrecken. Die Marmor-
ausführung wurde ebenfalls von Baron J. H. W. von Schröder
bestellt. In demselben Jahre begann er die Ausführung einer Gruppe
in Marmor, „Glaube, Hoffnung, Liebe“ darstellend, die für das
Mausoleum des Barons J. H. von Schröder in Hamburg, dem
Vater seines Gönners in London, bestimmt war. Zur Aufstellnug
dieser Gruppe persönlich in Hamburg anwesend, erhielt er 1869
daselbst die Nachricht von seiner Ernennung zum Ordentlichen
Mitgliede der Königlichen Akademie der Künste in Berlin. Von
seinen sonstigen hervorragenden Werken seien noch erwähnt „Der
neapolitanische Fischer und sein Knabe“ (1875) und sein umfang-
reichstes, aus einem Marmorblock gehauenes und im Jahre 1877
vollendetes Werk, „Prometheus und die Okeaniden,“ für die
Nationalgalerie in Berlin bestimmt. Sein Tod erfolgte in Rom
am 29. Dezember 1895.
Reinthaler, Karl Martin, Ordentliches Mitglied der Königlichen
Akademie der Künste zu Berlin, wurde nach einer von ihm selbst
für das Archiv der Akademie verfassten Aufzeichnung zu Erfurt
am 13. Oktober 1822 als ältester Sohn des Rektors des Martinstiftes
geboren in dem Hause, in dem Dr. Martin Luther als Mönch drei
Jahre zugebracht hatte. Luthers Aufenthalt daselbst hatte die