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Güter Adeliger, Lebens- und Wirtschaftsformen
2 Nachzeichnung einer Vogelschau des Hofes um 1950 (mit geringfügigen Veränderungen). Zeichnung Dietrich Maschmeyer.
Herdwand wurden 1984 veröffentlicht.11 Im Eitzen-
Archiv im Freilichtmuseum Hösseringen findet sich
noch eine Perspektivansicht des Haupthauses mit
Rückgiebel und linker Seite sowie Teile eines Auf-
maßes des Speichers.
Die Hofanlage
Eine wohl in die 1950er Jahre zu datierende Vogel-
schauaufnahme (vom Kirchturm aus) zeigt den Hof
von Osten mit einer Vielzahl von Gebäuden (Abbil-
dung 2). Der Hof wird dominiert durch eine Dreiseit-
hofanlage der Mitte des 19. Jahrhunderts mit einer
massiven, traufständigen Mehrzweckscheune als lin-
kem Flügelbau, dem in Hochparterre errichteten Her-
renhaus mit Freitreppe im Westen und dem in der
Kubatur stark veränderten ehemaligen Haupthaus mit
Stall- und Wohnnutzung im Norden. Im Zentrum des
Dreiseithofes und der Mittelachse des Herrenhauses
steht ein oktogonaler Taubenturm. Östlich davon
steht heute, die unregelmäßige vierte Seite des Hofes
bildend, die augenscheinlich translozierte, aber immer
zum Hof gehörige ehemalige Pfeilerscheune von
1717 (i). Nördlich von ihr ein Teich, wohl eine ehema-
lige Pferdeschwemme.
Die Zufahrt vom Dorf zur Hofanlage führt nach wie
vor von Osten her auf den Einfahrtsgiebel des zum
Nebengebäude abgesunkenen alten Haupthauses zu.
Davor, direkt an der Nordseite des Weges, stand bis
1993 der langgestreckte „Pferdestall". Er wurde da-
mals abgebaut und auf den Handwerkerhof in Lilien-
thal bei Bremen transloziert.
Nördlich des alten Haupthauses, auf der Höhe von
dessen Rückgiebel, steht der zweigeschossige Spei-
cher von 1683. Östlich davon zeigt das Bild noch ein
langgestrecktes massives, wohl als Schweinestall an-
zusprechendes Gebäude und einen weiteren Bau, der
zum Zeitpunkt der eigenen Untersuchungen (1993)
bereits bis auf geringe Reste verschwunden war.
Das Haupthaus (1612/13d)
Der Bestand (hierzu Abbildung 3-5)
Vor Errichtung der Dreiseithofanlage in der Mitte des
19. Jahrhunderts bildete das rnittlerweile auf 1612/13
(d) datierte alte Haupthaus den Mittelpunkt des
Hofes. Durch mehrfache Überformungen ist seine
ursprüngliche Gestalt nur noch stark reduziert überlie-
fert. Der wesentlichste Eingriff geschah im Zuge der
umfassenden Umbauten des Hofes in der Mitte des
19. Jahrhunderts, als das gesamte Dachwerk mitsamt
den Giebeldreiecken heruntergenommen und durch
eine zeitgemäße Konstruktion aus Nadelholz mit
Krüppelwalm-Giebeln in Eichenholzfachwerk ersetzt
wurde. Schon früher war anscheinend die vordere
Toreinfahrt in sehr schlichter Form verbreitert worden,
wobei auch wohl der Torsturz und seine Kopfbänder
verlorengegangen sind. Das jüngere - und offensicht-
lich zwischenzeitlich mit einer Fachwerkwand ver-
schlossene - Tor wurde in den 1980er Jahren bei der
Umnutzung des Gebäudes zur Maschinenhalle eben-
falls herausgebrochen, jedoch im Gebäude verwahrt;
es stand daher für eine Rekonstruktion zur Verfü-
gung. Von den geschnitzten Teilen des einstmals
Güter Adeliger, Lebens- und Wirtschaftsformen
2 Nachzeichnung einer Vogelschau des Hofes um 1950 (mit geringfügigen Veränderungen). Zeichnung Dietrich Maschmeyer.
Herdwand wurden 1984 veröffentlicht.11 Im Eitzen-
Archiv im Freilichtmuseum Hösseringen findet sich
noch eine Perspektivansicht des Haupthauses mit
Rückgiebel und linker Seite sowie Teile eines Auf-
maßes des Speichers.
Die Hofanlage
Eine wohl in die 1950er Jahre zu datierende Vogel-
schauaufnahme (vom Kirchturm aus) zeigt den Hof
von Osten mit einer Vielzahl von Gebäuden (Abbil-
dung 2). Der Hof wird dominiert durch eine Dreiseit-
hofanlage der Mitte des 19. Jahrhunderts mit einer
massiven, traufständigen Mehrzweckscheune als lin-
kem Flügelbau, dem in Hochparterre errichteten Her-
renhaus mit Freitreppe im Westen und dem in der
Kubatur stark veränderten ehemaligen Haupthaus mit
Stall- und Wohnnutzung im Norden. Im Zentrum des
Dreiseithofes und der Mittelachse des Herrenhauses
steht ein oktogonaler Taubenturm. Östlich davon
steht heute, die unregelmäßige vierte Seite des Hofes
bildend, die augenscheinlich translozierte, aber immer
zum Hof gehörige ehemalige Pfeilerscheune von
1717 (i). Nördlich von ihr ein Teich, wohl eine ehema-
lige Pferdeschwemme.
Die Zufahrt vom Dorf zur Hofanlage führt nach wie
vor von Osten her auf den Einfahrtsgiebel des zum
Nebengebäude abgesunkenen alten Haupthauses zu.
Davor, direkt an der Nordseite des Weges, stand bis
1993 der langgestreckte „Pferdestall". Er wurde da-
mals abgebaut und auf den Handwerkerhof in Lilien-
thal bei Bremen transloziert.
Nördlich des alten Haupthauses, auf der Höhe von
dessen Rückgiebel, steht der zweigeschossige Spei-
cher von 1683. Östlich davon zeigt das Bild noch ein
langgestrecktes massives, wohl als Schweinestall an-
zusprechendes Gebäude und einen weiteren Bau, der
zum Zeitpunkt der eigenen Untersuchungen (1993)
bereits bis auf geringe Reste verschwunden war.
Das Haupthaus (1612/13d)
Der Bestand (hierzu Abbildung 3-5)
Vor Errichtung der Dreiseithofanlage in der Mitte des
19. Jahrhunderts bildete das rnittlerweile auf 1612/13
(d) datierte alte Haupthaus den Mittelpunkt des
Hofes. Durch mehrfache Überformungen ist seine
ursprüngliche Gestalt nur noch stark reduziert überlie-
fert. Der wesentlichste Eingriff geschah im Zuge der
umfassenden Umbauten des Hofes in der Mitte des
19. Jahrhunderts, als das gesamte Dachwerk mitsamt
den Giebeldreiecken heruntergenommen und durch
eine zeitgemäße Konstruktion aus Nadelholz mit
Krüppelwalm-Giebeln in Eichenholzfachwerk ersetzt
wurde. Schon früher war anscheinend die vordere
Toreinfahrt in sehr schlichter Form verbreitert worden,
wobei auch wohl der Torsturz und seine Kopfbänder
verlorengegangen sind. Das jüngere - und offensicht-
lich zwischenzeitlich mit einer Fachwerkwand ver-
schlossene - Tor wurde in den 1980er Jahren bei der
Umnutzung des Gebäudes zur Maschinenhalle eben-
falls herausgebrochen, jedoch im Gebäude verwahrt;
es stand daher für eine Rekonstruktion zur Verfü-
gung. Von den geschnitzten Teilen des einstmals