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208

Restaurierungsgeschichte mittelalterlicher Gewölbe- und Wandmalereien im Gebiet des heutigen Niedersachsen

Chorostwand links, Christophorus. Die Darstellung wurde
von Olbers übermalt. Die oberen Randbereiche sind wolkig
auslaufend gestaltet.



Chorostwand, links, Christophorus, Detail. Olbers hat
inschriftlich das Jahr der Restaurierung 1921 hinterlassen
(gelber Pfeil).

dass sie grafisch und wenig lebendig wirken. Wiesen
die Apostel der Südseite nach der Freilegung den glei-
chen Erhaltungszustand auf wie die der Nordwand, so
muss die Identifikation der Apostel als freie Schöp-
fung Olbers' angesehen werden.
Die Rekonstruktion und Übermalung der Christopho-
rusdarstellungen unterscheiden sich von denen des
Apostelfrieses. Auch hier sind sowohl Figuren als auch
Hintergrund vollständig übermalt und ergänzt. Die
Ergänzungen sind jedoch nicht, wie durch Holtmeyer
vorgesehen, durch weiße Linien abgegrenzt worden,
was sie unterscheidbar gemacht hätte.
Innerhalb des Wassers zu Füßen des Christophorus
hat Olbers inschriftlich das Jahr seiner Restaurierung
,1921' hinterlassen. Die oberen Ränder der Szene mit
der Darstellung eines Engels und eines Hügels mit
Palme zeigen jedoch keinen klaren Abschluss, son-
dern sind wolkig auslaufend gestaltet. Diese Variante
sollte vermutlich einen weichen Übergang zur übrigen
monochrom weiß getünchten Wand bilden.
Olbers hat ein Aguarell mit der Darstellung des Chris-
tophorus angefertigt.29 Da es sich hier vermutlich um
eine idealisierte Zeichnung der Figur zur Orientierung
bei der Ergänzung handelt, kann man annehmen,
dass Olbers diese Version auch tatsächlich ausführen
wollte.
Die Zeichnung zeigt jedoch einen klaren Formenver-
lauf und einen deutlicher erkennbaren und anders
positionierten linken Arm als an der Wand. Denkbar
ist, dass Olbers seine Ausführungspläne aufgrund der
Wünsche der Denkmalpflege verändert hat.
Die Restaurierung der Gewölbemalereien im südli-
chen Seitenschiff wurde erheblich zurückhaltender
ausgeführt als die der Chorausmalung. Die Ranken-
malerei und die Medaillonrahmen wurden lasierend
ergänzt. Der Hintergrund wurde mit einer Lasur aus
einem gebrochenen Weißton ausgelegt. Die figürli-
chen Malereien wurden ohne jegliche malerische
Zutat belassen.
Dokumentation
Es sind weder Kostenvoranschläge noch Rechnungen,
die Restaurierung durch Olbers 1920-22 betreffend,
vorhanden. Auch ein schriftlicher Bericht existiert
nicht. Vorliegende Fotos datieren sämtlich erst von
1959.
Heutiger Erhaltungszustand
An den Chorwänden sind einige kleine Risse zu ver-
zeichnen. Nur an der Südwand liegen größere Risse
vor, zum Teil als enges Netz.
An allen Wänden liegen Putzergänzungen vor. Vor-
wiegend handelt es sich um kleine Kittungen. Auf-
fällig ist eine große Putzergänzung, die einen großen
Teil der Figur des Petrus an der Südwand einnimmt.
Diese stammt von Olbers, wie auch einige der kleinen
Ergänzungen. Sie sind an der Oberfläche körnig und
 
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