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!133372707!; Königliche Akademie der Künste zu Berlin [Contr.]
Die Anfänge der Deutschen Kunst des neunzehnten Jahrhunderts: Rede zur Feier des allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Kaiser und Königs am 27. Januar 1907 in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Akademie der Künste — Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.70861#0018
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— i6 —
weilen. Jedermann freilich kennt sie und weiß, daß die
deutsche Kunst des neunzehnten Jahrhunderts ihr die ersten
großen Impulse zu verdanken hat, und daß, was damals ge-
schaffen worden ist, noch heute auf hundert Wegen nach-
wirkt. Aber auf den Ausstellungen des vergangenen Jahres
konnte die monumentale Kunst nur in dürftigen Andeutungen
zur Erscheinung kommen; und doch war, was dort in reicher
Ausführlichkeit uns vor Augen trat, nicht zu verstehen und
zu würdigen, ohne Rückblick auf ein Gebiet, das zunächst
die stärksten und eigentümlichsten Talente an sich gezogen
hatte.
Wir können heute nicht verkennen, daß der Versuch,
nach langer künstlerischer Ebbe sogleich die Lösung der
höchsten monumentalen Aufgaben der Kunst zu bewältigen,
nicht ohne weiteres zum Ziele geführt hatte. Nach den Er-
fahrungen mehrerer Generationen vermögen wir auch wohl
die Gründe zu erkennen, die das veranlaßten: man darf,
was man unternommen hatte, wohl dem Versuch vergleichen,
eine starke Festung im ersten Anlauf mit Sturm zu nehmen.
Keine Tapferkeit, keine Begeisterung, keine schöpferische
Begabung konnte den Mangel an sicherer Beherrschung der
Kunstmittel ersetzen, mit dem die deutsche Kunst in das
neunzehnte Jahrhundert eingetreten war. Ihre beste Probe
mußte sie vielmehr in der Lösung der Aufgabe bestehen,
diese Herrschaft in treuer, bescheidener Arbeit zu erobern.
Ich unternehme nicht, die Wege zu schildern oder auch
nur anzudeuten, auf denen diese Arbeit sich bewegt hat.
Die Scheu des Laien, zu Künstlern über Kunst zu sprechen,
muß sich notwendig steigern und ihn zurückhalten, je mein-
er sich der Gegenwart oder auch nur der jüngsten Ver-
gangenheit nähert.
Wie aber sollten wir am heutigen Tage und an dieser
Stelle von einem Rückblick auf unsere Kunst des vergan-
 
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