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wie Weber, so greift auch Brahms zu »Heil dir im Sieger-
kranz«, aber in ganz anderer Art, es ist gleichsam in eine
Verkleidung gehüllt: nur die ersten Noten werden zu einem
Motiv umgebildet, das zugleich in genialer Weise zeigt, wie
die gleichmütige Melodie zu monumentalisieren wäre.
Daß diese Melodie englischen Ursprungs ist, macht sie
heute vielen Deutschen verdächtig und ablehnenswert, und
hundertfältig sind schon die Versuche gewesen, dem Lied eine
neue Weise zu geben. Bis jetzt ist keiner gelungen, ist keine
Melodie gefunden, die jener alten an schlichter Würde und
Einprägsamkeit gleich käme. Wir haben sie einst ohne Arg
übernommen und sie im Lauf der Jahre zu festem Besitz
erworben, sie ist zu einem Symbol erstarkt und möge des-
halb nur weiter in Gebrauch bleiben. Finden sich einst ein
rechter Dichter und ein rechter Musikant zusammen, die uns
ein neues Vaterlandslied schenken, dann wollen wir es
freudig annehmen und das alte nicht etwa wegwerfen,
sondern aufbewahren wie ein Museumsstück, denn es ist ja
zugleich ein Symbol früherer deutscher Unselbständigkeit.
Die Reihe der musikalischen Kunstwerke, die dem Krieg
ihr Dasein verdanken, ist, wie wir sehen, nicht lang, und der
Gehalt des einzelnen entspricht keineswegs immer der Größe
der geschichtlichen Ereignisse. Die Aussicht, daß der Krieg,
dessen erbarmungsloser Schritt jetzt die ganze Welt erschüttert,
ein weithin sichtbares Monument in der Tonkunst fände, wäre
demnach nur gering?
Doch wohl nicht. Die seelische Spannung, die das
ganze Volk beherrscht, ist so ungeheuer, daß sie zur Ent-
ladung nach allen Richtungen drängt, und so kommt es,
wie Weber, so greift auch Brahms zu »Heil dir im Sieger-
kranz«, aber in ganz anderer Art, es ist gleichsam in eine
Verkleidung gehüllt: nur die ersten Noten werden zu einem
Motiv umgebildet, das zugleich in genialer Weise zeigt, wie
die gleichmütige Melodie zu monumentalisieren wäre.
Daß diese Melodie englischen Ursprungs ist, macht sie
heute vielen Deutschen verdächtig und ablehnenswert, und
hundertfältig sind schon die Versuche gewesen, dem Lied eine
neue Weise zu geben. Bis jetzt ist keiner gelungen, ist keine
Melodie gefunden, die jener alten an schlichter Würde und
Einprägsamkeit gleich käme. Wir haben sie einst ohne Arg
übernommen und sie im Lauf der Jahre zu festem Besitz
erworben, sie ist zu einem Symbol erstarkt und möge des-
halb nur weiter in Gebrauch bleiben. Finden sich einst ein
rechter Dichter und ein rechter Musikant zusammen, die uns
ein neues Vaterlandslied schenken, dann wollen wir es
freudig annehmen und das alte nicht etwa wegwerfen,
sondern aufbewahren wie ein Museumsstück, denn es ist ja
zugleich ein Symbol früherer deutscher Unselbständigkeit.
Die Reihe der musikalischen Kunstwerke, die dem Krieg
ihr Dasein verdanken, ist, wie wir sehen, nicht lang, und der
Gehalt des einzelnen entspricht keineswegs immer der Größe
der geschichtlichen Ereignisse. Die Aussicht, daß der Krieg,
dessen erbarmungsloser Schritt jetzt die ganze Welt erschüttert,
ein weithin sichtbares Monument in der Tonkunst fände, wäre
demnach nur gering?
Doch wohl nicht. Die seelische Spannung, die das
ganze Volk beherrscht, ist so ungeheuer, daß sie zur Ent-
ladung nach allen Richtungen drängt, und so kommt es,