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Der Kunsthistoriker Robert Vischer in Göttingen sagt in seinen
Studien zur Kunstgeschichte: »Wenn wir die Landschafts-
kunst in ihrem künstlerischen Wesen erkennen wollen, so
müssen wir ihr mit vollem Schauen entgegenkommen, -worin
Nerv und Seele sich zu einer neuen Fähigkeit verbunden
haben.« Das ist eine Fähigkeit, die in früheren Zeiten nicht
vorhanden war, die durchaus modern ist. Diese Eigenschaft,
durch die Art der Natur, durch die Anlagen und das
Wesen der sie bewohnenden Menschen bedingt, konnte nur
langsam und auch nicht überall in gleicher Weise sich ent-
wickeln und zur Vollendung gelangen, und so tritt die Land-
schaftskunst erst spät in die Kunstübung der Völker ein.
In ihren ersten Spuren und Andeutungen erscheint sie
als eine Beigabe zur Figur, als eine Arabeske, als eine Er-
klärung der Fabel, der Handlung. Man kann sagen, wo die
Darstellung des Figürlichen über den Begriff des Alltäglichen
hinausgeht, wo es sich um mythische oder religiöse Stoffe
oder um biblische Legenden handelt, man kann hinzufügen,
wo eine offizielle und akademische Auffassung der Figur
maßgebend ist, da ist die Landschaft immer nur in der Rolle
eines Anhängsels, in einer abhängigen, dienenden Stellung.
Es gibt in dieser abhängigen Landschaftskunst zwar auch eine
Entwicklung, aber eine selbständige Landschaftskunst beginnt
erst und gelangt zur Blüte, wo die kirchliche Kunst aufhört
und eine profane Kunst anfängt.
Der antiken Welt war unser heutiges Naturgefühl über-
haupt fremd. Sehen wir uns einmal die Landschaft an, in
der die griechische Kunst sich entwickelte. In festen Kon-
turen zeichnen sich gegen den leuchtenden Äther ab Berge
Der Kunsthistoriker Robert Vischer in Göttingen sagt in seinen
Studien zur Kunstgeschichte: »Wenn wir die Landschafts-
kunst in ihrem künstlerischen Wesen erkennen wollen, so
müssen wir ihr mit vollem Schauen entgegenkommen, -worin
Nerv und Seele sich zu einer neuen Fähigkeit verbunden
haben.« Das ist eine Fähigkeit, die in früheren Zeiten nicht
vorhanden war, die durchaus modern ist. Diese Eigenschaft,
durch die Art der Natur, durch die Anlagen und das
Wesen der sie bewohnenden Menschen bedingt, konnte nur
langsam und auch nicht überall in gleicher Weise sich ent-
wickeln und zur Vollendung gelangen, und so tritt die Land-
schaftskunst erst spät in die Kunstübung der Völker ein.
In ihren ersten Spuren und Andeutungen erscheint sie
als eine Beigabe zur Figur, als eine Arabeske, als eine Er-
klärung der Fabel, der Handlung. Man kann sagen, wo die
Darstellung des Figürlichen über den Begriff des Alltäglichen
hinausgeht, wo es sich um mythische oder religiöse Stoffe
oder um biblische Legenden handelt, man kann hinzufügen,
wo eine offizielle und akademische Auffassung der Figur
maßgebend ist, da ist die Landschaft immer nur in der Rolle
eines Anhängsels, in einer abhängigen, dienenden Stellung.
Es gibt in dieser abhängigen Landschaftskunst zwar auch eine
Entwicklung, aber eine selbständige Landschaftskunst beginnt
erst und gelangt zur Blüte, wo die kirchliche Kunst aufhört
und eine profane Kunst anfängt.
Der antiken Welt war unser heutiges Naturgefühl über-
haupt fremd. Sehen wir uns einmal die Landschaft an, in
der die griechische Kunst sich entwickelte. In festen Kon-
turen zeichnen sich gegen den leuchtenden Äther ab Berge