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an ihrem nur wenig günstigen Aufstellungsplatze zu besichtigen.
Und doch verdient dieses Erstlingswerk unseres Künstlers
grosses Interesse. Denen, die nicht nach Königsberg kommen,
ist es heute durch die Fürsorge der Generalverwaltung der
Königlichen Museen ermöglicht, wenigstens einen Gipsabguss
in Berlin studiren zu können. Wie hat nun Schlüter seinen
Herrn aufgefasst? Das Vorbild Ludwigs XIV., auf das wir
bereits hingewiesen haben, machte sich hier auch für die
Wahl des Kostüms geltend. Die Sitte, fürstliche Personen in
ihrer wirklichen Tracht oder als gepanzerte Ritter darzustellen,
war durch den französischen König, wenigstens in der Plastik,
in andere Bahnen gelenkt. Ein Fürst, der etwas auf sich
hielt, konnte sich nur noch als römischer Imperator darstellen
lassen. So auch hier. Wir sehen Friedrich in reicher römischer
Rüstung als auf den Schild gehobenen Caesar, in vorwärts
schreitender Stellung, wie um sich beim Getragenwerden auf
dem Schilde halten zu können. Von den Schultern wallt in
energischen Falten der Hermelinmantel, von der nach hinten
greifenden Linken zusammengerafft und hochgehalten, um die
Körperlinien durch seine Masse nicht zu verdecken. In einem
Punkte blieb der Künstler entgegen der Sitte seiner Zeit
konsequent, er liess seinem Bildniss das natürliche Haar,
anstatt den Caesar mit der Allonge-Perrücke darzustellen.
Die Auffassung der Persönlichkeit als solcher konnte zu der
Missachtung, die die Statue durch das ganze 18. Jahrhundert
erfahren hat, keinen Anlass geben, denn Schlüter hat es ver-
standen, die bekanntlich zu plastischer Verkörperung durchaus
nicht geeignete Gestalt des Kurfürsten zu solcher Würde und
monumentaler Wirkung zu erheben — ohne dabei der Natur
Zwang anzuthun —, dass es geradezu erstaunlich ist. Man
an ihrem nur wenig günstigen Aufstellungsplatze zu besichtigen.
Und doch verdient dieses Erstlingswerk unseres Künstlers
grosses Interesse. Denen, die nicht nach Königsberg kommen,
ist es heute durch die Fürsorge der Generalverwaltung der
Königlichen Museen ermöglicht, wenigstens einen Gipsabguss
in Berlin studiren zu können. Wie hat nun Schlüter seinen
Herrn aufgefasst? Das Vorbild Ludwigs XIV., auf das wir
bereits hingewiesen haben, machte sich hier auch für die
Wahl des Kostüms geltend. Die Sitte, fürstliche Personen in
ihrer wirklichen Tracht oder als gepanzerte Ritter darzustellen,
war durch den französischen König, wenigstens in der Plastik,
in andere Bahnen gelenkt. Ein Fürst, der etwas auf sich
hielt, konnte sich nur noch als römischer Imperator darstellen
lassen. So auch hier. Wir sehen Friedrich in reicher römischer
Rüstung als auf den Schild gehobenen Caesar, in vorwärts
schreitender Stellung, wie um sich beim Getragenwerden auf
dem Schilde halten zu können. Von den Schultern wallt in
energischen Falten der Hermelinmantel, von der nach hinten
greifenden Linken zusammengerafft und hochgehalten, um die
Körperlinien durch seine Masse nicht zu verdecken. In einem
Punkte blieb der Künstler entgegen der Sitte seiner Zeit
konsequent, er liess seinem Bildniss das natürliche Haar,
anstatt den Caesar mit der Allonge-Perrücke darzustellen.
Die Auffassung der Persönlichkeit als solcher konnte zu der
Missachtung, die die Statue durch das ganze 18. Jahrhundert
erfahren hat, keinen Anlass geben, denn Schlüter hat es ver-
standen, die bekanntlich zu plastischer Verkörperung durchaus
nicht geeignete Gestalt des Kurfürsten zu solcher Würde und
monumentaler Wirkung zu erheben — ohne dabei der Natur
Zwang anzuthun —, dass es geradezu erstaunlich ist. Man