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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Die Bilderdecke der Hildesheimer Michaeliskirche — München, Berlin: Dt. Kunstverl., Heft 28.2002

DOI Heft:
Handwerksgeschichtliche Grundlagen
DOI Artikel:
Klein, Peter: Dendrochronologische Untersuchungen an Bohlen der Holzdecke von St. Michael
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52523#0084
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80 Handwerksgeschichtliche Grundlagen

Dendrochronologische Untersuchungen an Bohlen der Holzdecke
von St. Michael
Die Analyse des Jahrringwachstums ermöglicht der Dendrochronologie Rückschlüsse auf das Fälldatum des Holzes und
wurde daher auch zur Altersbestimmung der Deckenbohlen von St. Michael angewandt. Der Autor stellt die Unter-
suchungsergebnisse vor, weist aber auch auf die eingeschränkte Aussagefähigkeit der Resultate aufgrund der geringen
Anzahl der untersuchten Hölzer hin.

Peter Klein
Die dendrochronologische Datierung beruht auf der Brei-
tenmessung von Jahrringen und erlaubt durch den Ver-
gleich mit existierenden Regionalchronologien die Be-
stimmung des Fälldatums der verwendeten Bäume. Zudem
kann sie damit auch Hinweise auf die regionale Herkunft
des Holzes geben. Dabei wird die biologische Gegebenheit
zugrunde gelegt, dass die Jahrringbreitenfolgen von
gleichzeitig lebenden Bäumen einander ähnlich sind. Zur
Datierung von Hölzern unbekannten Alters ist daher eine
Vergleichsjahrringfolge (Jahrringchronologie} erforder-
lich, die den durchschnittlichen jährlichen Zuwachs einer
Baumart in einer Region in den einzelnen Jahren angibt.
Die Datierung von Jahrringfolgen erfolgt durch einen
Ähnlichkeitsvergleich mit dieser kalendarisch fixierten
Jahrringfolge. Die Ähnlichkeit zweier Jahrringfolgen wird
statistisch durch zwei Parameter beschrieben, den Gleich-
läufigkeitswert und den t-Wert aus der Korrelationsrech-
nung. Bei einer dendrochronologischen Datierung muss
zwischen der Datierung der Jahrringfolge eines Balkens
oder einer Bohle und der des Fällungsjahres des Baumes
unterschieden werden. Die gelungene Datierung einer
Jahrringfolge ist stets jahrgenau. Falls eine Datierung
nicht gelingt, dann ist auch eine ungefähre Zuweisung
etwa in ein Jahrzehnt oder Jahrhundert nicht möglich.

Bei Eichenholz lassen sich drei Stufen abnehmender
Datierungsschärfe unterscheiden:
1. Der jüngste im Leben eines Baumes gebildete Jahrring
liegt unmittelbar unter der Rinde. Falls die Rinde noch er-
halten ist und die zeitliche Einordnung der gesamten
Jahrringfolge gelingt, ist das Fälldatum des Baumes jahr-
genau bestimmbar.
2. Falls an einer Holzprobe die Rinde und ein Teil des äußeren
hellen Holzmantels, des Splintholzes, infolge von Bearbei-
tungsmaßnahmen, späterer Abnutzung oder Verwitterung
fehlen, muss der ursprüngliche Splintumfang geschätzt
werden. Die Anzahl der Splintjahrringe bei Eiche hängt
unter anderem von der geographischen Lage des Standortes,
vom Baumalter und von der durchschnittlichen Breite der
Jahrringe ab. In Norddeutschland geht man von einem
Minimum von sieben Splintjahrringen und einem Median
(Mittelwert) von 16 Splintjahrringen aus. Zur Beschrei-
bung der Variabilität dient hier der so genannte 90 °/o
Spielraum, der den Wertebereich benennt, in dem 90 °/o
aller Daten liegen. Er beträgt für Norddeutschland +14/-6
Jahre, das heißt, dass die Gesamtanzahl der Splintjahrringe
zwischen 10 und 30 liegt.


1 Dendrochronologische Datierung von fünf Bohlen in St. Michael
 
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