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Manzel, Ludwig; Königliche Akademie der Künste zu Berlin [Mitarb.]
Joh. Gottfried Schadow: Rede zur Feier des allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Kaiser und Königs am 27. Januar 1909 in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Akademie der Künste — Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.70867#0007
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würde dabei gelernt. Es dauerte nicht lange, so war aus
dem Lehrling der geschickteste Gehilfe Tassaerts geworden,
und schon nach einigen Jahren konnte ihm der Meister
vom Könige eine Pension von 300 Talern jährlich aus-
wirken.
Der werdende Künstler fühlte sich aber in den bis-
herigen Verhältnissen nicht wohl. Bei seinem angeborenen
Sinn für das Natürliche begann sich der Widerspruch gegen
die Kunstweise seines Meisters zu regen. Tassaert stammte
aus den Niederlanden, war aber bis zu seiner Berufung
nach Berlin in Paris tätig gewesen. So war auch sein
Geschmack eine Mischung von Französischem und Nieder-
ländischem. Von den Antiken hielt er nichts, allerdings
gestand er zu, daß einige wenige recht gut wären und
richtige Verhältnisse zeigten, aber bei allen vermißte er
doch „la gräce“. Dazu kam für den jungen Schadow die
Entdeckung, daß Madame Tassaert ihn zum Schwiegersohn
ausersehen hatte. Ihn aber verband bereits eine erwiderte
Leidenschaft mit der Tochter einer wohlhabenden Wiener
Familie. Kurz entschlossen eilt er mit seiner Verlobten
nach Wien, heiratet sie und geht als junger Ehemann auf
Kosten der Schwiegereltern nach Rom. Mit größtem Eifer
gibt er sich hier seinen künstlerischen Studien hin, so daß
er schon nach einem Jahre in dem von der römischen
Akademie ausgeschriebenen concorso di Ballestra einen Preis
für Skulptur erringt. Der Lohn bestand in einer goldenen
Medaille, die auf dem Capitol in feierlicher Sitzung dem
Gewinner überreicht wurde. Drei Jahre dauerte der römische
Aufenthalt. Da starb im Jahre 1788 ganz plötzlich der
Hofbildhauer Tassaert. Manche Bewerber traten für die
freigewordene Stelle auf. Der Minister Heinitz, dem die
große künstlerische Begabung des jungen Schadow nicht
unbekannt geblieben war, wagte es. den erst Vierundzwanzig-
 
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