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Sänger, Falk-Reimar; Frühauf, Anne; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Denkmale im Amt Neuhaus, Elbe — Hameln: Niemeyer, Heft 25.2001

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.51265#0073
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Der Neubau des Pfarrhauses im Jahre 1733

Im Jahre 1700 wird in Stapel ein neues Pfarrhaus erbaut
und das alte als Pfarrwitwenhaus genutzt (NHStA-H.
Hann. 83 II, Nr. 8397 II). Obwohl anzunehmen ist, dass
der unbekannte damalige Baumeister sowohl mit Mate-
rialknappheit zu kämpfen als auch mit geringen finanziel-
len Mitteln auskommen muss, ist er dennoch kein Meister
seines Faches. Er versieht das neue Gebäude mit so vielen
Konstuktionsfehlern, dass es sich bereits nach nur 30
Jahren in einem bedauerlich schlechten baulichen Zustand
befindet.
Am 05.03.1731 legt der Bleckeder Maurermeister Bartold
Dietrich Kneese einen Kostenanschlag zur Reparatur dieses
Pfarrhauses vor und beschreibt dabei auch dessen Mängel.
So läuft kein Deckenbalken durch, sondern spannt jeweils
nur von Wand zu Wand. Außerdem ist der Abstand dieser
Balken untereinander über 10 Fuß (3m) groß, so dass die
darüber gelegten Dielen sich bereits unter ihrem eigenen
Gewicht durchbiegen. Der Küchenschornstein hat giganti-
sche Ausmaße und die Diele ist viel zu weit und zu hoch.
Darüber hinaus ist das Haus schlecht gegründet und zeigt
Setzungserscheinungen. Der viel zu kleine Keller ist sogar
aus einer Art Fachwerkkonsruktion erbaut und das Erd-
reich drückt die Ausfachungen nach innen.
Kneese kalkuliert die notwendige Reparatur mit 607/40/-
Talern und in einem Anhang dazu bietet er an, für 700
Taler das Haus abzureißen und ein neues an seiner Stelle
zu errichten. Die Rede ist dabei immer nur von dem Wohn-
teil des alten Wohn-Wirtschaftsgebäudes. Dieser Vorschlag
wird offenbar aufgegriffen und der Maurermeister ent-
wirft einen Neubau und kalkuliert ihn. Er kommt auf eine
Gesamtsumme von 714Talern.


Mit seinem Schreiben vom 09.06.1732 berichtet das Amt
Neuhaus sehr ausführlich an das Konsistorium und legt
wohl beide Anschläge und die Zeichnung Kneeses für den
Neubau bei, den das Konsistorium mit seiner Antwort vom
21.01.1733 genehmigt. Der Drost zu Neuhaus schließt be-
reits mit dem Datum 12.02.1733 einen sehr detaillierten


Stapel, Hauptstraße 54, Pfarrhaus

Vertrag mit dem Maurermeister Kneese. Dieser soll den
Wohnteil des alten Pfarrhauses abreißen und nach seinem
Plan neu errichten. Dabei ist auch vorgesehen, den vor-
handenen Keller mit Feldsteinen auszumauern und das
Dach des Neubaus mit Stroh zu decken. Der alte Wirt-
schaftsteil dagegen soll stehen bleiben, repariert und
nachgegründet werden. Auch der Zeitplan des Neubaus
wird festgelegt. So muss der Pastor das alte Haus 14 Tage
vor Ostern (05.04.1733) räumen und der Neubau 14Tage
vor Martini (11.11.1733) fertiggestellt sein. Erst danach
wird der Maurermeister bezahlt, wobei 50Taler bis zur
endgültigen Fertigstellung und Mängelbeseitigung einbe-
halten werden. Diesem Vertrag liegt abermals eine verän-
derte Zeichnung Kneeses mit ausführlicher Legende bei.
Leider ohne Datum aber wohl Ende 1733 rechnet der
Drost v. Reinbeck das neue Pfarrhaus dem Konsistorium
gegenüber ab. Es hat insgesamt 727/27/-Taler gekostet.
Eine Rechnung vom 04.07.1733 für Lüneburger Kalk be-
legt dabei, dass bereits im Sommer dieses Jahres die Ge-
fache ausgemauert werden.
Am 21.01.1742 wird dann im Pfarrhaus ein höchst interes-
santes Schreiben aufgesetzt. Es treffen sich dort der Drost
zu Neuhaus, der Pfarrer, die Kirchenjuraten und der Mau-
rermeister Kneese. Das neue Gebäude, wie es heute noch
steht, hat nämlich nur entfernte Ähnlichkeit mit den bei-
den Zeichnungen, die Kneese vorgelegt hat. In dem be-
sagten Schreiben werden nun die Veränderungen, die
während des Baues vorgenommen wurden, aufgezählt. So
ist das Gebäude einen Fuß (0,291m) breiter und zwei Fuß
(0,582m) länger gebaut worden als ursprünglich vorgese-
hen. Der Keller ist gar um 20 Fuß (5,82m) verlängert wor-
den, um damit eine Querlüftung zu ermöglichen. Das
Dach wurde entgegen der Planung nicht in Stroh, sondern
mit erheblich teureren Ziegeln gedeckt. Die Bauern zu
Stapel hatten das von ihnen geforderte Stroh einfach nicht
geliefert und Kneese musste sich bemühen, seinen Neu-
bau termingerecht unter Dach zu bringen. Die erheblichen
Mehrkosten, die ihm dadurch entstanden, dürften auch
diesen Termin in Stapel verursacht haben. Die säumigen
Stapeler Bauern aber bekommen nun eine nicht geringe
Umlage für das Hartdach zudiktiert. Weiterhin hat Kneese

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