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Als Kurator im Sinne eines eigentlichen Spiritus rector wird
einer der Staatsminister bestellt — und der erste dieser Kura-
toren wurde natürlich Heinitz selbst, der übrigens nicht etwa
Kultus-, sondern Kriegsminister und zugleich Ober-Berghaupt-
mann war. Der Kurator übernimmt nicht nur die unmittel-
bare Fürsorge für die Akademie, sondern er präsidirt auch
in den wöchentlichen Sitzungen derselben und soll Sorge
tragen, »dass diese wöchentlichen Berathschlagungen besonders
wirksam sind, um den einheimischen Kunstfleiss in Sachen des
Geschmacks allenthalben in Unsern Staaten zu erwecken und
zu veredeln«, das heisst, ihm liegt ob, »alles dasjenige, wo-
rauf die Akademie einen nützlichen Einfluss haben kann, vor
dieselbe zu bringen«.
Durch die so eindringliche Mitarbeit eines Ministers wurde
die Akademie gewiss zum Vortheil ihrer Exekutive mit der
Centralbehörde fest verbunden, allerdings eben dadurch auch
in ihrer künstlerischen Selbständigkeit entschieden beschränkt.
Aber gerade darin zeigt sich der idealistische Zug jener Zeit:
man vertraute auf die durch Theorien gerechtfertigte An-
nahme, dass die Künstler, die ja oft, statt auf der den Andern
überlassenen Erde, auf den Wolken des Vaters Zeus hausen,
in einem trotz der wöchentlichen Berührung fruchtbaren Ein-
verständniss mit dem an der Logik der Thatsachen ernüch-
terten Staatsbeamten bleiben würden — und umgekehrt; und
deshalb setzte man voraus, dass trotz der ziemlich souveränen
Leitung durch den Minister die thatsächliche Arbeit zur Er-
reichung der akademischen Zwecke von den Künstlern in
edlem Wettstreit um der Sache willen würde geleistet werden.
Und diese Zwecke, die Ziele der Anstalt, wurden von
hohen Gesichtspunkten aus bestimmt. Sie blieben im Grossen
Als Kurator im Sinne eines eigentlichen Spiritus rector wird
einer der Staatsminister bestellt — und der erste dieser Kura-
toren wurde natürlich Heinitz selbst, der übrigens nicht etwa
Kultus-, sondern Kriegsminister und zugleich Ober-Berghaupt-
mann war. Der Kurator übernimmt nicht nur die unmittel-
bare Fürsorge für die Akademie, sondern er präsidirt auch
in den wöchentlichen Sitzungen derselben und soll Sorge
tragen, »dass diese wöchentlichen Berathschlagungen besonders
wirksam sind, um den einheimischen Kunstfleiss in Sachen des
Geschmacks allenthalben in Unsern Staaten zu erwecken und
zu veredeln«, das heisst, ihm liegt ob, »alles dasjenige, wo-
rauf die Akademie einen nützlichen Einfluss haben kann, vor
dieselbe zu bringen«.
Durch die so eindringliche Mitarbeit eines Ministers wurde
die Akademie gewiss zum Vortheil ihrer Exekutive mit der
Centralbehörde fest verbunden, allerdings eben dadurch auch
in ihrer künstlerischen Selbständigkeit entschieden beschränkt.
Aber gerade darin zeigt sich der idealistische Zug jener Zeit:
man vertraute auf die durch Theorien gerechtfertigte An-
nahme, dass die Künstler, die ja oft, statt auf der den Andern
überlassenen Erde, auf den Wolken des Vaters Zeus hausen,
in einem trotz der wöchentlichen Berührung fruchtbaren Ein-
verständniss mit dem an der Logik der Thatsachen ernüch-
terten Staatsbeamten bleiben würden — und umgekehrt; und
deshalb setzte man voraus, dass trotz der ziemlich souveränen
Leitung durch den Minister die thatsächliche Arbeit zur Er-
reichung der akademischen Zwecke von den Künstlern in
edlem Wettstreit um der Sache willen würde geleistet werden.
Und diese Zwecke, die Ziele der Anstalt, wurden von
hohen Gesichtspunkten aus bestimmt. Sie blieben im Grossen