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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

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Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
DOI article:
Böcker, Axel; Barthold, Peter; Kaspar, Fred: Ein Sommerhaus für Münsteraner Hofbeamte von 1594: Haus Westerhaus bei Drensteinfurt-Rinkerode (Kreis Warendorf)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0312
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Landgüter von Bürgern und Beamten - Lebens- und Wirtschaftsformen


4 Die gleiche Ansicht 2013 nach Abschluss der Renovierungsarbeiten.

am 2. Juni 1599 vereinbarte Martin Schnell zum l/l/es-
terhauß mit seinem Nachbarn Johann Lütke Woest-
mann den Tausch einiger Flurstücke.17
Martin Schnell kann somit eindeutig als Bauherr des
1594 und 1595 angebauten steinernen Wohnteils
von Haus Westerhaus identifiziert werden. Er ist seit
1587 im Amt des fürstlich münsterischen Pfennig-
meisters nachweisbar18 und wohnte in dem bemer-
kenswerten Haus Prinzipalmarkt Nr. 8 in Münster
direkt neben dem Rathaus. Dies hatte er von seinen
Eltern geerbt,19 wobei es aus der Erbschaft seiner
Mutter stammte.20 Schnell hatte aber mit einem Haus
an der Stubengasse noch weiteren Grundbesitz im
Zentrum der Stadt.21
Unmittelbar nachdem er sein großzügiges Neubau-
projekt zum Ausbau des Hauses Westerhaus beendet
hatte, wurde Pfennigmeister Schnell im Frühjahr 1596
der Veruntreuung im Amt beschuldigt22 und die Re-
gierung des Fürstbistums Münster beschlagnahmte
alle seine Güter.23 Schnell erhob hiergegen Klage vor
dem Reichskammergericht24 und konnte die Beschul-
digungen offensichtlich entkräften. Trotz späterer
Nennungen als Pfennigmeister ist er allerdings nicht
wieder in das Amt eingesetzt worden, behielt aber
zeitlebens den Titel. Ab 1592 ist Martin Schnell Vogt
des bischöflichen Hofes zu Münster, nach 1596 häu-
fig mit dem Zusatz gewesener fürstlich münsterischer
Pfennigmeister.25 Noch 1622 hatte er das Amt des

Hausvogtes in Münster (Verwalter des bischöflichen
Hofes am Domplatz 1).26 Martin Schnells Todesdatum
nach 1628 ist bislang unbekannt.27 An Nachkommen
aus seiner spätestens 1589 geschlossenen Ehe mit
Anna von Amelunxen28 sind mit Lucia und Eva zwei
Töchter bekannt, die in Klöster eintraten. Darüber
hinaus können drei weitere Kinder dem Paar zugeord-
net werden.29 Die Witwe Schnells lebte noch 1635.30
Anna von Amelunxen war vielfach anstelle ihres Ehe-
manns in wichtigen Rechtsgeschäften tätig. Mehrfach
handelte sie als Pfenninckmeisterin, so z. B. 1589 oder
1591, als sie anstelle ihres Mannes eine Schatzung
quittiert.31 1607 führte sie auch die Verkaufsver-
handlungen mit dem Rat der Stadt über das Haus am
Prinzipalmarkt.32 Nachdem Schnell schon 1603 sein
Elternhaus an den Rat der Stadt Münster als Wein-
haus vermietet hatte, verkaufte er es, zusammen mit
seiner Frau, im Herbst 1614 diesem für den Neubau
des Stadtweinhauses.33 Hierbei wird er als fürstlicher
Vogt bezeichnet. Mit seinem Amt als Hofmeister dürf-
te eine Dienstwohnung im bischöflichen Hof verbun-
den gewesen sein, sodass nicht davon ausgegangen
werden kann, dass er in seinen alten Tagen Haus Wes-
terhaus als Dauerwohnung nutzte. Es dürfte nach sei-
nem Tod (zwischen 1628 und 1635) verkauft worden
zu sein.
 
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