Die Geschichte von Amt und Vorwerk in Moisburg
115
Schreibung identisch ist. Die Korn- und Rockenscheu-
re von zehn Fachen wird ebenfalls schon im
Amtslagerbuch genannt. Sie besaß laut der zweiten
Beschreibung an jedem Ende ein Tor und an der
Längsseite eine kleine Tür. Das Fachwerk der Außen-
wände war in der oberen Hälfte mit Flechtwerk und
Lehmbewurf versehen, die untere Hälfte hingegen
mit Ziegeln ausgemauert. Die Dreschdiele hatte man
im Innern zusätzlich mit alten Dielen abgekleidet. Das
Backhaus von drei Fach Länge war wie alle anderen
Vorwerksgebäude mit Stroh gedeckt. Die Wände
waren sämtlich mit Flechtwerk und Lehmbewurf aus-
gefacht. Darüber hinaus werden noch die drei
Schafställe Bergkofen, Forstkofen und Trünenkoven
aufgeführt. Bei letzterem wird bemerkt, dass er erst
vor einem Jahr (neu) gebaut worden sei. In der dritten
Beschreibung wird nur der auf dem Einbecker Berge
stehende Schafkoven erwähnt. Des Weiteren tauchen
in dieser Beschreibung ein verfallener Torfschauer und
ein Speicher auf dem Vorwerksgelände auf. Dieser
Speicher von fünf Fach Länge, der in keiner anderen
Beschreibung Erwähnung findet, lag offenbar an der
Stelle der späteren Heuscheune an der Bleiche.
Vielleicht war er sogar mit dieser identisch. Das Fach-
werk des Speichers war größtenteils mit Ziegelsteinen
ausgemauert. Einige Wandfelder waren mit Busch
gezäunt oder notdürftig mit Brettern vernagelt. Seit-
lich befand sich eine Eingangstür. Als einziges der auf
dem Vorwerk genannten Gebäude besaß der Spei-
cher einen Keller, der als „verfallen" beschrieben wird
und eine lehmbeschlagene Dielendecke besaß.53 Eine
Treppe führte auf den Dachboden. Der Ost- und der
Westgiebel waren oben verbrettert und jeweils mit
einer Luke versehen. Auf der nördlichen Seite des
Daches war zusätzlich ein Erker mit Luke eingebaut.
In der zweiten und dritten Beschreibung werden auch
zu den um das Vorwerk gezogenen, hölzernen Zäu-
nen nähere Angaben gemacht. Demnach verlief ein
Zaun vom Hauptgebäude bis zum Tor am westlichen
Ende des Mühlendammes und von hier bis zu einem
Teich bzw. bis zum oben erwähnten Speicher. Ein wei-
terer Zaun führte von der Haferscheune um den
Misthaufen hinter dem Schweinestall herum. Daran
schloss sich ein Zaun an, der bis an den Ziegenstall
reichte. Auch die Gärten des Vorwerks sowie der
Dröge Hof an der Ausfallstraße nach Rahmstorf wa-
ren von Zäunen umgeben. In diesen Zäunen befanden
sich entweder Tore oder Gatter in Form eines Heck.
Amt und Vorwerk im Zeitalter der Aufklärung
Der Unterhalt der großen Vorwerksgebäude, von
denen die meisten in den feuchten Niederungen der
Este lagen, war kostspielig. 1707 verfasste ein unbe-
kannter Schreiber auf dem Amt Harburg einen Bericht
an die kurfürstliche Kammer, in dem er die zuvor
erfolgten Reparaturen an den drei Papiermühlen und
zwei Vorwerken in und bei Moisburg beschreibt.
Darin heißt es u. a.: Das Moisburger Vorwerck sub No
8, welches an die 230 Fuß54 lang, ist durchgehends an
den gemauerten Fachen reparirt und theils neu ge-
mauret, also das es jetzo in Fachen in ziemlichem
Stande ist. Am Dache, so von Natur sehr alt, ist an der
Südseite ein Th eil unten am Dache neu gedecket,
auch oben im Fasten zwei dritte Theil mit Heide neu
belegte. Die übrigen 2/5 Thei! oben im Fasten liegen
mehrentheils offen. Auch ist das Dach in specie an der
Nordseite sehr abgengig und verfallen, das auch ehe-
stens eine neue Deckung nötig sein wirdt. Die sub No
6 benandte Kornscheure zu Moisburg ist an der Süd-
seite unter dem Fasten entlang neu gedecket und der
Fasten mit Heide neu belegt. Der übrige Theil dieses
Daches aber ist sehr abgengig und veraltet, und ob es
zwar hin und wieder gestopfet, wird doch bald eine
Hauptreparation erfordert werden. Auch sind die Fä-
cher ins Süden, theils mit alten Brettern zugenagelt,
theils so mit Steinen gemauert, baufellig, und theils,
so nur mit Busch gezeunet gewesen, ganz offen. Also
das diese Kornscheure in schlechtem Stande ist.55
Auf einer Karte von 1731, die anlässlich der Überga-
be des Vorwerks an den neuen Meier erstellt wurde,
sind sowohl die Ländereien als auch die Amts- und
Vorwerksgebäude skizzenhaft dargestellt. Da für den
Zeichner lediglich der Zustand der bestellten Felder
von Belang war, ist die Abbildung recht ungenau aus-
gefallen.56 Ein Vergleich mit dem Situationsplan des
Condukteurs C. H. Havemann, der im Auftrag des
Oberlandbaumeisters Otto Heinrich von Bonn 1760
alle zum Amt Moisburg gehörigen Gebäude aufmaß,
stimmt jedoch weitgehend mit dieser Darstellung
überein. Ein Großteil der Gebäude, die in den
Beschreibungen des 17. Jahrhunderts erwähnt wer-
den, war offenbar noch immer vorhanden, wobei
allerdings keine genauen Aussagen zu möglichen
Um- und Neubauten, die in der Zwischenzeit erfolgt
waren, getroffen werden können. Die häufigen
Hinweise auf Bauschäden und Reparaturen lassen
darauf schließen, dass es erhebliche Veränderungen
an den Gebäuden gegeben haben muss. Spätestens
mit der deutlichen Zunahme des Viehbestandes in der
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts dürfte eine Er-
weiterung der Stallungen auf dem Vorwerk notwen-
dig geworden sein.
Dies korrespondierte mit anderen baulichen
Maßnahmen. Bereits in den Jahren zwischen 1692
und 1711 hatte man das baufällige Schloss abgebro-
chen und an seiner Stelle das zu großen Teilen noch
heute stehende Amtshaus errichtet.57 Vom Altbau
blieb lediglich der Keller des 1639 errichteten Süd-
ostflügels erhalten. Dem zeitgenössischen Geschmack
entsprechend lagen die Gebäude um einen zentralen
Hof gruppiert, der sich nach Nordwesten hin öffnete.
Das zweistöckige Hauptgebäude mit den Wohnräu-
men des Amtmanns und seiner Familie wurde mittig
angeordnet. Im Osten und Westen entstanden jeweils
115
Schreibung identisch ist. Die Korn- und Rockenscheu-
re von zehn Fachen wird ebenfalls schon im
Amtslagerbuch genannt. Sie besaß laut der zweiten
Beschreibung an jedem Ende ein Tor und an der
Längsseite eine kleine Tür. Das Fachwerk der Außen-
wände war in der oberen Hälfte mit Flechtwerk und
Lehmbewurf versehen, die untere Hälfte hingegen
mit Ziegeln ausgemauert. Die Dreschdiele hatte man
im Innern zusätzlich mit alten Dielen abgekleidet. Das
Backhaus von drei Fach Länge war wie alle anderen
Vorwerksgebäude mit Stroh gedeckt. Die Wände
waren sämtlich mit Flechtwerk und Lehmbewurf aus-
gefacht. Darüber hinaus werden noch die drei
Schafställe Bergkofen, Forstkofen und Trünenkoven
aufgeführt. Bei letzterem wird bemerkt, dass er erst
vor einem Jahr (neu) gebaut worden sei. In der dritten
Beschreibung wird nur der auf dem Einbecker Berge
stehende Schafkoven erwähnt. Des Weiteren tauchen
in dieser Beschreibung ein verfallener Torfschauer und
ein Speicher auf dem Vorwerksgelände auf. Dieser
Speicher von fünf Fach Länge, der in keiner anderen
Beschreibung Erwähnung findet, lag offenbar an der
Stelle der späteren Heuscheune an der Bleiche.
Vielleicht war er sogar mit dieser identisch. Das Fach-
werk des Speichers war größtenteils mit Ziegelsteinen
ausgemauert. Einige Wandfelder waren mit Busch
gezäunt oder notdürftig mit Brettern vernagelt. Seit-
lich befand sich eine Eingangstür. Als einziges der auf
dem Vorwerk genannten Gebäude besaß der Spei-
cher einen Keller, der als „verfallen" beschrieben wird
und eine lehmbeschlagene Dielendecke besaß.53 Eine
Treppe führte auf den Dachboden. Der Ost- und der
Westgiebel waren oben verbrettert und jeweils mit
einer Luke versehen. Auf der nördlichen Seite des
Daches war zusätzlich ein Erker mit Luke eingebaut.
In der zweiten und dritten Beschreibung werden auch
zu den um das Vorwerk gezogenen, hölzernen Zäu-
nen nähere Angaben gemacht. Demnach verlief ein
Zaun vom Hauptgebäude bis zum Tor am westlichen
Ende des Mühlendammes und von hier bis zu einem
Teich bzw. bis zum oben erwähnten Speicher. Ein wei-
terer Zaun führte von der Haferscheune um den
Misthaufen hinter dem Schweinestall herum. Daran
schloss sich ein Zaun an, der bis an den Ziegenstall
reichte. Auch die Gärten des Vorwerks sowie der
Dröge Hof an der Ausfallstraße nach Rahmstorf wa-
ren von Zäunen umgeben. In diesen Zäunen befanden
sich entweder Tore oder Gatter in Form eines Heck.
Amt und Vorwerk im Zeitalter der Aufklärung
Der Unterhalt der großen Vorwerksgebäude, von
denen die meisten in den feuchten Niederungen der
Este lagen, war kostspielig. 1707 verfasste ein unbe-
kannter Schreiber auf dem Amt Harburg einen Bericht
an die kurfürstliche Kammer, in dem er die zuvor
erfolgten Reparaturen an den drei Papiermühlen und
zwei Vorwerken in und bei Moisburg beschreibt.
Darin heißt es u. a.: Das Moisburger Vorwerck sub No
8, welches an die 230 Fuß54 lang, ist durchgehends an
den gemauerten Fachen reparirt und theils neu ge-
mauret, also das es jetzo in Fachen in ziemlichem
Stande ist. Am Dache, so von Natur sehr alt, ist an der
Südseite ein Th eil unten am Dache neu gedecket,
auch oben im Fasten zwei dritte Theil mit Heide neu
belegte. Die übrigen 2/5 Thei! oben im Fasten liegen
mehrentheils offen. Auch ist das Dach in specie an der
Nordseite sehr abgengig und verfallen, das auch ehe-
stens eine neue Deckung nötig sein wirdt. Die sub No
6 benandte Kornscheure zu Moisburg ist an der Süd-
seite unter dem Fasten entlang neu gedecket und der
Fasten mit Heide neu belegt. Der übrige Theil dieses
Daches aber ist sehr abgengig und veraltet, und ob es
zwar hin und wieder gestopfet, wird doch bald eine
Hauptreparation erfordert werden. Auch sind die Fä-
cher ins Süden, theils mit alten Brettern zugenagelt,
theils so mit Steinen gemauert, baufellig, und theils,
so nur mit Busch gezeunet gewesen, ganz offen. Also
das diese Kornscheure in schlechtem Stande ist.55
Auf einer Karte von 1731, die anlässlich der Überga-
be des Vorwerks an den neuen Meier erstellt wurde,
sind sowohl die Ländereien als auch die Amts- und
Vorwerksgebäude skizzenhaft dargestellt. Da für den
Zeichner lediglich der Zustand der bestellten Felder
von Belang war, ist die Abbildung recht ungenau aus-
gefallen.56 Ein Vergleich mit dem Situationsplan des
Condukteurs C. H. Havemann, der im Auftrag des
Oberlandbaumeisters Otto Heinrich von Bonn 1760
alle zum Amt Moisburg gehörigen Gebäude aufmaß,
stimmt jedoch weitgehend mit dieser Darstellung
überein. Ein Großteil der Gebäude, die in den
Beschreibungen des 17. Jahrhunderts erwähnt wer-
den, war offenbar noch immer vorhanden, wobei
allerdings keine genauen Aussagen zu möglichen
Um- und Neubauten, die in der Zwischenzeit erfolgt
waren, getroffen werden können. Die häufigen
Hinweise auf Bauschäden und Reparaturen lassen
darauf schließen, dass es erhebliche Veränderungen
an den Gebäuden gegeben haben muss. Spätestens
mit der deutlichen Zunahme des Viehbestandes in der
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts dürfte eine Er-
weiterung der Stallungen auf dem Vorwerk notwen-
dig geworden sein.
Dies korrespondierte mit anderen baulichen
Maßnahmen. Bereits in den Jahren zwischen 1692
und 1711 hatte man das baufällige Schloss abgebro-
chen und an seiner Stelle das zu großen Teilen noch
heute stehende Amtshaus errichtet.57 Vom Altbau
blieb lediglich der Keller des 1639 errichteten Süd-
ostflügels erhalten. Dem zeitgenössischen Geschmack
entsprechend lagen die Gebäude um einen zentralen
Hof gruppiert, der sich nach Nordwesten hin öffnete.
Das zweistöckige Hauptgebäude mit den Wohnräu-
men des Amtmanns und seiner Familie wurde mittig
angeordnet. Im Osten und Westen entstanden jeweils