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Kallmorgen, Friedrich; Königliche Akademie der Künste zu Berlin [Mitarb.]
Zur Entwicklung der Landschaftsmalerei: Rede zur Feier des allerhöchsten Geburtstages seiner Majestät des Kaisers und Königs am 27. Januar 1918 in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Akademie der Künste — Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.70944#0024
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die abseits stehen von der Straße, auf der ein »Ismus« den an-
deren »Ismus« ablöst, Strömungen, denen nur die unnatürliche,
amerikanische Signatur der letzten 20 Jahre ein Scheinleben
geben konnte.
Das Wesen der Romantik ist vielleicht am stärksten
ausgeprägt in der künstlerischen Erscheinung des Caspar
David Friedrich, um 1820, dem Kunst nur der Zweck ist,
Gefühle auszusprechen und zu erwecken. Er war zweifellos
eine starke Persönlichkeit von großer Wirkung, wir müssen
ihn aber mehr einen Dichter als einen Maler nennen. Gleich-
zeitig und neben ihm in Dresden wirkte eine starke Maler-
persönlichkeit, der Norweger Johann Christian Dahl, der
neben Werken, die ganz im Banne der Zeit stehen, Natur-
studien gemalt hat, die überraschend sind in ihrer freien
impressionistischen Auffassung. Dahls Werke erregten auch
in Berlin großes Aufsehen und veranlaßten den Berliner
Maler Blechen, Dahl in Dresden aufzusuchen, dessen starker
Einfluß bestimmend wurde für Blechens Entwicklung. In
Blechen war eine phantastische, romantische Neigung ver-
quickt mit einem ganz modern anmutenden Sinn für die ihn
umgebende Wirklichkeit. Er zog im Jahre 1828 nach Italien
und malte dort Studien. Wir wissen, daß Koch dort an der
Spitze der deutschen Künstler stand. Sie alle schätzten die
Farbe gering, komponierten und zeichneten klassisch und
romantisch. Blechen ließ die anderen ihre sorgfältigen,
spitzigen braunen Bilder komponieren, er malte mit breitem,
skizzenhaftem Pinsel Luft und Licht in der Campagna, der
Villa d’Este und auf Capri. Ein Schwarz gab es für ihn
nicht mehr. Er malte, wie die Sonne durch den Nebel
 
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