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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

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Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
DOI article:
Pollmann, Josef Georg: Die Vasbach bei Kirchhundem: Aspekte der Baugeschichte
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0361
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Die Vasbach bei Kirchhundem - Aspekte der Baugeschichte

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Das Dachwerk
Im Dachwerk mit seinen 24 Gebinden lassen sich alle
Bauphasen von 1664 bis 1885 ablesen. Das Holz ist
bis auf den Bereich des Anbaus von 1835 schwarz
verräuchert, unter anderem durch die neue Räucher-
kammer an der Ostseite des Dachraumes. Das Dach-
werk erhielt in den verschiedenen Bauphasen teils ste-
hende und teils liegende Dachstühle. Die Mittel-
ständer der stehenden Konstruktion besaßen alle
gerade Fußbänder. Auffällig ist der schon 1671 teil-
weise und 1835 endgültig verbaute Giebel von 1664.
Er weist zur alten Außenseite hin eine lateinische In-
schrift mit Chronogramm und eine auf die Erbauer
und das Baujahr 1664 hinweisende Inschrift auf. Der
Dachraum selbst blieb bis auf eine um 1900 einge-
richtete Bedientenstube (Grundfläche von 4,60 x
4,30 m) bis heute unausgebaut.
Im Bereich zwischen den 1664 und 1669 errichteten
Bauteilen steht eine Giebelfront, wobei unklar ist, aus
welcher Bauphase sie stammt. Im Gegensatz zum
Bereich des einfach stehenden Stuhles ist diese
Giebelfront dreifach stehend. Es handelt sich mögli-
cherweise um den Giebel des 1669 angebrochenen
Vorgängergebäudes.
Bislang für das Sauerland ungewöhnlich sind die Ab-
bundzeichen, die während der Bauhasen 1664 und
1669 verwendet wurden. Der Zimmermann versah
hier alle römischen Ziffern mit einem oder zwei Bei-
strichen oberhalb, ähnlich dem französischen Zim-
mermannsalphabet.22 Die Abbundzeichen dieser
Phasen beginnen an jedem Giebel mit der Zahl eins.
Zur Einrichtung der Innenräume
Die Inneneinrichtung der Räume wurde bis zur
Modernisierung 1960 unter anderem von hochwerti-
gen und kostbaren Möbelstücken aus verschiedenen
Jahrhunderten geprägt.23 Sie wiesen teilweise reiche
Schmuckschnitzereien auf. Auch eine Galerie von
Porträts der Ahnen sowie eine blaue Seidentapete
wiesen auf einen gehobenen Lebensstil hin. Leider
haben sich nur wenige Fotografien von dieser Innen-
ausstattung erhalten. Einen Eindruck kann man
jedoch noch im Südsauerlandmuseum in Attendorn
erahnen, da dort einige wertvolle Einrichtungsge-
genstände der Vasbachs ausgestellt werden. Hierzu
gehört ein Stuhl von 1662 oder ein Himmelbett von
1563. Letzteres gehörte zur Mitgift der wohlhaben-
den Margarete Wittemund in der Ehe mit dem kur-
fürstlichen Richter und Gutsbesitzer Hermann
Vasbach (1534-1624).
Bis 1960, als man eine Zentralheizung einbaute, wur-
de das Gutshaus durch eine Vielzahl von Öfen ver-
schiedenster Art geheizt.

Innovationen der Bautechnik
Nicht nur Georg Vasbach, sondern auch seine Nach-
folger hinterließen als Bauherren ihre Spuren an den
Gebäuden des Gutes Vasbach. Verschiedene Mitglie-
der der Familie nahmen auch Einfluss auf die Ent-
wicklung des Bauwesens der Region.
Noch unter Georg Vasbach entstand 1692 das unweit
der Vasbach gelegene Pfarrhaus von Kirchhundem.
Dieses in Konstruktion und Dekor dem Haus Vasbach
ganz ähnliche Gebäude wurde laut Inschrift unter
„Georgi Vasbach iudicy scribae in Bilstein" errichtet.
Besonderes Interesse zeigte Georg Vasbach auch für
den Wasserbau. Neben der Wasserversorgung für
seine Mühle betrieb er ab 1671 auch den Bau einer
eigenen Frisch-Wasserleitung zu seinem Hof. Hierzu
schrieb er in seinem Bau- und Mauerregister 1671:
eodem anno habe ich das Wasser ins Haus leiten las-
sen durch Erden Feisten [Tonrohre], dasmal der
Wasserstein wie auch die anderen Steine dadurch die
bleiernen Feisten [Bleirohre] gehen verfertiget. 1674
vermerkte er: eodem anno weilen das Wasser den
peisten folget, habe ich in den Keller ein Puzze graben
lassen und darin in Quicksilber thuen lassen, damit
das Wasser in dem Keller nur einen nicht hindern
thete und Elstern lassen. Diese hauseigene Wasser-
leitung steht möglicherweise im Zusammenhang mit
dem engen Verhältnis, das zwischen den Familien
Vasbach und von Fürstenberg bestand. So sind schon
früh Wasserleitungen in zwei Schlössern der Familie
von Fürstenberg nachweisbar:24 1658 in der Küche
des alten Schlosses Herdringen und 1701 in der Kü-
che auf Burg Schnellenberg. Für die Wasserversor-
gung des Gutshauses Vasbach nutzte man einen
namenlosen Bach, der sich oberhalb des Hauses von
der Vasbacher Hude fand. Er wurde angestaut und
mittels eines Grabens zum Haus geführt. Durch unter
der Straße oberhalb des Gutshauses geführte
Tonrohre gelangte das Wasser in die im Gutshaus
befindlichen Bleirohre und weiter zum Wasserstein.
Der Graben besaß auch einen Schützschieber,25 sodass


10 Haupthaus Vasbach. Erhaltene Teile der historischen
Ausstattung: Im Vordergrund das Bett von 1564
(Ausstellung im Südsauerlandmuseum Attendorn).
 
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