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Landgüter von Bürgern und Beamten - Lebens- und Wirtschaftsformen
Familie stammenden Priester dienen, sondern auch
dazu, dass sich der Stiftungsvorstand dort während
der Besichtigung der Stiftungsländereien und der
Abrechnung mit den Pächtern aufhalten und über-
nachten könne. Nach dem schon 1746 eingetretenen
Tode von Dr. Friedrich Scheffer-Boichorst wurde die
Stiftung zunächst von seiner Witwe verwaltet, bis
1767 durch Erbschaften ihrer beiden Söhne die
Stiftung mit weiteren Teilen des Familienvermögens
reformiert und um eine Studienstiftung für männliche
Nachfahren der Familie erweitert wurde.
Zur Anlage und Struktur
des Hofes Kurze Rumphorst
Die heute recht abgelegene Hofstelle wird von Nord-
westen über einen historischen Weg erschlossen, der
von Telgte nach Wolbeck führte. Der Weg verbindet
den Hof mit dem etwa 100 m weiter nördlich west-
östlich verlaufenden alten Fernweg von Münster nach
Warendorf (der alte Münsterweg). Der Hof lag also
ehemals sehr nahe der Hauptstraße, sodass er gut von
Münster erreichbar war.
Wie die Hofanlage vor der Übernahme durch die Fa-
milienstiftung im Jahre 1734 aufgeteilt, bebaut und in
ihrer Umgebung gestaltet war, ist nicht im Detail
bekannt, kann aber in Ansätzen aus Hinweisen in der
seit der Mitte des 18. Jahrhunderts sehr gut nachweis-
baren Struktur der Anlage erschlossen werden. Offen-
bar sind mit der Übernahme des gesamten Hofes in
die Verwaltung der Stiftung 1746 Baumaßnahmen
eingeleitet worden, von denen sich noch der Neubau
der Borg in den Jahren 1748-1750 und der Scheune
im Jahre 1750 aus den Akten belegen lässt.
Detaillierte Informationen hierzu liegen für das Jahr
1751 vor: In diesem Jahr wurde ein Gesamtinventar
des Stiftungsgutes aufgenommen, wozu auch vor Ort
neu vermessene Pläne gehörten.7 Sie dokumentieren
die Größe, Lage und Umgebung der einzelnen
Ländereien sowie die eigentliche Hofanlage mit der
Gestaltung ihrer umgebenden Wege, Wasserflächen,
Gärten und Wiesen sowie den dort befindlichen Bau-
ten. Die Zeichnung scheint den Zustand nach Ab-
schluss der in den Jahren zuvor vorgenommenen
Ausbauten auf der Hofanlage festzuhalten: Doku-
2 Haus Lütke Rumphorst bei Telgte. Ausschnitt aus dem 1751 gezeichneten Gesamtplan des Gutes mit Darstellung der
Hofanlage (Norden oben): Die westliche (linke) Hälfte der Anlage umfasst den verpachteten Bauernhof mit einer zu diesem
Zeitpunkt nur noch teilweise erhaltenen Gräfte. Das im Jahre 1800 durch einen Neubau ersetzte Haupthaus zeigt einen öst-
lichen Anbau, der nach archivalischen Nachrichten einen der Herrschaft vorbehaltenen Wohnsaal aufnahm. Die östliche Hälfte
der Hofanlage wird von der umgräfteten „Borg" mit anschließendem Garten eingenommen und sollte dem Sommer-
aufenthalt eines Priesters aus der Familie dienen.
Landgüter von Bürgern und Beamten - Lebens- und Wirtschaftsformen
Familie stammenden Priester dienen, sondern auch
dazu, dass sich der Stiftungsvorstand dort während
der Besichtigung der Stiftungsländereien und der
Abrechnung mit den Pächtern aufhalten und über-
nachten könne. Nach dem schon 1746 eingetretenen
Tode von Dr. Friedrich Scheffer-Boichorst wurde die
Stiftung zunächst von seiner Witwe verwaltet, bis
1767 durch Erbschaften ihrer beiden Söhne die
Stiftung mit weiteren Teilen des Familienvermögens
reformiert und um eine Studienstiftung für männliche
Nachfahren der Familie erweitert wurde.
Zur Anlage und Struktur
des Hofes Kurze Rumphorst
Die heute recht abgelegene Hofstelle wird von Nord-
westen über einen historischen Weg erschlossen, der
von Telgte nach Wolbeck führte. Der Weg verbindet
den Hof mit dem etwa 100 m weiter nördlich west-
östlich verlaufenden alten Fernweg von Münster nach
Warendorf (der alte Münsterweg). Der Hof lag also
ehemals sehr nahe der Hauptstraße, sodass er gut von
Münster erreichbar war.
Wie die Hofanlage vor der Übernahme durch die Fa-
milienstiftung im Jahre 1734 aufgeteilt, bebaut und in
ihrer Umgebung gestaltet war, ist nicht im Detail
bekannt, kann aber in Ansätzen aus Hinweisen in der
seit der Mitte des 18. Jahrhunderts sehr gut nachweis-
baren Struktur der Anlage erschlossen werden. Offen-
bar sind mit der Übernahme des gesamten Hofes in
die Verwaltung der Stiftung 1746 Baumaßnahmen
eingeleitet worden, von denen sich noch der Neubau
der Borg in den Jahren 1748-1750 und der Scheune
im Jahre 1750 aus den Akten belegen lässt.
Detaillierte Informationen hierzu liegen für das Jahr
1751 vor: In diesem Jahr wurde ein Gesamtinventar
des Stiftungsgutes aufgenommen, wozu auch vor Ort
neu vermessene Pläne gehörten.7 Sie dokumentieren
die Größe, Lage und Umgebung der einzelnen
Ländereien sowie die eigentliche Hofanlage mit der
Gestaltung ihrer umgebenden Wege, Wasserflächen,
Gärten und Wiesen sowie den dort befindlichen Bau-
ten. Die Zeichnung scheint den Zustand nach Ab-
schluss der in den Jahren zuvor vorgenommenen
Ausbauten auf der Hofanlage festzuhalten: Doku-
2 Haus Lütke Rumphorst bei Telgte. Ausschnitt aus dem 1751 gezeichneten Gesamtplan des Gutes mit Darstellung der
Hofanlage (Norden oben): Die westliche (linke) Hälfte der Anlage umfasst den verpachteten Bauernhof mit einer zu diesem
Zeitpunkt nur noch teilweise erhaltenen Gräfte. Das im Jahre 1800 durch einen Neubau ersetzte Haupthaus zeigt einen öst-
lichen Anbau, der nach archivalischen Nachrichten einen der Herrschaft vorbehaltenen Wohnsaal aufnahm. Die östliche Hälfte
der Hofanlage wird von der umgräfteten „Borg" mit anschließendem Garten eingenommen und sollte dem Sommer-
aufenthalt eines Priesters aus der Familie dienen.