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Da clas Gefühl der alten bestelienden Yerpflichtung mich nie verlassen, sondern oft bedrückt hat, so begrüfste ich kurz
vor der Vollendung des grofsen Olympia-Werkes eine erneute Anregung des Verlegers — nunmehr des Herrn Georg Eberhard
Ernst -—den Abschlufs des Werkes sobalcl als irgend möglich herbeizuführen, mit besonderer Freude. Infolge der lebhaften
Theilnahme, die icli bei alten Freunden, lieben Kollegen uncl dankbaren Schülern fand, ist es mir möglich gewesen, neben den
amtlichen Geschäften meine Absicht in den Jahren 1895 uncl 1890 gliicklich durchzuführen. Das noch fehlende Material —
Zeichnungen wie Text — konnte am 31. Dezember 1896 abgeliefert werden, während die Herstellung der Stiche, der Holz-
schnitte und Zinkätzungen sowie der Druck des Textes noch iiber ein Jahr in Anspruch nalimen.

Dem zum Grunde gelegten Plane entsprechend, behandelt Band II die wiclitigsten Bauwerke der Priegnitz, der Mittelmark,
Ukermark und Neumark, und zwar in derselben Gliederung des Stoffes wie bei den Denkmälern der Stadt Brandenburg und der
Altmark. Dabei wurde es allerdings nothwendig, die mittelalterlichen Grenzen der Mark im Süden nach Sachsen hin zu über-
schreiten, um die geschichtliche Entwickelung des Backsteinbaues an noch erhaltenen und werthvollen Schöpfungen besonders
deutlich veranschaulichen zu können. Gern hätte idi auch das Gleiche auf der Nordseite, nach Mecklenburg-Strelitz getlian —
das Lancl Stargard gehörte bis zum Jahre 1292 zur Mark —, aber infolge der festgesetzten Tafelzahl mufste ich darauf ver-
zichten. Dagegen hielt ich es für unabweisbar, vor der das Ende bildenden Schlufsbetraclitung noch zwei Nachträge zu geben.
Der erste betrifft das Kloster Neu-Zelle in der Lausitz, — nicht die altehrwürdige, leider traurig verunstaltete Kirche, — sondern
den wichtigsten noch erhaltenen Bautheil der Klostergebäude, den Kreuzgang und den Nordfliigel. Der zweite liefert Berich-
tigungen und Ergänzungen zum Bande I, von denen clie auf Brandenburg und das Kloster Jerichow bezüglichen die wichtigsten
sind, weil ich mich bemüht habe, zu den seit 1884 aufgetauchten Streitfragen über die Zeitstellung einzelner Denkmäler und des
Ursprunges des nordischen Backsteinbaues meinerseits noch einmal Stellung zu nehmen. Dabei war es mir besonders erfreulich,
dafs ich aus einem Sammelbande von Original-Zeiclinungen aus dem Anfange des XVIII. Jahrhunderts, welchen mir Biedel
geschenkt hatte, einige Baudenkmäler mittheilen konnte, die seit jener Zeit entweder ganz oder zum gröfseren Tlieile untergegangen
sind. Es sind clas die Abbildungen von Chorin, Frankfurt a/O., Fürstenwalde, Gramzow, Marienwalde, Königsberg i/N. und
Soldin. Daniel Petzold hat den gröfsten Theil derselben in den Jahren 1710—1715 für den älteren Beckmann zu clessen „Histo-
rischer Beschreibung der Chur- und Mark Brandenburg“ gezeichnet und zwar in Anlehnung an die bekannten Staclt- und Schlofs-
Prospekte von Merian des XVII. Jahrhunderts, ohne aber, wie sich durch eine Vergleichung der gleiclien Ansichten nachweisen
läfst, den Vorgänger clirekt zu wiederholen. Trotz aller zeichnerischen Mängel haben daher Petzold’s Zeichnungen für clie Bau-
geschiclite der Mark einen erheblichen Wertli.

Wenn ich zum Schlusse allen meinen Mitarbeitern meinen warmen Dank auszusprechen mich gedrungen fiihle, verbinde
ich damit gleiclizeitig die ebenso ernste wie wehmüthige Pflicht, unter ihnen derer namentlich zu gedenken, welclie nicht melir
leben. Es siud das clie Herren Berduscheck, Bolte, Bormann, Busse, Deppe, Giitzlaff, Hübener, Laspeyres, v. Quast,
Sendler, Skalweit uncl Stein. Diesen Dank auszudehnen auf heimgegangene Geschichtsforscher der Mark Brandenburg, die
mich namentlich in den ersten Jahren meines Unternehmens mit ihrer reichen Fachkenntnifs und Erfahrung wesentlich gefördert
haben, ist mir gleichfalls Bediirfnifs. Daher gedenke ich an dieser Stelle der Herren Riedel, von Ledebur, Voigt, Ode-
brecht, Fidicin und Heffter, und nenne von den noch Lebenden meinen treuen Freund ILoltze.

Als eine besondere Pfliclit eraclite ich es aber clem Herrn Minister Tliielen sowie dem Herrn Ministerial - Direktor
Schultz ehrerbietigst zu danken für die lebhafte Tlieilnahme, welche sie cler schliefsliclien Vollenclung cles Werkes dauernd
gewidmet liaben. Ohne den starken Rückhalt einer so treuen Gunst und Fürsorge wäre es mir nicht möglich gewesen, clas so
lange erstrebte Ziel zu erreichen und meiner geliebten Heimat clieses bescheidene Denkmal zu setzen.

Berlin, am 10. April 1898.

Friedrich Adler.
 
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