weg an Peter von Cornelius, welcher sich seit 1855 auf
Urlaub in Rom befand: „Wie wenig von Akademien, wie
viel von Malerwerkstätten als Pflanzschulen der Kunst zu
halten ist, weiss ich seit mehr als 40 Jahren“, was gerade
nicht besonders ermunternd für diejenigen Künstler sein
konnte, welche sich der Lehrthätigkeit an einer Kunst-
akademie gewidmet hatten, was aber scheinbar tradi-
tionell geworden war. Uebrigens hatte derselbe, der Kunst
sehr wohl gesinnte Minister schon 1858, als in Folge der
schweren Erkrankung König Friedrich Wilhelm’s IV. der
Prinzregent, der nachmalige Deutsche Kaiser Wilhelm, die
Regierungsgeschäfte übernahm, an Cornelius nach Rom die
Anfrage gerichtet, ob er nicht Direktor der Berliner Kunst-
akademie werden wolle, zugleich aber klar angedeutet,
dass es für des Meisters Gesundheit vielleicht besser sei,
wenn er in Rom bliebe. Später, 1859, theilt der Minister
Cornelius mit, dass man Rietschel aus Dresden als Direktor
in’s Auge gefasst hätte. Am 20. Januar 1860 endlich schreibt
Herr von Bethmann-Hollweg an Cornelius: „Dass Sie auch
die höhere Leitung der Akademie mit Hülfe eines in Ihre
Ideen eingehenden, geschäftskundigen Vizedirektors über-
nehmen wollen, ist mir eine grosse Freude .... Bei
den Berathungen pp habe ich den Professor Daege,
Wach’s Schüler, als einen Mann von erstem Kunstsinn und
praktischer Umsicht kennen gelernt. Dass er des Geheimen
Kabinetsraths Illaire Schwager ist, erleichterte die Verhand-
lungen mit dem Kabinet. Seine Unproduktivität als Maler
lässt ihn um so unbefangener und energischer an die Kunst-
verwaltung herantreten. Ihnen und Ihrer Kunstrichtung zollt
er aufrichtige Anerkennung. Aus diesen Gründen zusammen-
genommen halte ich ihn für ein geeignetes Werkzeug, durch
welches Sie die verfallene Unterrichtsanstalt in eine bessere
Bahn leiten würden.“
Es muss uns heute sonderbar erscheinen, dass Herr von
Bethmann - Hollweg es für geeignet hielt „die verfallene
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Urlaub in Rom befand: „Wie wenig von Akademien, wie
viel von Malerwerkstätten als Pflanzschulen der Kunst zu
halten ist, weiss ich seit mehr als 40 Jahren“, was gerade
nicht besonders ermunternd für diejenigen Künstler sein
konnte, welche sich der Lehrthätigkeit an einer Kunst-
akademie gewidmet hatten, was aber scheinbar tradi-
tionell geworden war. Uebrigens hatte derselbe, der Kunst
sehr wohl gesinnte Minister schon 1858, als in Folge der
schweren Erkrankung König Friedrich Wilhelm’s IV. der
Prinzregent, der nachmalige Deutsche Kaiser Wilhelm, die
Regierungsgeschäfte übernahm, an Cornelius nach Rom die
Anfrage gerichtet, ob er nicht Direktor der Berliner Kunst-
akademie werden wolle, zugleich aber klar angedeutet,
dass es für des Meisters Gesundheit vielleicht besser sei,
wenn er in Rom bliebe. Später, 1859, theilt der Minister
Cornelius mit, dass man Rietschel aus Dresden als Direktor
in’s Auge gefasst hätte. Am 20. Januar 1860 endlich schreibt
Herr von Bethmann-Hollweg an Cornelius: „Dass Sie auch
die höhere Leitung der Akademie mit Hülfe eines in Ihre
Ideen eingehenden, geschäftskundigen Vizedirektors über-
nehmen wollen, ist mir eine grosse Freude .... Bei
den Berathungen pp habe ich den Professor Daege,
Wach’s Schüler, als einen Mann von erstem Kunstsinn und
praktischer Umsicht kennen gelernt. Dass er des Geheimen
Kabinetsraths Illaire Schwager ist, erleichterte die Verhand-
lungen mit dem Kabinet. Seine Unproduktivität als Maler
lässt ihn um so unbefangener und energischer an die Kunst-
verwaltung herantreten. Ihnen und Ihrer Kunstrichtung zollt
er aufrichtige Anerkennung. Aus diesen Gründen zusammen-
genommen halte ich ihn für ein geeignetes Werkzeug, durch
welches Sie die verfallene Unterrichtsanstalt in eine bessere
Bahn leiten würden.“
Es muss uns heute sonderbar erscheinen, dass Herr von
Bethmann - Hollweg es für geeignet hielt „die verfallene
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