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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

DOI issue:
Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
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Kaspar, Fred: Ein Gutshaus von 1715 für den fürstbischöflichen Kammerherren: die Nachtigall bei Schloss Neuhaus, (Kreis Paderborn)
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https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0389
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Ein Gutshaus von 1715 für den fürstbischöflichen Kammerherren
Die Nachtigall bei Schloss Neuhaus (Kr. Paderborn)

zum großen Teil nachträglich abgebrochen worden
sind. Zur Beförderung der Lagerlasten bestand bau-
zeitlich ein innerer Aufzug von der mittleren Diele, für
den ein Wechsel von zwei Gefachen Breite in der
Mitte des Hausgerüstes vorgesehen war.
Das nördliche Seitenschiff des Hauses dürfte Wohn-
zwecken gedient haben. So ist hier das kaum in den
Erdboden eingetiefte Erdgeschoss mit einem langen
Tonnengewölbe überdeckt, während darüber ehe-
mals eine Saalkammer bestanden haben dürfte. Zu-
dem war in der anschließenden mittleren hohen Diele
auf der nördlichen Seite westlich des Firstes ehemals
ein Herdfeuer angeordnet, dessen nicht mehr erhalte-
ner Schornsteinzug sich noch im Dachwerk abzeich-
net.22 Das Tonnengewölbe hatte einen Zugang von
der Diele im östlichen Bereich und wird durch mehre-
re Fenster in den Umfassungswänden belichtet. Es ist
zu vermuten, dass es als Lagerraum und (wie in der
1732 erstellten Beschreibung genannt) als Brauhaus
Verwendung finden sollte.
Auch das Erdgeschoss des südlichen Seitenschifffes
dürfte Wirtschaftszwecken gedient haben, wobei hier
von Stallräumen auszugehen ist. Hier zeigt das Erd-
geschoss nur eine Balkendecke, während man dar-
über drei hintereinander angeordnete Wohnräume
einrichtete. In der Trennwand zwischen dem ersten
und zweiten Raum von Osten besteht ein weiterer
noch bis zum Dach erhaltener Schornstein, der zum
Abzug von Wandkaminen in den Wohnräumen dien-

te. In der westlichen Trennwand bestand ehemals
ebenfalls ein weiter, besteigbarer Schornstein (für ihn
gibt es einen Wechsel in der Dachbalkenlage).
Die zu Wohnzwecken eingerichteten Obergeschosse
der beiden Seitenschiffe wurden durch eine breite
Galerie erschlossen, die sich vor der Ostwand der ho-
hen mittleren Diele befand. Sie ist noch weitgehend
erhalten, wird von an der Unterseite profilierten Bal-
ken getragen, von Geländern mit Sagebalustern ein-
gefasst und über eine gewendelte Treppenanlage er-
schlossen.
Am Obergeschoss des Nordgiebels haben sich in
einem von einem späteren Anbau verdeckten Bereich
umfangreiche Farbbefunde zur Gestaltung der Fach-
werkaußenwände erhalten.
Spätere Umbauten
Größere Umbauten scheint das wohl lange nicht
wesentlich veränderte Gebäude erst im Laufe des 20.
Jahrhunderts erfahren zu haben: 1925 entstand vor
der östlichen Längsfront ein Balkonvorbau. Zu dieser
Zeit wurden die Bereiche des südlichen Erdgeschosses
in der Mitte als Küche, vor den Längswänden als Stu-
be genutzt. Im Jahre 1929 wurde die hohe Diele auf-
gegeben. Hierbei baute man im Anschluss an die Ga-
lerie auf der ganzen Fläche eine Zwischendecke aus
Eisenbeton ein und erneuerte zugleich bei Aufgabe
des westlichen Torbogens die westliche Traufwand in
großen Teilen massiv. Vor der Front entstand zudem


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5 Paderborn-Schloss Neuhaus, Gut Nachtigall. Rekonstruktionsversuch des bauzeitlichen Grundrisses vom Zwischengeschoss
(2013).
 
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