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Landhaus Schöne in Grünewald. Sein letztes und bedeut-
samstes Werk, die nach Wilhelm Bodes Intentionen ent-
worfenen umfangreichen Neubauten für die Königlichen Museen
in Berlin, selbst auszuführen, war ihm nicht vergönnt. Nach
seinem Tode wurde sein Freund, unser Ordentliches Mitglied
Geheimer Baurat und Stadtbaurat Ludwig Hoffmann mit der
Ausführung dieser Bauten auf der Museumsinsel nach Messels
Plänen betraut. — Messel wurde 1894 zum Professor ernannt;
die goldene Medaille für Kunst erhielt er 1896, die Schinkel-
medaille ist ihm im Jahre 1881 verliehen worden. Ordent-
liches Mitglied unserer Akademie war er seit 1904. Er starb
am 24, März 1909 in Berlin.
Reinecke, Karl, wurde am 23. Juni 1824 in Altona ge-
boren und verdankt seine ganze musikalische Ausbildung
seinem Vater, der ihn so weit förderte, dafs er bereits 1843
in Dänemark und Schweden mit Erfolg als Pianist konzer-
tieren konnte. Von 1846 bis 1848 war er Hofpianist des
Königs Christian VIII. von Dänemark, darauf führte ihn sein
Beruf nach Paris, Köln, Barmen, Breslau, wo er die Sing-
akademie leitete, und 1860 nahm er seinen dauernden Wohn-
sitz in Leipzig, als Dirigent der Gewandhauskonzerte und als
Lehrer für Klavierspiel und Komposition am Konservatorium.
Hier hat er eine überaus segensvolle, weitreichende Wirksam-
keit ausgeübt und ist namentlich als künstlerischer Erzieher
für eine ganze Generation von Bedeutung geworden. Als
Klavierspieler zählte er zu den letzten Vertretern der klassi-
schen Schule; vollendete Sauberkeit der Technik, ein auf das
feinste ausgefeilter Vortrag und ein Geschmack, der alles Ex-
treme und Gewaltsame vermied, waren die Kennzeichen seines
Spiels. Seine Kompositionstätigkeit war sehr reich und viel-
seitig: von der Oper, dem Oratorium und der Messe, von der
Kammermusik für die verschiedensten Instrumentenzusammen-
stellungen bis zum schlichten Lied und Klavierstück hat er
alle Gattungen mit gleicher Liebe gepflegt. Wenn er an die
Ausdrucksmittel der Aera Schumann—Mendelssohn anknüpft,
so hat er doch auch neuere Meister in sein Bereich gezogen
und sich zu eigen gemacht, was von ihnen für seine Natur
assimilierbar war, und zwar ohne seine eigene, stille Indivi-
dualität aufzuopfern. Besondere Popularität haben seine rei-
Landhaus Schöne in Grünewald. Sein letztes und bedeut-
samstes Werk, die nach Wilhelm Bodes Intentionen ent-
worfenen umfangreichen Neubauten für die Königlichen Museen
in Berlin, selbst auszuführen, war ihm nicht vergönnt. Nach
seinem Tode wurde sein Freund, unser Ordentliches Mitglied
Geheimer Baurat und Stadtbaurat Ludwig Hoffmann mit der
Ausführung dieser Bauten auf der Museumsinsel nach Messels
Plänen betraut. — Messel wurde 1894 zum Professor ernannt;
die goldene Medaille für Kunst erhielt er 1896, die Schinkel-
medaille ist ihm im Jahre 1881 verliehen worden. Ordent-
liches Mitglied unserer Akademie war er seit 1904. Er starb
am 24, März 1909 in Berlin.
Reinecke, Karl, wurde am 23. Juni 1824 in Altona ge-
boren und verdankt seine ganze musikalische Ausbildung
seinem Vater, der ihn so weit förderte, dafs er bereits 1843
in Dänemark und Schweden mit Erfolg als Pianist konzer-
tieren konnte. Von 1846 bis 1848 war er Hofpianist des
Königs Christian VIII. von Dänemark, darauf führte ihn sein
Beruf nach Paris, Köln, Barmen, Breslau, wo er die Sing-
akademie leitete, und 1860 nahm er seinen dauernden Wohn-
sitz in Leipzig, als Dirigent der Gewandhauskonzerte und als
Lehrer für Klavierspiel und Komposition am Konservatorium.
Hier hat er eine überaus segensvolle, weitreichende Wirksam-
keit ausgeübt und ist namentlich als künstlerischer Erzieher
für eine ganze Generation von Bedeutung geworden. Als
Klavierspieler zählte er zu den letzten Vertretern der klassi-
schen Schule; vollendete Sauberkeit der Technik, ein auf das
feinste ausgefeilter Vortrag und ein Geschmack, der alles Ex-
treme und Gewaltsame vermied, waren die Kennzeichen seines
Spiels. Seine Kompositionstätigkeit war sehr reich und viel-
seitig: von der Oper, dem Oratorium und der Messe, von der
Kammermusik für die verschiedensten Instrumentenzusammen-
stellungen bis zum schlichten Lied und Klavierstück hat er
alle Gattungen mit gleicher Liebe gepflegt. Wenn er an die
Ausdrucksmittel der Aera Schumann—Mendelssohn anknüpft,
so hat er doch auch neuere Meister in sein Bereich gezogen
und sich zu eigen gemacht, was von ihnen für seine Natur
assimilierbar war, und zwar ohne seine eigene, stille Indivi-
dualität aufzuopfern. Besondere Popularität haben seine rei-