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Seidel, Paul; Königliche Akademie der Künste zu Berlin [Mitarb.]
Andreas Schlüter als Bildhauer: Rede am 17. Januar 1901 zur Vorfeier des königlich preussischen Kronjubiläums und des allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Kaiser und Königs in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Akademie der Künste — Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.70865#0018
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Und wie steht es heute mit der Berliner Bildhauerkunst?
Ueberall wachsen die Denkmäler der Heroen aus der Zeit von
Deutschlands Wiedergeburt aus der Erde, und auf den Willen
und unter der Anleitung unseres Kaisers ersteht jene Denk-
mäler-Strasse im Thiergarten, eine Sieges-Allee im schönsten
Sinne des Wortes, der Stolz und die Ehre der Reichshauptstadt.
Viele werden in diesen Tagen hinauswandern und sinnend
vor den Bildnissen unserer Könige stehen und dankbaren
Herzens der göttlichen Gnade gedenken, die dem Deutschen
Volke solche Führer zu Kampf und Sieg gewährt hat.
Auch der kunstfreudige erste König war kein Friedens-
fürst, wie so vielfach gemeint wird; auch er hat die Königs-
krone auf dem Schlachtfelde erobert, denn ohne die Unent-
behrlichkeit der kriegsgewohnten, gut disciplinirten Branden-
burgischen Truppen hätte der Kaiser nimmer seine Zustimmung
zur Königswürde gegeben, ipjahre von Friedrichs 2 5 Regierungs-
jahren sind Kriegsjahre gewesen, überall fast in Europa wurden
die Brandenburgischen Fahnen zum Siege geführt, und die
Verherrlichung des eigenen Waffenruhms am Zeughause war
eine wohlverdiente. Friedrich Wilhelm I. brachte in diese
Truppen den modernen Geist der Disciplin, der sie zu einer
nie versagenden Waffe in der Hand ihrer Führer machte, und
er organisirte dazu in genialer Weise die innere Verwaltung
des Staates, der grosse Vater seines grossen Sohnes. Was
soll ich sagen von Friedrich dem Einzigen, der alle Künste
des Krieges und des Friedens in sich vereinigte, ohne in einer
einzigen Dilettant zu sein, der der grösste Schlachtenlenker
und Staatsmann, Philosoph auf dem Throne, Dichter, Künstler
und Kunstmäcen in einer Person war, der Liebling der Kunst
und des Deutschen Volksgemüthes.
 
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