Saalkammer und Torhaus.
Ein bürgerliches Pachtgut mit Sommerwohnungen aus der Zeit um 1590: Haus Milte bei Telgte (Kr. Warendorf)
333
1720 ist das Gut Milte im Besitz von Hermann Runde
zu Telgte. Er ließ in diesem Jahr umfangreiche Repara-
turen an dem Haupthaus des Gutes durchführen.
1738 werden als Inhaber Johann Caspar Runde37 und
seine Frau Anna Maria Elisabeth Frahling genannt.38
Nach dem Tode von Hermann Runde wurde das Gut
1774 von seiner Schwester Anna Sophia Runde über-
nommen, verheiratet mit Joan Bernard Olfers, Hof-
und Kammerrat und zeitweilig auch Bürgermeister zu
Münster. Mit dieser Ehe gelangte das Gut an die
Familie (von) Olfers, durch deren Mitglieder es über
150 Jahre genutzt werden sollte. Die Familie Olfers
zählte im 18. und 19. Jahrhundert zur Führungselite
in der Stadt Münster, deren Mitglieder sich als Juristen
und Mitinhaber eines Bankhauses, aber auch ver-
schiedentlich als langjährig tätige Bürgermeister der
Stadt hervortaten.
Ebenso wie seine Nachkommen wohnte Joan Bern-
hard Olfers in guten Verhältnissen in der Stadt Müns-
ter.39 Das Landgut blieb verpachtet und wurde durch
die Familie als Sommersitz genutzt. Seiner Frau diente
Haus Milte später aber auch als Witwensitz. 1791 stif-
tete sie von dort zwei Memorialmessen für Mitglieder
ihrer Familie an der Pfarrkirche zu Telgte.40 Nach ihrem
Tode lebten Verwandte auf Haus Runde: Erben wur-
den die Nachfahren ihres Bruders Johann Caspar Run-
de (t 1788) aus seiner Ehe mit Clara Leimann.41 Sie
hatten nur zwei Töchter, von denen nur Anna Elisa-
beth (t 1799) heiratete. Aus ihrer Ehe mit Johann
Melchior Voltermann ging der Sohn Heinrich Baltha-
sar Voltermann hervor, Rentmeister des Gutes Groß
Schönebeck bei Senden.42 Er erhielt als Universalerbe
das Gut 1807 nach dem Tode seiner unverheirateten
Tante, der Mademoiselle Clara Gertrudis Runde43 Von
dem vor 1820 verstorbenen Heinrich Voltermann
gelangte das Gut schon einige Jahre später im Erb-
gang an einen Verwandten der früheren Eigentümer,
den geheimen Legationsrat und Bankier, Hofrat Franz
Theodor Olfers (7. Juni 1755-10. Oktober 1828). Die-
ser hatte sich 1778 in Münster als Jurist niedergelas-
sen, bald verschiedene Ämter übernommen und war
schnell in der staatlichen Verwaltung aufgestiegen.44
1798 legte er seine Stelle als Assessor am Hofgericht
nieder und trat in das seinem Schwager gehörende
Bankhaus Lindenkampf ein, dessen Leitung er bald
übernahm. Von seinen Nachfahren wurde es unter
dem Namen Lindenkampf & Olfers noch bis 1888
fortgeführt.45 Nach der Säkularisation 1803 konnte er
ein Adelsdiplom erwerben, hatte wesentlichen Ein-
fluss auf die Neuordnung der Besitzverhältnisse bei
der Übernahme des Bistums Münster durch Preußen
und erhielt unter anderem bald auch den Titel „Ge-
heimer Hofrat" des neu eingerichteten Herzogtums
Arenberg.46 Nach Übernahme des Hauses Runde vor
1820 erweiterte er seinen Namen um die Bezeich-
nung „Herr zu Haus Runde". Nach seinem Tode 1828
erhielt seine Witwe Maria Elisabeth (Liesette), geb.
5 Gut Haus Milte bei Telgte; Grundriss des Haupthauses im
rekonstruierten Zustand der Bauzeit um 1 590. Grundlage ist
eine baugeschichtliche Untersuchung durch die Autoren im
Jahre 2009, wobei allerdings für den - hier nur angedeute-
ten - Wohnteil dieser Zeit keine detaillierten Befunde mehr
vorliegen. Seine Größe und Struktur ergibt sich allerdings
aus der nachweisbaren Zahl der Gebinde und späteren
Baubeschreibungen (Bauaufnahme F. Kaspar/P. Barthold
2009, Zeichnung I. Frohnert 2013).
Ein bürgerliches Pachtgut mit Sommerwohnungen aus der Zeit um 1590: Haus Milte bei Telgte (Kr. Warendorf)
333
1720 ist das Gut Milte im Besitz von Hermann Runde
zu Telgte. Er ließ in diesem Jahr umfangreiche Repara-
turen an dem Haupthaus des Gutes durchführen.
1738 werden als Inhaber Johann Caspar Runde37 und
seine Frau Anna Maria Elisabeth Frahling genannt.38
Nach dem Tode von Hermann Runde wurde das Gut
1774 von seiner Schwester Anna Sophia Runde über-
nommen, verheiratet mit Joan Bernard Olfers, Hof-
und Kammerrat und zeitweilig auch Bürgermeister zu
Münster. Mit dieser Ehe gelangte das Gut an die
Familie (von) Olfers, durch deren Mitglieder es über
150 Jahre genutzt werden sollte. Die Familie Olfers
zählte im 18. und 19. Jahrhundert zur Führungselite
in der Stadt Münster, deren Mitglieder sich als Juristen
und Mitinhaber eines Bankhauses, aber auch ver-
schiedentlich als langjährig tätige Bürgermeister der
Stadt hervortaten.
Ebenso wie seine Nachkommen wohnte Joan Bern-
hard Olfers in guten Verhältnissen in der Stadt Müns-
ter.39 Das Landgut blieb verpachtet und wurde durch
die Familie als Sommersitz genutzt. Seiner Frau diente
Haus Milte später aber auch als Witwensitz. 1791 stif-
tete sie von dort zwei Memorialmessen für Mitglieder
ihrer Familie an der Pfarrkirche zu Telgte.40 Nach ihrem
Tode lebten Verwandte auf Haus Runde: Erben wur-
den die Nachfahren ihres Bruders Johann Caspar Run-
de (t 1788) aus seiner Ehe mit Clara Leimann.41 Sie
hatten nur zwei Töchter, von denen nur Anna Elisa-
beth (t 1799) heiratete. Aus ihrer Ehe mit Johann
Melchior Voltermann ging der Sohn Heinrich Baltha-
sar Voltermann hervor, Rentmeister des Gutes Groß
Schönebeck bei Senden.42 Er erhielt als Universalerbe
das Gut 1807 nach dem Tode seiner unverheirateten
Tante, der Mademoiselle Clara Gertrudis Runde43 Von
dem vor 1820 verstorbenen Heinrich Voltermann
gelangte das Gut schon einige Jahre später im Erb-
gang an einen Verwandten der früheren Eigentümer,
den geheimen Legationsrat und Bankier, Hofrat Franz
Theodor Olfers (7. Juni 1755-10. Oktober 1828). Die-
ser hatte sich 1778 in Münster als Jurist niedergelas-
sen, bald verschiedene Ämter übernommen und war
schnell in der staatlichen Verwaltung aufgestiegen.44
1798 legte er seine Stelle als Assessor am Hofgericht
nieder und trat in das seinem Schwager gehörende
Bankhaus Lindenkampf ein, dessen Leitung er bald
übernahm. Von seinen Nachfahren wurde es unter
dem Namen Lindenkampf & Olfers noch bis 1888
fortgeführt.45 Nach der Säkularisation 1803 konnte er
ein Adelsdiplom erwerben, hatte wesentlichen Ein-
fluss auf die Neuordnung der Besitzverhältnisse bei
der Übernahme des Bistums Münster durch Preußen
und erhielt unter anderem bald auch den Titel „Ge-
heimer Hofrat" des neu eingerichteten Herzogtums
Arenberg.46 Nach Übernahme des Hauses Runde vor
1820 erweiterte er seinen Namen um die Bezeich-
nung „Herr zu Haus Runde". Nach seinem Tode 1828
erhielt seine Witwe Maria Elisabeth (Liesette), geb.
5 Gut Haus Milte bei Telgte; Grundriss des Haupthauses im
rekonstruierten Zustand der Bauzeit um 1 590. Grundlage ist
eine baugeschichtliche Untersuchung durch die Autoren im
Jahre 2009, wobei allerdings für den - hier nur angedeute-
ten - Wohnteil dieser Zeit keine detaillierten Befunde mehr
vorliegen. Seine Größe und Struktur ergibt sich allerdings
aus der nachweisbaren Zahl der Gebinde und späteren
Baubeschreibungen (Bauaufnahme F. Kaspar/P. Barthold
2009, Zeichnung I. Frohnert 2013).