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für den plastischen Trieb des Bau- oder Ziegelmeisters Zeug-
nifs ablegt. Selbst an dem grofsen Giebel zwischen Langhaus
und Chor finden sicli noch einzelne Tafeln, wie z. B. die unten
rechts verzeichnete, versprengt vor.

Steinformat: 1. am Chore 11, 5 und BV2 Zoll; 2. am
Scliiffe 11, 5 — 5 V2 und 4 V4 Zoll.

Der Bau gehört wegen seiner strengen Stilfassung noch
in die erste Hälfte des XIV. Jahrhunderts und wahrscheinlich
sogar noch in die letzte Zeit der Anhaltiner. I)ie beiden
Kapellen an der Südostecke sind beträchtlich jünger, doch ist
eine genauere Datirung nicht möglich.

H. Die Stadt Zielenzig.

Historisclies.

Wie nördlich von der Warthe — an der Mietzel und
Drage •— gelang es dem Templer-Orden im XIII. Jahrhundert,
auch siidlich dieses Flusses gröfseren Landbesitz von ]>ol-
nischen Grofsen durcli Schenkung an sich zu bringen. Zu
demselben geliörte auch Zielenzig, welches unter dem Namen
Zulenclie schon 1241 urkundlich genannt wird. 1) Im Jahre
1286 übereigneten die beiden Markgrafen Otto und Otto der
Kleine dasselbe Städtchen Sulenze nebst fünf Dörfern in der
Umgegend dem Orden zum volie.n Eigenthum, 2) eine Schenkung,
welche Papst Nikolaus IV. 1289 bestätigte. Nach dem Sturze
des Ordens wurde sein Grundbesitz in der Mark Brandenburg
zunächst von dem Landesherren Markgrafen Waldemar ein-
gezogen, dann aber gegen namhafte Entschädigung dem Johan-
niter-Orden abgetreten. Obschon die ersten Verhandlungen
schon 1318 zu einem Absclilusse geführt hatten, so ist docli
der Orden erst 1350 nach mehrfachen Zwischenverhandlungen
in den völligen Besitz gekominen, 3) wie die Bestätigungs-Ur-
kunden der bayrischen Fürsten von 1350 und 1351 beweisen. 4)
Indessen ist die Stadt Zielenzig nie Komthurei gewesen, son-
dern dies wa.r Schlofs Lagow; der Orden besafs nur in der
Stadt an der Mauer einen Ordenshof, welcher 1563 neu auf-
gebaut wurde, nachdem die Ringmauer noch 1519 zu Stande
gekommen war. 5)

Pfarrkirche St. Johannes.

Wie dei' Grundrifs (Holzschnitt) zeigt, besteht die Kirclie
aus zwei Theilen, dem dicken quadratischen Westthunne und

1) Wohlbrück, Lebus I, S. 69. 2) Eiedel XIX, S. 125ff. u. Wohl-

brück I, S. 418. 3) Kehrberg, Gesch. v. Königsberg i. N. I. Aufl. S. 59.

4) Wohlbrück I, S. 594 und Eiedel XIX, S. 134 u. 138. 5) Wohlbrück

III, S. 517.

der einschiffigen, fünfjochigen Kirche, welche mit Sterngewölben
iiberdeckt und plattgeschlossen ist. Die Letztere zerfällt wieder
in zwei Bautheile, welche ein kräftiger Gurtbogen sclieidet,
nämlich in das dreijochige Langhaus und in den zweijochigen

10 S 0 10 m

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Chor. Dei' Thurm ist. ein Best der alten Templer Dorf-
kirche, die schmaler bemessen und durchweg aus Feldsteinen im
Uebergangsstile erbaut, nur bis zum Gurtbogen reichte. Die
jetzige in Ziegeln erbaute Kirche zeigt bei auffallend niedrigen
Verhältnissen gut gegliederte Sterngewölbe und zweimal ab-
gesetzte Strebepfeilei'. Die breiten Fenster haben dreitheiliges
Stabwerk, und die Wandstücke neben ihnen sind mit ge-
paarten langen und schmalen Wandblenden in der beschei-
densten Weise etwas belebt, wie solches der Holzschnitt

darstellt. Der schlichte, aber mit Ausnahme des Thurmes
einheitliche Bau wird wahrscheinlich in der Zeit der Luxem-
hurger um 1370 entstanden sein, während der Untertheil des
Thurmes um 1260 erbaut und der Obertheil nach dem Brande
von 1767 in den nüchternsten Zopfformen erneuert worden ist.

I. Das Städtclien Königswalde. 1)

Aus den historischen Ueberlieferungen, welche Wohl-
brück gesammelt und zusammengestellt hat, 2) ergiebt sich
nichts fiir die Baugeschiclite. Die backsteinerne Kirche be-
stelit, wie der Grundrifs (Holzschnitt auf der folgenden Seite)
lehrt, aus einern kurzen dreischiffigen Langhause und dem
Chorpolygone, welclies aus neun Seiten des Vierzehneckes ent-
wickelt ist. Die Seitenscliiffe sind mit Kreuzkappen, das
Mittelscliiff sowie der Chor dagegen mit einer geschwungenen
Bretterdecke unter Bohlensparren bedeckt. Westlich, aber von
der Kirche getrennt, erhebt sicli der neue, mit Strebepfeilern
ausgestattete und im Jalire 1882 erbaute Thurm, welcher
einen älteren von 1785 ersetzt hat. Der alte Bau, welcher

1) Königswalde fehlt bei Bergau.

2) Wohlbrück III, S. 458 ff — Der Giite des Königl. Baurath Herm
Mebus verdanke ich die Grundrifsskizze.

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