Behandlung des Ornaments, in Zeichnung und Farbe bei
dieser Gelegenheit hinter den Kunsthandwerkern zurück-
standen und wie häufig ihre Leistungen durch fehlendes
Können und Wissen nach dieser Richtung hin trotz bester
Absicht ein unbeholfenes, dilettantenhaftes Aussehen trugen.
Und doch giebt es für die Künstler kaum ein lehrreicheres
und besser grundlegendes Studium als gerade dieses, und
Sie müssen sich doch dessen erinnern, was in dieser Richtung
Unvergängliches und Unvergleichliches Dürer und Holbein,
Rafael und Rubens, bei den Franzosen Lebrun, Cerceau und
ganz modern Galland u. a. geschaffen haben! Versäumen Sie
also doch nicht, sich hier Kenntnisse zu sammeln und auf-
zuspeichern, für welche Ihnen unser Unterricht im umfassendsten
Maasse die Mittel darbietet!
Ich kann am Schlüsse dieser Betrachtungen nur wieder-
holen, was ich im vorigen Jahre und auch früher schon aus-
gesprochen habe: Die Akademie soll und will Ihnen für Ihre
spätere selbständige künstlerische Thätigkeit das unentbehr-
lichste Rüstzeug mit auf den Weg geben; werfen Sie alsdann
davon weg, was Sie für überflüssig halten, zu viel werden
Sie aber niemals lernen können!
Und nun, meine Herren, glaube ich, diese Stelle nicht
verlassen zu dürfen, ohne Ihre Blicke noch auf ein Jubiläum
gelenkt und ohne Erinnerungen bei Ihnen wachgerufen zu
haben, weiche in diesen Tagen alle deutsche Herzen durch-
zittern! Am heutigen Tage vor 25 Jahren entlud sich die
gewitterschwangere Wolke, welche sich seit Jahren jenseits
des Rheins in der Stadt an der Seine zusammengeballt hatte;
sechs Tage später, am 19. Juli, wurde hier in Berlin das
verhängnissvolle Dokument der französischen Kriegserklärung
offiziell überreicht, und am 20. Juli übernahm der Kronprinz
Friedrich Wilhelm, dieser allen deutschen Herzen theure und
unvergessliche preussische Königssohn, die Führung der süd-
deutschen Truppen. Von diesem Tage an hatte die deutsche
Zerrissenheit ein Ende, es gab in der That nicht nur ein
95
dieser Gelegenheit hinter den Kunsthandwerkern zurück-
standen und wie häufig ihre Leistungen durch fehlendes
Können und Wissen nach dieser Richtung hin trotz bester
Absicht ein unbeholfenes, dilettantenhaftes Aussehen trugen.
Und doch giebt es für die Künstler kaum ein lehrreicheres
und besser grundlegendes Studium als gerade dieses, und
Sie müssen sich doch dessen erinnern, was in dieser Richtung
Unvergängliches und Unvergleichliches Dürer und Holbein,
Rafael und Rubens, bei den Franzosen Lebrun, Cerceau und
ganz modern Galland u. a. geschaffen haben! Versäumen Sie
also doch nicht, sich hier Kenntnisse zu sammeln und auf-
zuspeichern, für welche Ihnen unser Unterricht im umfassendsten
Maasse die Mittel darbietet!
Ich kann am Schlüsse dieser Betrachtungen nur wieder-
holen, was ich im vorigen Jahre und auch früher schon aus-
gesprochen habe: Die Akademie soll und will Ihnen für Ihre
spätere selbständige künstlerische Thätigkeit das unentbehr-
lichste Rüstzeug mit auf den Weg geben; werfen Sie alsdann
davon weg, was Sie für überflüssig halten, zu viel werden
Sie aber niemals lernen können!
Und nun, meine Herren, glaube ich, diese Stelle nicht
verlassen zu dürfen, ohne Ihre Blicke noch auf ein Jubiläum
gelenkt und ohne Erinnerungen bei Ihnen wachgerufen zu
haben, weiche in diesen Tagen alle deutsche Herzen durch-
zittern! Am heutigen Tage vor 25 Jahren entlud sich die
gewitterschwangere Wolke, welche sich seit Jahren jenseits
des Rheins in der Stadt an der Seine zusammengeballt hatte;
sechs Tage später, am 19. Juli, wurde hier in Berlin das
verhängnissvolle Dokument der französischen Kriegserklärung
offiziell überreicht, und am 20. Juli übernahm der Kronprinz
Friedrich Wilhelm, dieser allen deutschen Herzen theure und
unvergessliche preussische Königssohn, die Führung der süd-
deutschen Truppen. Von diesem Tage an hatte die deutsche
Zerrissenheit ein Ende, es gab in der That nicht nur ein
95