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Werner, Anton von
Ansprachen und Reden des Direktors A. von Werner an die Studirenden der Königlichen Akademischen Hochschule für die Bildenden Künste zu Berlin und Verzeichniss der Lehrer, Beamten und Schüler derselben seit 1875 — 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.70876#0106

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das deutsche Volk, sondern er hat internationale Bedeutung,
er ist ein Festtag für alle Welt, so weit Kunst geübt und
geliebt und verstanden wird. Adolf Menzel, welcher in voller
rüstigster Schaffenskraft im vollendeten 80. Lebensjahre unter
uns weilt und schafft und strebt, wie der Jüngsten einer, ist
ein Weltbürger, ein Mann von internationaler Bedeutung, wie
etwa Goethe, der nicht nur für uns Deutsche allein geschaffen
hat, ein Fürst im Reiche der Kunst, von dem wir mit Fug
und Recht sagen können: Sein Wille ist stark, seine Hand
übermächtig, sein Einfluss unermesslich und sein Genie Ehr-
furcht erweckend! Adolf Menzel! Welche Gefühle von Be-

wunderung, Freude und Stolz ruft dieser Name nicht in eines
jeden deutschen Künstlers Brust hervor! Bewunderung vor

seinem allgewaltigen Schaffen und Können und seinem Genie;
Freude, mit ihm gelebt und von seines Geistes Funken mit
ispürt zu haben; Stolz, ihn den Unsrigen nennen zu dürfen,
ifgewachsen unter Noth und Kampf auf unserem Boden und
it der vaterländischen Erde verwachsen wie kein anderer!
Dass Ihnen, meine Herren, des Alt- und Grossmeisters

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der Künste

deutscher Kunst Wesen und Wirken und seine Werke genau
bekannt sind, setze ich als selbstverständlich voraus; ist er
doch für uns alle, welcher Richtung auch jeder Einzelne
huldigen mag, Lehrer, Meister und leuchtendes Vorbild.
Aber gerade deshalb geziemt es sich an dieser Stätte heute
seiner zu gedenken, als eines Meisters, eines Lehrmeisters
im idealsten Sinne des Wortes, und seine künstlerische Thätig-
keit zu beleuchten und seinen Entwickelungsgang in grossen
Zügen vor unserem Auge vorüberziehen zu lassen. Handelte
es sich nur darum, ein grosses Genie zu feiern, welches von
der Vorsehung überreich mit allen Gaben von Glück, Gunst
und Grösse ausgestattet ist, welchem auf mühelosem, rosen-
bestreutem Lebenswege, vom Lorbeer umrauscht, es be-
schieden war, ein patriarchalisches Alter in olympischer
Ruhe zu erreichen, so wäre ich rasch fertig mit dem Wort:
ehrfurchtsvolle, vielleicht von Neid nicht ganz freie Bewun-

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