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Kallmorgen, Friedrich; Königliche Akademie der Künste zu Berlin [Mitarb.]
Zur Entwicklung der Landschaftsmalerei: Rede zur Feier des allerhöchsten Geburtstages seiner Majestät des Kaisers und Königs am 27. Januar 1918 in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Akademie der Künste — Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.70944#0026
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uns des Erlebnisses, das die Bilder Menzels aus den 40er
Jahren uns brachten. In seinen Landschaften und seinen
Innenräumen entdeckten wir den großen deutschen frühen
Eindrucksmaler. Wir erkannten, daß wir in Blechen und
Menzel Freilicht- und Eindrucksmaler besaßen, 20 Jahre
vor den Franzosen, und daß wir sie vergessen hatten —
über die Franzosen —.
Im Beginn der 20er Jahre wurde in Frankreich der
Klassizismus von der Romantik abgelöst und diese erschloß
den Sinn für die Reize der heimatlichen Landschaft. Man
studierte die Holländer des XVII. Jahrhunderts, und auch
dieses Studium führte die französischen Maler dazu, bei sich
zu Hause Umschau zu halten. Aber wenn man auch den
Stoff aus der Umgebung von Paris holte, so blieb man doch
zunächst in der nachgedunkelten Farbe der alten Galeriebilder
befangen. Das Licht sollte von England kommen.
Turner zwar blieb ein Phänomen, seine phantastische,
märchenhafte Kunst strahlte wie ein Feuerwerk in ver-
blüffenden Farben und Experimenten, war aber zu sehr an
seine einzigartige Persönlichkeit gebunden, als daß sie hätte
Schule machen können. Das blieb Constable vorbehalten.
Dieser studierte das Licht der Wolken und das Grün in der
ländlichen Umgebung seiner Heimat mit unbefangenen Augen.
Seine Werke mit denen seines Landsmanns Bonington er-
regten im Pariser Salon von 1824 gewaltiges Aufsehen und
veranlaßten eine große Umwälzung. Die Atelierluft, die
braune Sauce verschwand, das freie Licht, die freie Luft
draußen wiesen der Zukunft der gesamten Malerei neue Wege.
Der unmittelbare Einfluß Constables machte sich zunächst
 
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