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Kallmorgen, Friedrich; Königliche Akademie der Künste zu Berlin [Mitarb.]
Zur Entwicklung der Landschaftsmalerei: Rede zur Feier des allerhöchsten Geburtstages seiner Majestät des Kaisers und Königs am 27. Januar 1918 in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Akademie der Künste — Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.70944#0016
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Studium und zum Erfassen des Wesens der Landschaft.
Man verliert aber den heiligen Zweck noch nicht aus den
Augen, man vergißt nie, daß die Landschaft nur da ist, um
der figürlichen Darstellung zu dienen, der biblischen Handlung
Örtlichkeit und Weihe zu geben.
In Deutschland zeigt die Buchmalerei im XV. Jahr-
hundert Anfänge landschaftlichen Sehens zu einer Zeit, als
die Tafelmalerei noch den Goldgrund für die Hintergründe
verwendete. Besonders gilt das von den Regensburger
Miniaturmalern Furtmeyer und Pleydenwurff. Sie mögen
auch auf Altdorffer gewirkt haben, ihrem Landsmann um
1500, von dem in der alten Pinakothek sich ein Bild be-
findet, das ein Stück deutschen Mittelgebirges ohne jede
Phantastik in anspruchsloser Naturwahrheit schildert. Man
kann es als das erste deutsche Landschaftsbild bezeichnen,
denn auch Albrecht Dürer hat neben seinen wunderbaren
Studien ein selbständiges Landschaftsbild nicht gemalt. In
seinen Studien, vor allem aber in seinen schönen Wasserfarben-
Blättern, vertieft Dürer sich mit liebevollem scharfen Blick
und meisterlicher Hand in die landschaftliche Natur, mehr
als einer seiner Vorgänger, sie zeigen ihn seiner Zeit
weit vorauseilend. Auf seinen Reisen füllt er seine Skizzen-
bücher mit entzückenden Zeichnungen und es ist von be-
sonderem Reiz, auf seinen Stichen diesen Studien wieder zu
begegnen. So fand ich einmal zu Klausen in Südtirol, im
altertümlichen Gasthaus zum Lamm, das gewiß jedem Wanderer,
der die alte Brennerstraße gen Italien zog, bekannt ist, Dürers
Stich »Das große Glück« an der Wand hängen. Fortuna
schwebt auf einer Kugel über einer Gebirgslandschaft. Diese
 
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