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Motive nahm er aus dem Leben in den Ostseebädern. Seit 1869
gehörte er der Akademie an, zu deren thätigsten Mitgliedern im
Senat und in den Kommissionen er zählte. Er starb zu Berlin am
8. September 1899. SeineTochterJulie Günther-Amberg hat sich
als Malerin einen Namen gemacht.
Becker, Albert, Professor, ordentliches und Senatsmitglied der
Königlichen Akademie der Künste, wurde am 13. Juni 1834 in
Quedlinburg geboren. Nachdem er in frühester Jugend den Vater
verloren, und die Grundlagen geistiger und herzlicher Erziehung
durch die treu sorgende Mutter und im Pfarrhaus des Grossvaters
empfangen hatte, kam er behufs Ausbildung seiner musikalischen,
bis dahin einigermassen missachteten Fähigkeiten in die Hände
des Quedlinburger Organisten Hermann Bö nicke. Als Ergebnisse
dieses Unterrichts zeigten sich bald Kompositionsversuche, die in
einer grossen Kantate gipfelten. Nachdem dies Werk unter Hülfe
jugendlicher Freunde und Freundinnen eine Aufführung erlebt
hatte, war das Talent nicht mehr zu halten: trotz aller mütterlichen
Bedenken zog der Jüngling 1853 nach Berlin, war bei Dehn mit
kontrapunktischen Studien beschäftigt, und betrieb unter Haupts
Leitung das Orgelspiel. Im Jahre 1859 hatte er den ersten äusseren
Erfolg zu verzeichnen — eine Sinfonie wurde von der Gesellschaft
der Musikfreunde in Wien durch einen Preis ausgezeichnet. Dies
Ereignis blieb zunächst ohne wesentliche Wirkung. Becker
komponierte zwar fleissig weiter, aber die Oeffentlichkeit nahm
wenig Notiz von ihm; seine Lieder fanden im grossen so geringe
Beachtung, wie die „Sonntagsschulharfe“, ein Versuch, den ryth-
mischen Choral in Kirche und Schule wieder einzuführen. Erst die
Messe in B-moll, die 1877 vollendet war, machte seinen Namen
allgemein bekannt. Auf Liszts Verwendung wurde sie 1879 vom
Riedelschen Verein in Leipzig gesungen, und der ungemeine
Erfolg dieser Aufführung verschaffte dem Werk auch bei anderen
Chorvereinen Eingang. Nun begann der Stern des Komponisten
zu steigen. Ehrungen allerlei Art stellten sich ein: er wurde zum
Königlichen Professor ernannt, 1884 als ordentliches Mitglied in
die Akademie der Künste, 1888 in den Senat derselben Körperschaft
berufen. Seit 1882 war er Gesanglehrer am Falk-Realgymnasium,
seit 1889 lag ihm die Leitung des Domchors ob, und daneben
erteilte er noch ausgiebig Privatunterricht. Als 1892 Wilhelm
Motive nahm er aus dem Leben in den Ostseebädern. Seit 1869
gehörte er der Akademie an, zu deren thätigsten Mitgliedern im
Senat und in den Kommissionen er zählte. Er starb zu Berlin am
8. September 1899. SeineTochterJulie Günther-Amberg hat sich
als Malerin einen Namen gemacht.
Becker, Albert, Professor, ordentliches und Senatsmitglied der
Königlichen Akademie der Künste, wurde am 13. Juni 1834 in
Quedlinburg geboren. Nachdem er in frühester Jugend den Vater
verloren, und die Grundlagen geistiger und herzlicher Erziehung
durch die treu sorgende Mutter und im Pfarrhaus des Grossvaters
empfangen hatte, kam er behufs Ausbildung seiner musikalischen,
bis dahin einigermassen missachteten Fähigkeiten in die Hände
des Quedlinburger Organisten Hermann Bö nicke. Als Ergebnisse
dieses Unterrichts zeigten sich bald Kompositionsversuche, die in
einer grossen Kantate gipfelten. Nachdem dies Werk unter Hülfe
jugendlicher Freunde und Freundinnen eine Aufführung erlebt
hatte, war das Talent nicht mehr zu halten: trotz aller mütterlichen
Bedenken zog der Jüngling 1853 nach Berlin, war bei Dehn mit
kontrapunktischen Studien beschäftigt, und betrieb unter Haupts
Leitung das Orgelspiel. Im Jahre 1859 hatte er den ersten äusseren
Erfolg zu verzeichnen — eine Sinfonie wurde von der Gesellschaft
der Musikfreunde in Wien durch einen Preis ausgezeichnet. Dies
Ereignis blieb zunächst ohne wesentliche Wirkung. Becker
komponierte zwar fleissig weiter, aber die Oeffentlichkeit nahm
wenig Notiz von ihm; seine Lieder fanden im grossen so geringe
Beachtung, wie die „Sonntagsschulharfe“, ein Versuch, den ryth-
mischen Choral in Kirche und Schule wieder einzuführen. Erst die
Messe in B-moll, die 1877 vollendet war, machte seinen Namen
allgemein bekannt. Auf Liszts Verwendung wurde sie 1879 vom
Riedelschen Verein in Leipzig gesungen, und der ungemeine
Erfolg dieser Aufführung verschaffte dem Werk auch bei anderen
Chorvereinen Eingang. Nun begann der Stern des Komponisten
zu steigen. Ehrungen allerlei Art stellten sich ein: er wurde zum
Königlichen Professor ernannt, 1884 als ordentliches Mitglied in
die Akademie der Künste, 1888 in den Senat derselben Körperschaft
berufen. Seit 1882 war er Gesanglehrer am Falk-Realgymnasium,
seit 1889 lag ihm die Leitung des Domchors ob, und daneben
erteilte er noch ausgiebig Privatunterricht. Als 1892 Wilhelm